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Friedrich 10.02.2010 16:15

Todesursache "extremis moribundorum"
 
Hintiberi

Ich nehme an, daß "extremis moribundorum" die Todesursache ist, aber was genau ist das?!

Christian Benz

extremis moribundorum s[acra]m[en]t[i]s praemunitus
= zuvor mit den letzten Sterbesakramenten versorgt

Friedrich 10.02.2010 16:17

Latein. Sterbeeintrag von 1800
 
Hintiberi

Jahr aus dem der Begriff stammt: 1800
Region aus der der Begriff stammt: Störmede, Geseke
Ich bin schon wieder auf einen merkwürdigen Eintrag im Sterberegister gestoßen:
Novembris 8
Winoldus Struve vulgo Schramme ex Störmede volens redine Geseca huc domum suam prope Störmede â via abberavit et sequienti die in regione dicta Kuhebrüike inventus est mortus Sepultus est Gesecae 11mâ.

Also: Winold Struve gnt. Schramme aus Störmede ...... wat war mit dem?!
Tot aufgefunden in der Gegend, die Kuhebrüike genannt wird?!? *huch?!*

Friedhard Pfeiffer

Hier ein Versuch ohne jede Garantie:
8. November
Winold Struve, gewöhnlich Schramme aus Störmede lieber wollend [redime ?] Geseke hierher sein Haus nahe Störmede vom Weg abgekommen und am folgenden Tag in der Gegend, die Kuhebrüike genannt wird, gefunden und in Geseke am 11. bestattet worden.

j.steffen

am Anfang ergänze ich (das fragliche Wort müsste redire heißen):
.. wollte von Geseke hierher in sein Haus zurückkehren .. (Rest wie bei Friedhard).

Friedrich 10.02.2010 16:19

Hufner / Hüfner
 
Luise

Bislang habe ich den Begriff "Hufner / Hüfner" einfach nur so hingenommen, doch jetzt würde ich sehr gern wissen, was umfasst der Begriff genau. Also Bauer ist mir ja klar, bedeutet es eine größere oder kleinere Feldgröße?

Christian Benz

wie "groß" eine Hufe (auch Hube = ein "halber Hof") war, ist regional und auch zeitlich(!) unterschiedlich. In den Hofgrößen ("Hoffuß") spiegeln sich nämlich nicht nur die Flächenmaße wider sondern auch die Wirtschaftlichkeit und diese hängt auch mit der Bodengüte, Klima, etc. zusammen. Nach dem Hofmaß richtete sich das Scharwerk und die Abgabenhöhe.
Ohne Kenntnis der genauen Region und Zeit kann man also nicht auf ein bestimmtes Flächenmaß schließen. (Zur ganz groben Größenvorstellung sei daher nur gesagt: eine Hufe = ungefähr 100.000 m². Aber wie oben geschildert, sind erhebliche Schwankungen nach oben und unten möglich.)

Luise

Im ersten Fall betrifft es die Zeit zwischen 1600 und 1650 in Friedrichsluga bei Herzberg an der Elster. Früher gehörte es (so glaube ich) zu Sachsen und heute zu Brandenburg.
Nach dem anderen Fall muss ich daheim erst noch in den Unterlagen nachschauen. Dort ist es auf jeden Fall Thüringen.

Marlies

hier findest Du etwas zur Größe einer sächsichen Hufe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Hufe

Friedrich 10.02.2010 16:24

Kriegsinspektor?
 
miko

Ich habe in Erfahrung bringen können, dass mein Großvater Kriegsinspektor gewesen ist.
Ein weiterer Titel war der eines Oberleutnants (Wehrmacht) bzw. Oberzahlmeister.
So weit, so gut!
Nur was genau steckt hinter der Begrifflichkeit eines Kriegsinspektors?
Was waren seine Aufgaben? Gab es bestimmte Voraussetzungen, um diesen Posten zu bekleiden? Gab es auch einen Oberkriegsinspektor usw.?
War es "nur" eine Verwaltungstätigkeit?

Marlies

war Dein Großvater Inspektor oder Inspekteur? (für den Inspekteur hätte ich ne Erklärung gefunden) :)

miko

Habe gerade keinen Zugriff auf die Daten, kann also gerade nicht genau sagen, ob or oder eur gewesen ist. Ich behaupte mal einfach, dass er Inspektor gewesen ist. Aber trotzdem interessiert mich mal die Erklärung für eur....

Marlies

Inspekteur: in der Armee, (Reichswehr, Bundeswehr usw.) die Dienststelle, die die Leitung der Führungsstäbe, die ranghöchsten aufsichtsführenden Offiziere, des Heeres, der Luftwaffe, der Marine, des Sanitätswesens und es Gesundheitswesens hat. Der Inspekteur leitet die aufischtsführende Behörde.
Inspektor: Aufsichtsperson beim Militär
Quelle: Genealogisch-Etymologisches Lexikon

miko

Die Einordnung der "Dienstgrade" wie die des Inspektors sind mir bekannt. So gibt es z.B. einen Kreisinspektor (A9 besoldet) gefolgt von einem Oberkreisinspektor usw. Durfte ich mal lernen, da ich mal ne Ausbildung im mittleren Dienst gemacht habe ...
Was das militärische angeht, hast du sicherlich den Generalinspekteur gemeint.
Ansonsten gibt es beim Militär - zumindest bei der Bw- keinen vom Namen her lautenden Inspekteur. Hier wäre der Leutnant das Gegenstück zum Inspektor gefolgt vom Oberleutnant (Oberkommissar oder Oberbrandinspektor usw.)
Nur was hat man genau als Kriegsinseptor gemacht?

Friedrich 10.02.2010 16:27

Marlies

am 9. Dez.1887 wird in München getraut: Brumbach Johann, Herkules v. Holenbrunn
Welchem Beruf ging ein "Herkules" nach? Oder ist das einfach nur ein Hinweis auf eine stattliche Figur?

schaefera

nach dem ich mir den Eintrag von Wikipedia durchgelesen habe, vermute ich mal dass der Johann vielleicht ein Turnlehrer von Beruf gewesen sein könnte.

liseboettcher

Vielleicht war er von besonders großer oder kräftiger Statur und trat bei Volksfesten oder auf Jahrmärkten bzw. in einem Zirkus auf? Solche Darstellungen von Leuten, die z.B. dicke Telefonbücher zerrissen o.ä. waren früher sehr beliebt. Das könnte man vermutlich nur im jeweiligen Ortsarchiv erfahren.

Friedrich 10.02.2010 16:33

Französisch
 
Maria H

Jahr aus dem der Begriff stammt: 1810
Region aus der der Begriff stammt: NRW
diesmal habe ich eine Heiratsurkunde in Franzöisch und bitte um Übersetzung.
1. Beruf der Braut
2. Haben an zwei Orten geheiratet ? Kaldenkirchen u. Süchteln
3. Wohnort eines Zeugen ?
4. letzter Absatz, es folgen die Unterschriften
http://forum.ahnenforschung.net/atta...1&d=1220374846http://forum.ahnenforschung.net/atta...1&d=1220374846http://forum.ahnenforschung.net/atta...1&d=1220374846http://forum.ahnenforschung.net/atta...1&d=1220374846

seya

Zu 1. Sie könnte sowas ähnliches wie Serviererin gewesen sein
Zu 3. Er hat uns gesagt der Nachbar eines Ehegatten zu sein
Bei den anderen beiden bin ich mir nicht sicher deswegen schreib ich es lieber nicht hin :D.
Außerdem die anderen sollen auch noch ihren Spaß haben :D
Es gibt auch Internetseiten wo du denn Text überstezen lassen kannst.
www.leo.org (Wörterbuch)

Svenja

1. Ich lese laboureuse, könnte Arbeiterin heissen
3. Ruben hat Recht, voisin bedeutet Nachbar
2. Ob sie an beiden Orten geheiratet haben ist mir nicht ganz klar.
Aber die Ehe wurde an beiden Orten zweimal verkündet.
4. Die Ehepartner erklärten, dass sie nicht schreiben können.
Nachtrag zu 1:
labourage = das Pflügen, Umgraben, Ackern
labourable = (Boden) bestellbar, kultivierbar
labourer = pflügen, umgraben; bestellen, bearbeiten
laboureur = Pflüger
somit müsste laboureuse = Pflügerin sein
laut meinem Wörterbuch gibt es diese Form aber nicht.

seya

Ich konnte noch zu 3 lesen das die Ehe zum ersten Mal in Süchteln vllt. am 3 und in Kaldenkirchen am 20 bekannt gemacht worden ist und zum zweiten mal in süchteln am 20.9 und in Kaldenkirchen am 27.9 (was hintendran steht kann ich leider nicht entziffern vllt aber le couvert).
Der letzte selbst geschriebne Satz dürfte der Ehespruch sein weil Vergangenheit und Zukunft erwähnt werden.

Maria H

Svenja
1. Deine Vorschläge könnten passen, da der Ehemann "Cultivateur" Ackerer war. Und die Form, na ja wir wissen ja bei der Schreibweise ist damals alles möglich gewesen.
Ruben
2. Ja, ich glaube Nachbar ist richtig.

j.steffen

den letzten Absatz lese ich:
entendu le consentiment des pères des futurs époux à le présent
= nach erteilter Zustimmung der Eltern der zukünftigen Eheleute zu der gegenwärtigen [Eheschließung]

ubbenkotte

in den Niederlanden war es bei einer Heirat notwendig, dass die Ehe an den drie vorhergehenden Sonntagen ausgerufen wurden. Ausserdem wurde ein Plakat aufgehängt, auf dem stand, dass man heiraten wollte. Wahrscheinlich kommt "Dein" Ehepaar aus zwei verschiedenen Gemeinden und musste die Ehe an zwei Stellen plakatiert werden.

Svenja

Das was J. Steffen schreibt ist korrekt (ausser pères = Väter), es handelt sich um den letzten Satz im 2. Bild.
Ich denke aber, dass du nach dem letzten Satz im 4. Bild gefragt hast.
Hier die ganze Übersetzung dieses Satzes:
Und die genannten Zeugen und Vertragsparteien haben mit uns diese Urkunde unterzeichnet, nachdem man sie ihnen zu Lesen gegeben hatte / nachdem sie von ihnen gelesen worden war.
Handschriftlich hinzugefügt: Mit Ausnahme der Eheleute, die erklärt hatten nicht schreiben zu können.

Friedrich 10.02.2010 16:34

Lateinische Wörter: in extremitate Coemiterii ...
 
Luise

ich habe hier einen Auszug aus einem Sterbeeintrag. Leider habe ich damals keinen Fotoapparat dabei gehalt und es nur abgeschrieben. So weiß ich auch nicht, ob ich das Lateinische richtig entziffert habe. Ich zeige es euch trotzdem:
„9.4.1725 ist der Schuster und Einwohner des abends in extremitate Coemiterii auf Befehl des kurfürstlich-mainzischen Gericht fine tux et Crux begraben worden, nachdem er den 5. im Beyzapfen von einem anderen Schuster tödlich erstochen worden“

j.steffen

der Tote ist in extremitate coemiterii = am Rande des Friedhofes begraben worden, u. zwar sine lux et crux, d. h. etwas küchenlateinmäßig formuliert : ohne Licht u. ohne Kreuz, also ohne kirchliche Weihen, "üblich" bei Selbstmördern oder wie hier offenbar Mordopfern.

Friedrich 10.02.2010 16:36

Latein
 
Maria H

Jahr aus dem der Begriff stammt: 1786
Region aus der der Begriff stammt: NRW
bei der folgenden Abbildung handelt es sich um einen KB Ausschnitt eines Taufregisters. Die 3 Wörter stehen zwischen 2 Paten.
Kann mir bitte jemand die lateinischen Wörter übersetzen?

Friedhard Pfeiffer

cujus vices suppleverit
dessen Platz wird ergänzt haben

Schlumpf

..wird bei Taufpaten angewendet, die bei der Taufe verhindert waren und daher
vertreten werden mussten.
Cujus loco stetit oder cujus vices suppleverit oder sowas.

Maria H

ich habe nun ein etwas größerer Ausschnitt mit den Namen eingestellt. Wer hat wen vertreten? Anna Hauss die Catharina Stüper oder umgekehrt?
http://forum.ahnenforschung.net/atta...1&d=1220374846

Friedhard Pfeiffer

........ Patrini Joannes Schreifels et Anna
Hauß, cujus vices supplevit (Berichtgung: nicht supllev"er"it) Catharina Stüper
Paten [waren] Johann Schreifels und Anna
Hauß, an deren Stelle ergänzte Catharina Stüper

Friedrich 10.02.2010 16:38

Lat. Heiratseintrag (1791)
 
Hintiberi

Ich habe hier mal wieder einen lateinischen Heiratseintrag - der Hauptteil, also wer mit wem verheiratet wurde, Trauzeugen etc. krieg ich noch selber raus, aber das Drumherum fehlt mir - ich tippe am besten den Eintrag komplett ab, und die Sachen, die ich nicht unbedingt deuten kann unterlege ich mal in blau!
Vielen Dank für eure Übersetzungshilfen!
1791, 14tâ Maji praemissis 3bus proclamationibus visisqs dimisorialibus d. R. D. Pastoris Consbruck in Erwitte Joannes Bernardum Vorthmann ex Stirpe natum Ludovici Vorthmann et Elisabetha Arendmöller et Annam Gertrudem Wendt. v. Lüning natam Conradi Wendt et Maria Catharina Pilgrim nullo allato impedimento canonnico, praesentibus testibus Joe Henrico Hönemann et Joe Henrico Degener conjunxi matrimonio per verba depresenti.

Friedhard Pfeiffer

1791, den 14ten Mai, nach dreimaliger Proklamation und gezeigter Entlassung ??? d. R. D. des Pfarrers Consbruck in Erwiite habe ich Johann Bernhard Vorthmann aus Stirb[k]e [Kreis Lippstdt, Kirchspiel Erwitte] gebürtig [als Sohn] des Ludwig Vorthmann sowie der Elisabeth Arendmöller und Anna Gertrud Wendt aus Lüning [Kreis Elberfeld (heute Wuppertal), Kirchspiel Kettwig] gebürtig [als Tochter] des Konrad Wendt sowie der Maria Katharina Pilgrim mit keinem kirchlichen Hindernis behaftet ??? unter den anwesenden Zeugen Johann Heinrich Hönemann und Johann Heinrich Degener getraut [wörtlich: zur Ehe verbunden] durch Worte in [meiner] Anwesenheit ???.

Hintiberi

Aus Wuppertal stammt die Dame sicher nicht, das "v. Lüning" steht hier für vulgo, also den Hofnamen; den Heiratseintrag der Eltern habe ich auch schon gefunden (1754), den Taufeintrag der Gertrud Wendt (wohl um 1755) allerdings nicht - das erste Kind von Konrad Wendt und Katharina Pilgrim , das ich im Kirchenbuch finden konnte, wurde erst 1763 geboren... sehr seltsam! :roll:

Friedrich 10.02.2010 16:41

Lat. Sterbeeintrag (1780)
 
Hintiberi

Hier noch ein weiterer Sterbeeintrag, aus dessen letzten Worten ich nicht so schlau werde.
1780, 17 martii obiit Maria Catharina Wendt nata Pilgrim. Sstis moribundorum Sacramentis rité prius Zobocata (oder: 2obocata?) aetatis suchaó 57mo conjugii vigesimo 6to.

Friedhard Pfeiffer

1780, [am] 17. März starb Catharina Wendt, geborene Pilgrim versehen mit den gewöhnlichen Sterbesakramenten Zobocata ??? im Alter suchaó ??? von 57 [Jahren ?] im 26. Ehejahr.

Hintiberi

Wow... im 26. Ehejahr?!
Das paßt: Den Heiratseintrag finde ich im Jahre 1754!
Dieses "Zobocata" kann ich überhaupt nicht deuten, das "suchao" (oder ähnlich habe ich in anderen Einträgen auch gesehen, wird also nichts "Besonderes" sein, vermute ich.

Schlumpf

Anmerkung:
..rite prius roborata, aetatis suae 57..
Also: mit den gewöhnlichen (oder gebräuchlichen) Sterbesakramenten gestärkt, ihres Alters 57...

Friedrich 10.02.2010 16:43

Lat. Sterbeeintrag (1807)
 
Hintiberi

Ich bin's nochmal, diesmal mit einem Sterbeeintrag - mir geht's wiederum vorrangig um das blau unterlegte!
Anno Christi incarnati 1807
16tâ Martii piz obiit moribundorum Sacramentis praemunita Gertrudis Wendt conjugata Vorthmann v. Lüning Sub Nr. 32 annorum 50 quo 18vâ ejusdem consepulta. R.J.s.
(das letzte bedeutet wohl "...die am 18. beerdigt wurde" - aber wofür steht "consepulta"?)

Friedhard Pfeiffer

Etwa:
Zu Beginn des Jahres 1807
16ten März ??? starb mit den Sakramenten versehen Gertrud Wendt verheiratete Vorthmann aus Lüning unter der Nummer 32 50 Jahre [que =] und wurde am 18ten desselben [Monats] bestattet. R. J. s.

p. s.
consepulta heißt "zusammen" bestattet. Es könnte als am gleichen Tag eine weitere Beerdigung stattgefunden haben.

Hintiberi

Wofür könnte dieses "R.J.s." (das "s" war schlecht geschriben, daher bin ich nicht sicher, ob es wirklich ein s war) stehen?!
Ich werde beim nächsten Mal nochmal nachschauen, ob es am selben Tage noch eine Beerdigung gab.

Schlumpf

..müsste
pie obiit = fromm verstarb ....
und R.I.P = requiescat in pace=
sie ruhe in Frieden ( ruhe sanft )

Friedrich 10.02.2010 16:46

Lat. Heiratseintrag (1781)
 
Hintiberi

Wieder ein Heiratseintrag - für eure Hilfe bin ich sehr dankbar
--> eine Übersetzung für das blau unterlegte reicht mir vollkommen! :)
Annus Domini 1781
15tâ Januarij praemissis testibus proclamationibus visisq Dimissorialibus â R.R.R.D.D. Parochis Domini Bodenheur in Horn et Dno Reising in Ostinghausen nulloque legitimo impedimento allato Conradum Went viduum natum Christophori Went et Gertrudis Jungman et Annam Margaretham Kellerhoff ex Ostinghausen natam Jodoci Kellerhoff et Elisabetha Soethoff Solemniter per verba de praesenti matrimonio conjunxi praesentibus testibus joanne victore Fleige condicto Becker et Winoldo Wolldemeiner condicto Lüning.

Friedhard Pfeiffer

[visisq"ue"] und gesehener Entlassung durch R. R. R. D. D. Pfarrer Dominus Bodenheuer in Horn [Kreis Lippstadt, Kirchspiel Horn] und Herrn Reising in Ostinghausen [Kreis Soest, Kirchspiel Ostinghausen] und durch kein gesetzliches Hindernis bereit
habe ich feierlich durch Worte [besser vielleicht: Hochzeitspredigt] gegenwärtig getraut

Hintiberi

Weißt Du zufällig, was dieses "R.R.R.D.D." bedeutet?! Gehört das zum Titel des Geistlichen, oder hat diese Buchstabenfolge etwas anderes zu bedeuten?!

j.steffen

ich nehme an, die Abk. "R.R.R.D.D." heißt Reverendissimis Dominis (oder andere Kasus-Endungen), also die höchstzuverehrenden Herren.

das haben die nicht über sich selbst geschrieben, sondern über die hochzuverehrenden Kollegen Pfarrer, die den Entlassbrief (dimissoriale) erteilt hatten für die Trauung in der anderen Gemeinde.
Ist also nur kollegiale Höflichkeit, ohne besonderen Duft :wink:

Hintiberi

Undweshalb soviee R. und D.?! Für jeden Herren eins?! Dann ist eine von dreien wohl hochzuverehrend, aber kein Herr (nur 2xD.)

Schlumpf

Anmerkung: „per verba de praesenti“ ist eine formelhafte Wendung, vgl. Denziger- Schönmetzer, Enchidridion symbolorum, definitioneum et declarationum editio
VII
XXXIV, u.a. Freiburg 1967, 1327:“Causa efficiens matrimonium regulariter est mutuus consesus per verba de praesenti expressus“ (Die Wirkursache der Eheschließung ist in der Regel das durch (vernehmbare) Worte in der Öffentlichkeit ausgedrückte gegenseitige Ein-verständnis).

j.steffen

so genau weiß ich das auch nicht, logisch wäre aber etwa folgendes:
R.D. = Reverendus Dominus = 1 ehrwürdiger Herr
RR.DD. = Reverendi Domini = 2 (oder mehrere) ehrwürdige Herren
RRR.DD. = Reverendissimi Domini = 2 (oder mehrere) höchst ehrwürdige Herren; dies aber ohne Garantie, dürfte auch vom genauen Stand innerhalber der kirchl. Hierarchie abhängen.

Friedrich 10.02.2010 16:52

DaniJ

Jahr aus dem der Begriff stammt: 1820
Region aus der der Begriff stammt: Grabow Kr. Sorau, KB Niewerle
ich hab da mal eine Bitte. Im o.g. Kirchenbuch stoße ich immer wieder auf den Wortlaut "nach der Nahrung". Das steht immer in Verbindung mit Nachnamen. Ich habe euch mal ein Beispiel angehangen. Steht da wirklich Nahrung?! Und wenn ja, was hat dies zu bedeuten?! Bin total ratlos ...

Joachim v. Roy

Sie haben durchaus recht, es heißt wirklich „nach der Nahrung“.
Ich vermute, daß im vorliegenden Fall der „Gärtner in Grabow“ Hans Christoph Hallex seinen Lebensunterhalt nicht als Gärtner, sondern als „Schultze“ (= Bürgermeister) verdiente, er sich also von dem Geld, das er als Schulze erhielt, „ernährte“. Könnte eine solche Annahme zutreffen?

Dani

leider denke ich nicht, dass dies zutrifft, da es in dem Kirchenbuch auch noch weitere Personen gibt, die auch "nach der Nahrung" einen anderen Namen trugen.
Zum Beispiel: [...] Gottlieb Kulke, nach der Nahrung Hallex [...]
Und da Hallex ja ein eindeutiger Name und kein Beruf ist, sollte Ihre Erklärung leider nicht zutreffen ... was Schade ist, da dieser Wortlaut wirklich extrem oft in den Kirchenbüchern von Niewerle auftaucht. Und vor allem in so vielen verschiedenen Familien ...

Marlies

auf welchen Urkunden taucht denn dieses "nach der Nahrung" auf?
Taufe/Heirat/Sterbeurkunde?

Dani

"nach der Nahrung" taucht sowohl in Tauf-, Trauungs- als auch in Sterbeurkunden auf.
Mir ist aufgefallen, dass dieses "nach der Nahrung" immer nur bei Männern steht ...
Ein paar Beispiel mal vorab (ich werde mich bemühen, die Originale heute abend einzuscannen und morgen hier einzustellen):
(1) Tauf-Nachrichten 1820 KB Niewerle:
Name, Stand und Wohnort des Vaters
Hans Christoph Hallex, nach der Nahrung Schultze, Gärtner in Grabow.
(2) Trauungs-Anzeigen 1820 KB Niewerle:
Name des Bräutigams
Gottfried Noack, Maurergesell in Brinsdorf, Christian Noack's, nach der Nahrung Höhne, Bauers in Brinsdorf, dritter ehelicher Sohn. 26 Jahre alt.
(3) Todten-Anzeigen 1836 KB Niewerle:
Name des Verstorbenen
Hans Christoph Lehmann
Bürgerliche Verhältnisse des Verstorbenen
nach der Nahr. Noack, Gärtner in Grabow

Irmgard

die Bezeichnung 'nach der Nahrung' dürfte gleichbedeutend sein mit 'nach dem Hof (=Namen)' oder findest du auch 'genannt' bzw. 'vulgo'?

Dani

also 'genannt' oder 'vulgo' habe ich in Verbindung mit 'nach der Nahrung' noch nicht finden können.

Hintiberi

ch vermute wie Irmgard, daß es sich jeweils um den Hofnamen handelt - versuche mal herauszufinden, ob es früher und viell. sogar heute noch Höfe und/oder Hausstätten mit jenen Namen in Deinem Suchort gibt.
Zusätzlich hier ein Auszug aus dem Wörterbuch der Brüder Grimm, Stichwort "Nahrung":
Zitat: d) nahrung oder ackernahrung, ein ackergut, eine landwirtschaft, die den inhaber als selbstständigen ackerwirt ernährt. [...]
wegen regulierung der gutsherrlichen und bäuerlichen verhältnisse vom 29. mai 1816 (gesetzsamlung für das königreich Preuszen 1816 s. 154 ff.) wird dafür neben einander bäuerliche nahrung, bäuerliche stelle, ackernahrung und bauerhof gebraucht: besitzer bäuerlicher nahrungen.
artikel 1; um das schwankende des begriffs der bäuerlichen stellen zu ergänzen, verordnen wir, dasz den bestimmungen des edikts diejenigen bäuerlichen stellen unterliegen, bei welchen sich gleichzeitig folgende eigenschaften finden:
a) dasz ihre hauptbestimmung ist, ihren inhaber als selbstständigen ackerwirth zu ernähren.
artikel 4; es sind davon ausgeschlossen:
a) die dienstfamilien - etablissements im gegensatze der ackernahrungen. müssen von der stelle dem gutsherrn spanndienste geleistet werden, oder hat der besitzer bisher gewöhnlich zu deren bewirthschaftung zugvieh gehalten, so ist sie eine ackernahrung;
b) die aus vorwerksland .. gebildeten, für sich bestehenden ackernahrungen u. s. w.
artikel 5; sind mit einem bauerhofe besondere, nicht auf den landbau, sondern auf andere nahrungen abzweckende etablissements oder gerechtigkeiten, als mühlen, schmieden, krüge u. s. w. (s. b) verbunden, so finden die vorschriften des edikts zwar auf die bestandtheile des bauerhofes anwendung, wegen der zugelegten nahrungen .. behält es aber bei dem besondern deshalb bisher bestandenen rechtsverhältnisz sein bewenden.
artikel 8; die provinz Preuszen weist ungefähr 23000 spannfähige nahrungen, Posen 48000, Pommern 21000, Schlesien 69000, Brandenburg 49600 und Sachsen über 50000 auf. Frankf. journal vom 14. jan. 1873 hauptblatt (bericht über die sitzung des preusz. abgeordnetenhauses vom 11. jan. aus der rede des abgeordneten W. LÖWE, der mir brieflich mittheilt, dasz das wort fast nur in den östlichen provinzen für 'kleine landwirtschaften' vorkomme und dasz es auch von ihm in seinem antrage auf theilung der domänen in kleine wirtschaften, wo es sich besonders um die östlichen provinzen handelte, nur in diesem sinne gebraucht worden sei).

roi

Ich denke auch, dass es sich um Hofnamen handelt - aber nicht unbedingt im Sinne der Genannt-Namen, sondern eher als Arbeitgeber - sozusagen als Adresse, auf welchem Hof der Betreffende gelebt und gearbeitet hat.
Wenn das stimmte, kämen aber weniger Familienväter, sondern eher Knechte in Betracht (wo blieben dann die Mägde?) oder es könnte auch um die Familien der Landarbeiter (Heuerlinge) gehen, die in der Regel bestimmten Höfen zugeordnet waren und ein Haus bewohnten, das zum Hof gehörte.
Ich habe aber den Ausdruck auch noch nie gehört - ist also nur eine Überlegung.

Silanna

aus dem deutschen Wörterbuch die Definitionen von Nahrung:
Lebensmittel
Unterhalt
Gewerbe
Brennstoff
Gerbebrei
Antrieb
Bauernhof
wobei ich mich der Erklärung von Joachim v. Roy anschließe, denn wenn man den Begriff Gewerbe mit Beruf übersetzt, wäre es einleuchtend:
Hans Christoph Hallex
von Beruf Schultze
Gärtner in Grabow.
Vielleicht gehörte der Ausdruck "auf der Nahrung" zu der Standessprache in dieser Region, so wie Mundarten oder Spracheigenarten.

Strobo

Ich hab mal unsere Uroma gefragt, sie meinte das würde wohl bedeuten, dass jemand bei einem anderem in Brot stand, also der andere für ihn gesorgt hat.
Heute würde man sowas wohl "Arbeit gegen Kost und Logis" nennen.
Genau weiss sie es aber auch nicht.

liseboettcher

Ich hatte "die Nahrung" auch früher nie gehört, da die meisten meiner Vorfahren aus Mitteldeutschland stammen. Erst als ein Vater aus Benau Krs. Sorau/ jetzt Polen, also etwa Niederschlesien? auftauchte, kam im Bericht über seine Abstammung die Bezeichnung "Nahrung" vermutlich als Bauernhof-Bezeichnung mehrfach vor. Es ist also sicherlich eine Bezeichnung, die landschaftsbezogen verwendet wird.

Friedrich 10.02.2010 16:57

Begriffsklärung "Copulierte" und "Dimittierte" im Kirchenbuch
 
Alex71

Es geht darum, dass ich gerade in dem "Ehebuch der Reformierten Gemeinde Wermelskirchen (anfangend auf 1767)" recherchiere. Darin ist jedes neu beginnende Jahr mit "Copulierte und Dimittierte 17XX" überschrieben.
Dass mit "Copulation" die Trauung gemeint ist, kann ich mir ja noch zusammenreimen. Aber was bedeutet in diesem Zusammenhang "dimittiert"? Einige Traueinträge beginnen denn auch mit dem Hinweis: "nach Sowieso dimittiert: ..." (wobei "Sowieso" für einen beliebigen Ort steht).
Zwei Beispiele von kompletten Traueinträgen zur Veranschaulichung:
Beispiel 1 (unter März 1782): "31. nach Dabringhausen dimittiert: Joh. Sebastian Eckstein in der Stadt Schlitz und Catharina Gertrud Steffens hier getauft."
Beispiel 2 (unter März 1777): "23. wurden nach Remscheid dimittiert: Johann Peter Neitzert zu Puderbach im Dierdorfschen und Anna Catharina Boelefeld zu Remscheid getauft."
Ich habe noch ein 3. Beispiel gefunden, wo an eine Person dimittiert wird. In einem Eintrag unter Juli 1785 heißt es:
"21. an Herrn P. Missionarium dimittiert: Johannes Josef Schmitz zu Meikenheim und Clara Catharina Kiel, hier getauft."
Mein Fremdwörterbuch erklärt "dimittieren" mit "entlassen, verabschieden". Könnte es sich also jeweils um Wohnortwechsel handeln? Das 3. Beispiel würde dieser Deutung allerdings widersprechen.

Udo Wilhelm

folgendes fand ich für Dimittiert
dimittieren (lateinisch):
entlassen, ausschließen (aus Schulen, studentischen Verbindungen).
dimittieren:
zwecks Eheschließung in eine andere Pfarre entlassen,
aus einem Dienstverhältnis entlassen
Dimittieren (lat.), entlassen, verabschieden; Dimitténd, ein zu Entlassender;
im Schulwesen s. v. w. Abiturient.

Alex71

Allmählich bekomme ich mehr Klarheit. Ich verstehe es jetzt so, dass der Teil des Brautpaares, für dessen Kirchenbucheintrag eigentlich Wermelskirchen zuständig war, an die für den Brautpartner zuständige Pfarrei überwiesen wurde, wenn die Brautleute aus unterschiedlichen Orten kamen und sich in dem Ort trauen lassen wollten, in dem der nicht in Wermelskirchen ansässige Partner lebte.
Mir fällt auch gerade auf, dass in den Traueinträgen mit Hinweis auf dimittiert keine Trauzeugen aufgeführt sind.
Wenn ich das jetzt weiterdenke, müsste doch in dem Ort, nach dem dimittiert wurde, ebenfalls ein Kirchenbucheintrag des jeweiligen Paares mit demselben Datum zu finden sein.

roi

An dem Ort, zu dem dimmitiert wurde, fand gewöhnlich die Hozeit statt und da sollte es auf jeden Fall einen entsprechenden Eintrag geben.
Noch ein Bemerkung in dem Zusammenhang:
Die Mormonen unterscheiden im Internet (IGI) nicht nach Hochzeit und Dimmitierung. Es hat mich beim ersten Mal ganz schön verwirrt, das dass gleiche paar offensichtlich kurz hinter einander an zwei verschiedenen Orten geheiratet haben soll! :roll:
Inzwischen gehe ich davon aus, dass es sich beim ersten Datum gewöhnlich um eine Entlassung und beim zweiten um die Hochzeit handelt und suche das dann entsprechend in den Kirchenbüchern.

Alex71

Ich muss also weitere Kirchenbücher heranziehen, um das tatsächliche Trauungsdatum herauszufinden. Ohne Udos und Deine Hilfe hätte ich wahrscheinlich wie die Mormonen auch keinen Unterschied zwischen "Copulation" und "Dimittierung" gesehen.

Schlumpf

Nun denn, sowas ist vielleicht etwas kompliziert. Latein ist bei Protestanten nicht so präsent.
Hier dreht es sich um 2 lutherische und eine reformierte Gemeinden im Hzm Berg. Das ist insofern interessant, weil es sich um Jahrgänge nach 1770 handelt.
Das KB Wermelskirchen (ref) 1767 nennt Copulierte und Dimittierte.
Copulierte sind die Brautleute, die in der Pfarrei Wermelskirchen geheiratet haben. Dimittierte bekamen einen Losschein (Dimissio) zum Pastor der jeweiligen Gemeinde um dort die Ehe eingehen zu können. Manchmal wird sowas auch " Taufzeugnis" genannt. Das ganze Prozedere ist so eine Sache und mutet etwas katholisch an. Nun denn, das ganze Hzm Berg ist sowieso ein einziger konfesioneller Flickenteppich.
Der Grund für solches war ein Erlass des Pfälzer Kurfürsten Carl Theodor vom 18.11.1769. Darin wird dieses Prozedere vorgeschrieben. Die Brauleute hatten sich also im Heimat- und im Wohnort proclamieren (verkündigen) zu lassen und beide Pfarrer hatten die Brautleute zu beurkunden.
Dabei sind bei einer Dimissio (meistens) bei der auswärtigen Person die Eltern nicht überliefert. Zeugen fehlen ebenfalls öfters.

Alex71

Bei mir ist damit nun die Frage aufgekommen, ob denn die Brautleute die Konfession der Gemeinde annehmen mussten, nach der dimittiert wurde. Wenn also die Trauung z. B. in Dabringhausen stattfand (s. obiges Beispiel 1), mussten dann beide Brautleute lutherisch sein, oder war man so tolerant, auch einen Reformierten zur Trauung zuzulassen, wenn wenigstens der Brautpartner lutherisch war?

Schlumpf

....Moment, so schlimm ist das nun auch wieder nicht. Das Wörtchens "Dimittiert" oder " Dimissus est ... ad pastorem in ..... RD. ..." bedeutet nur, dass jemand aus der eigenen Pfarrei in einer anderen Pfarrei geheiratet hat oder gedachte dort zu heiraten.
Im Allgemeinen war das so eine Sache: Konfessionsverschiedene Ehen bei den Protestanten. Ich kenne das nur von den Vorfahren meiner Frau:
Es war wohl im Wuppertale ( Elberfeld, Ronsdorf) schlimmer, wenn ein Reformierter eine Lutherische heiratete, als wenn er eine Katholische zur Frau genommen hätte. Dennoch kam es sehr häufig vor, dass zwischen den beiden prot. Konfessionen hin und her geheiratet wurde.
Dann steht aber im KB immer der Passus: Lutheranus (Lutherang) oder Ultquatorix = lutherisch
Calvinsche oder Cavinsche = reformiert bzw Papist = katholisch
Was mich aber nun doch völlig irritiert: Ich bin nun kein Freund der Mormonenforschungen. Aber ich hätte doch gedacht, dass man im IGI oder anderen Dateien den Unterschied gekannt hätte.

Hintiberi

ich möchte hier keine Lanze für die Mormonen brechen, aber zum IGI sei soviel angemerkt:
Die Mormonen haben etliche Kirchenbücher verfilmt, diese sind z.T. in den Forschungsstellen der Mormonen einsehbar und auf diesen Filmen findet man eben genau das wieder, was auch im Kirchenbuch steht - es ist eine photomechanische Wiedergabe, eine Ablichtung.
Der IGI ist ein von diversen Quellen zusammengesetzter Index von Namen für getaufte und geboren Personen, nach den jeweiligen Ortschaften sortiert; das ist das, was man in der Datenbank der Mormonen finden kann - nicht mehr, und nicht weniger.
Dort sind also nur registerhaft die wichtigsten Namen und Daten angegeben; also Heirats- und Taufdaten, die Namen der Getrauten und Getauften (letztere üblicherwesie mit Namen der Eltern).
Der IGI unterscheidet deshalb nicht nach Dimittierten und Copulierten, weil lediglich die Grunddaten der Einträge erfaßt sind - wobei ich Schlumpf hier vollkommen zustimmen muß:
Der IGI eignet sich keinesfalls zur Familien- und Ahnenforschung - ABER: Der IGI gibt Hinweise!
--> Man kann im IGI nach seinen Suchnamen oder in seinen Suchgebieten schauen, ob vielleicht schon Einträge als Index vorliegen und so manchmal schon ein Datum als Anhaltspunkt vorfinden - aber NACHSCHAUEN sollte man diese immer anhand der Kirchenbücher oder der Verfilmungen - nur hier gibt es die ganzen Daten, neben dem Tauftag oft auch den Geburtstag, und v.a. die Taufpaten, Trauzeugen und auch die evtl. Randvermerke sowie eben der Vermerk, ob es sich bei Heiraten um die tatsächliche Trauung oder aber um die Dimissio handelt. Bei letzterer dann eben üblicherweise der Hinweis, in welchen Ort der zu Copulierende entlassen wurde.
Neben den Taufeinträgen ist nicht selten der Todestag vermerkt, was dann auch das Auffinden desselben vereinfacht - zumal die Sterbedaten von den Mormonen nicht erfaßt werden (allenfalls beiläufig).

Friedrich 10.02.2010 16:58

Erbbeständer
 
wolli222

Jahr aus dem der Begriff stammt: ca. 1800
Region aus der der Begriff stammt: Hessen

habe gerade erfahren, dass einer meiner Vorfahren ein Erbbeständer war.
Kann mir jemand ne schöne Erklärung für diesen Begriff geben. Bei Google fanden sich nicht so tolle Einträge

Marlies

lt. genealogisch-etymologischem Lexikon: Erbpächter=Erbbeständer
Er hat das Nutzungsrecht und Verkaufsrecht eines Bauerngutes. Der Erbpächter hatte bei Abschluß und der Übernahme das Erbbestandsgeld bezahlt. Jährlich wurde ein Erbzins bzw. Erbbestandsgeld in Naturalien oder Geld an den Oberherren, Erbherren des Gutes fällig. Bei irgendwelchen Veränderungen des Erbpächters mußte die Erbpacht und ein laudenium (Handlohn) bzw. mortuairium (Todfall) gezahlt werden. Mit der Bauernbefreiung wurde die Erbpacht (bis auf Mecklenburg) beseitigt.

Friedrich 10.02.2010 19:24

Alter: quatre vingt trois
 
Maria H

Quelle bzw. Art des Textes: Sterbeurk.
Jahr aus dem der Text stammt: 1810
Ort/Gegend der Text-Herkunft: Viersen/NRW
ich habe hier eine Sterbeurk. in franz. das Alter des Verstorbenen ist so angegeben:
age de quatre vingt trois ans
40 20 3 = 63 Jahre ????

BenediktB

quatre = 4
vingt = 20
trois = 3
d.h. 4x20 + 3 = 83 :wink:

Friedrich 10.02.2010 19:29

Latein, Hochzeit: praevia censura parochiati copulirt
 
wolli222

Jahr aus dem der Begriff stammt: 1819
Region aus der der Begriff stammt: Hessen
ich habe hier einen Eintrag aus einem Traubuch von 1819.
Das was auf Latein geschrieben wurde ist nicht unbedingt wichtig, ich würde aber trotzdem gern wissen, was es genau bedeutet. Ich habe nur in etwa eine wörtliche Übersetzung geschafft.
"praevia censura parochiati copulirt"

Friedhard Pfeiffer

praevius, -a, -um = vorausgehend
censura, -ae = Zensur, Prüfung
parochiatus = zum Pfarrer gehörig
copulirt = [zur Ehe] verbunden
Hier also "wurde nach vorausgehender Prüfung des Pfarrer getraut"

Friedrich 10.02.2010 19:31

Hochzeit/Trauung: porfestionieren?
 
Glindmeyer

Was bedeutet im Zusammenhang mit einer Heirat "porfestionieren"?
Jahre: 1775/1780, Gegend: Westfalen

Marlies

Lesefehler ausgeschlossen? Es wäre gut, wenn Du uns den ganzen Eintrag zur Verfügung stellen könntest, damit wir den "Zusammenhang" erkennen können. Z.B in welcher Spalte des Kirchenbucheintrages dieses Wort steht.

Glindmeyer

ich hatte geglaubt, daß dieser Ausdruck anstelle copuliert steht, da es sich bei dem betr. Paar um einen Witwer/ Vidius und eine Witwe/Vidia handelte, aber wenn ich jetzt die ganzen Kirchenbuchseiten ansehe, dann wird der Ausdruck auch bei Heirat von Juv. also Jungesellen verwendet
Aber ich sehe jetzt den Unterschied: Möglicherweise fanden die Trauungen nicht in der Kirche sondern zu Hause statt.
Ich würde also definieren: porfestioniert = (por/pour) zusammengefügt

Friedrich 10.02.2010 19:32

Eheschließungen
 
Raschjutta

was hieß es im 18. oder 19. Jahrhundert in der katholischen Kirche wenn man
2. Grades verwandt war.
Es können ja wohl nicht Schwester und Bruder gewesen sein.

Marlies

schau mal hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Verwandtschaftsbeziehung

Friedrich 10.02.2010 19:34

in tegularia
 
Monika Holl

habe den Zusatz "in tegularia" nach einer Berufsbezeichnung gefunden. Ich weiss, dass tegula = Dachziegel bedeutet. Aber die korrekte Bedeutung mit Beruf voran und weshalb überhaupt erwähnt, weiss ich leider nicht.

Marlies

wie lautet denn die Berufsbezeichnung?

Doc

"tegularia" heisst Ziegelei!

Monika Holl

da gibt es mehrere Einträge.
1. civis et cauponis in tegularia
2. civis in tegularia et textoris
3. civis in tegularia
Es gibt aber in der Nähe ein Ort mit Namen Ziegelhausen (heute Stadtteil von Heidelberg). Ich meine zu wissen, dass dort mal eine Ziegelei stand (oder gab es diese überall?) Ist aber doch ca. 10km entfernt vom Dilsberg (bei Neckargemünd - 20km von Heidelberg). Ich dachte, dass sich die Ausübung des Berufes auf "tegularia" bezog, aber anscheinend hat er dort auch gewohnt. Die Taufen der Kinder sind im KB von Dilsberg erwähnt. Weiss im Moment aber nicht zu was Ziegelhausen damals gehörte.

Marlies

bei den angegebenen Berufsbezeichnungen würde ich eher zum Ort Ziegelhausen tendieren, denn ein Bürger und Wirt, ein Bürger und Weber, ein Bürger in einer Ziegelei ist für mich eher unwahrscheinlich. (obwohl die direkte Übersetzung tegularia = Ziegelei ja stimmt)

Friedrich 10.02.2010 19:37

Lecturis Salutem in Domino
 
Doc

Jahr aus dem der Begriff stammt: 1797
Region aus der der Begriff stammt: Eichstädt/Bayern
als Überschrift (nennt man das Invocatio?) eines lat. Taufbriefes finde ich diese Phrase; kommt wohl als Dokumentanfang häufig vor, denn bei Google gehen da massenhaft Seiten hoch; wird dort übersetzt mit "Dem Leser Gruß/Heil im Herrn"
Ist das richtig?
Welche grammat. Form ist das aber und von welchem Wort leitet sich das ab? Wohl nicht von lector, denn wo kommt das "-uris" her, vielleicht von legere, was "lesen" aber auch "auswählen" heissen kann?

Friedhard Pfeiffer

die (eine) Überschrift heißt inscriptio, -onis oder titulus, -i.
Invacatio, -onis bedeutet Anrufung.
lecturis ist zumindest kein klassisches Latein. Es könnte vielleicht der Komparativ (= erste Steigerungsstufe) von lectus = erlesen, ausgezeichnet sein, müsste dann aber lectior (männlich) oder lectioris (weiblich, Genetiv) sein.
salutem ist Päsens Konjunktiv = ich möge grüßen
Alles in Allem würde ich als Übersetzungsversuch wagen:
"Ich möge im Herrn die Ausgezeichneteren grüßen"

j.steffen

wenn ich mich recht erinnere, ist das ein Partizip des Futurs. Die Grundform wäre lecturus = einer, der lesen wird. Lecturis ist dann der Dativ Plural = denen, die [diesen Text] lesen werden, u. das passt ja zu der erwähnten Übersetzung. Das Partizip Futur ist durchaus klassisches Latein, nur nicht so häufig; bekannteres Beispiel : Morituri te salutant = die, die sterben werden, grüßen dich (Gruß der Gladiatoren vor dem Kampf an den Herrscher).

Friedhard Pfeiffer

RICHTIG (Latein war mit Abstand mein schlechtetes Fach):
Ich will grüßen im Herrn die, die lesen werden.
Warum nicht der Akkusativ (lecturos), sondern der Dativ (lecturis) verwendet wird, kann ich mir nicht erklären.

Friedrich 10.02.2010 19:47

Tagelöhner?
 
anlup

bei meinen Vorfahren taucht häufiger mal der Beruf des „Tagelöhners” auf. Was genau muss ich mir darunter vorstellen? Ist das so, dass sich ein Tagelöhner jeden Tag einen neuen Job suchen musste (dann vermutlich in der Landwirtschaft)? Oder liege ich da völlig falsch… :?

Marlies

aus dem genealogisch etymologischen Lexikon:
Tagelöhner: ein Beschäftigter für jeweils einen Tag, mit dem Tagelohn, für eine täglich kündbare Arbeit. Er wurde besonders in der Landwirtschaft oder im Forst beschäftigt.

anlup

War das denn üblich, dass sich ein Tagelöhner häufig (nicht unbedingt täglich) eine neue Arbeit suchen musste oder wurde er schon üblicherweise längerfristig beschäftigt? Ansonsten müssten diese Leute doch wahnsinnig oft den Wohnort gewechselt haben, was zumindest bei meinen Vorfahren eigentlich nicht der Fall war.

Marlies

nein deswegen müssen sie nicht unebdingt den Wohnort wechseln, es gab meistens im Umkreis genügend "Arbeitgeber" sprich Gutsbesitzer, Großbauern usw. bei dem sie nach Bedarf der jeweiligen Herren beschäftigt werden konnten. Da gabs im Frühjahr das Ausbringen der Saat, im Sommer die Ernte des Getreides, im Herbst das Dreschen, im Winter die Wiederinstandbringung der Geräte, also Arbeit war rund ums Jahr da. Man stelle sich vor, wie lange alleine das Abmähen eines Getreidefeldes gedauert hat und ebenso das anschließende Dreschen. (Es gab ja keine Maschinen) Auch die Arbeiten im Forst nahmen viel Zeit in Anspruch, (Spätherbst und Winterarbeiten) Bäume fällen (per Hand) zu Bauholz verarbeiten dauert seine Zeit.

Luise

Bei den Bauern war es oft so, dass sie, wenn es im Winter keine Arbeit auf den Feldern gab, sich dann als Tagelöhner verdingt haben.

Strobel

Tagelöhner nahmen jede Arbeit an, welche bei den Bauern am Wohnort oder in der näheren Umgebung angeboten wurde. Das konnte in den Erntemonaten durchaus sein, dass hier auch einmal für mehrere Tage bei einem Bauern genügend kräftige Hände gebraucht wurden. Oft wurde dieser Lohn auch mit Naturalien ausgezahlt.
Hier ein paar Tageslöhne aus einem großen Kloster in Württemberg im Jahr 1790: Mäh- und Heuarbeiten 12 Kreuzer, Kartoffelernte und Heustockarbeiten 8 Kreuzer und letztlich 6 Kreuzer für eine Wäscherin. Zum Vergleich kostete zu dieser Zeit ein 2-kg-Brot oder 1Pfund Schmalz 24 Kreuzer. Es dürfte klar sein, dass das Kloster noch gute Löhne bezahlt und die meisten Bauern eher eine geringere Entlohnung gehabt haben dürften.
Das Leben dieser Leute war äußerst hart und kärglich. Gerade in den Wintermonaten gab es natürlich wenig Arbeit und man war häufig auf Almosen angewiesen. Man glaubt es kaum, aber gerade heute gibt es immer noch Tagelöhner, welch sich jeden Tag beim Arbeitsamt einen neuen Tagesjob suchen. Sicherlich sind diese nicht mehr so stark verbreitet, wie dies in der bäuerlich geprägten Welt in der Vergangenheit der Fall war. Ja, die gute alte Zeit, war lange nicht so rosig, wie uns gelegentlich vorgegaukelt wird. Ich bin jedenfalls froh, dass ich nicht in diese Zeit geboren wurde.
Zum Tagelöhner wurden früher meist Knecht und Mägde, welche durch die Heirat bei den Bauern nicht mehr untergebracht und beschäftigt wurden.

gudrun

das Leben eines Tagelöhners muß nicht unbedingt so ärmlich gewesen sein.
Er war einiger der wenigen die Bargeld hatten. Meistens hatten sie auch eine kleine Hütte als Eigentum und etwas Grund (Garten drumherum)
Ein Vorfahre (Tagelöhner) konnte seinem Kind die Ausbildung zum Sattler ermöglichen. Damals mußte meistens noch Lehrgeld bezahlt werden.

Irmgard

Tagelöhner ist eine soziale Stellung wie ledig und verheiratet.
Tagelöhner heißt : der Mann ist frei und arbeitet für ausgehandelten Lohn eine bestimmte Zeit für einen Arbeitgeber.
Der Arbeitgeber hat keine Verantwortung für Unterbringung, Versorgung (auch im Alter) und Heilmittel wie für einen Knecht, der Essen und Kleidung und Unterkunft und am Jahresende sein Gehalt bekommt, egal ob das Jahr gut war oder schlecht, dafür aber um Erlaubnis fragen muß, wenn er heiraten will und den Hof nicht einfach verlassen darf.
Diese Freiheit des Tagelöhners, der keinerlei Frondienste (Gemeinschaftsdienste) leisten mußte und keiner Zunft angehörte, wurde allgemein nicht gerne gesehen.

Strobel

mein Großvater war noch bis in die 30er Jahre Tagelöhner. Ich könnte da jetzt mit vielen Details aus erster Hand aufwarten. Das Einkommen der ganzen Familie reichte kaum für den Lebensunterhalt. Woher da Geld für ein eigenes Häuschen gekommen sein soll, kann ich mir nicht vorstellen. Hier wird wohl der Tagelöhner mit einem Gütler verwechselt.
@Irmgard: Frondienste mussten von allen Einwohner eines Ortes geleistet werden. Der Tagelöhner stand an der untersten Leiter der Stände im Dorf. Man wird sich da wohl bei unangenehmen Aufgaben gerne an jene Leute erinnert haben.

Irmgard

Tagelöhner leisteten Frondienst gegen Bezahlung, waren aber selber zu keinerlei Hand-, Spann- oder Frondiensten verpflichtet. Es sei denn, sie hatten keine eigene Unterkunft und wohnten auf dem Grund eines Arbeitgebers. Dann konnte die 'Miete' in Frondienst, besser : unentgeldliche Arbeit für den Grundherrn abgegolten werden. Wohnkotten, die nur eine Größe für das eigene Auskommen hatten, waren minder besteuert und von Handdiensten frei.
siehe auch:
http://www.milhahnspurensuche.de/berufefron.html
Ihre Stellung in der Gemeinschaft war deshalb oftmals ohne Ansehen, weil sie nirgends 'dazugehörten' und mit zunehmender Arbeitslosigkeit ihre Armut größer war, als die der Knechte und Mägde, deren Stolz es war für einen großen Hof dienen zu dürfen. Da wäre es für den Tagelöhner oft besser gewesen unfrei zu sein. Während er in guten Zeiten stets ein gutes Auskommen haben konnte und viele Jahre nur einen Arbeitgeber hatte. Aber auch dann gehörte er nicht zum Hof, also nicht 'dazu'.

Strobel

nimm es mir bitte nicht übel, wenn ich deinen Ausführungen nicht folgen mag. Die von dir geschilderte Beschaulichkeit des Tagelöhnerdaseins erscheint mir einfach fern von jeder Realität. Mein Bild der Lebensumstände eines Tagelöhners unterscheidet sich jedenfalls deutlich.
Anmerkung zum Link:
Der Link beschäftigt sich mit der Hofordnung der Bauern in Mecklenburg und den damit verbundenen Fronarbeiten. Das hat aber nur wenig mit den allgemeinen Frondiensten der Dorfbewohner zu tun.

Irmgard

Sie ist halt geprägt von der Zeit der Armut der Tagelöhner (heute würde man sie Hilfsarbeiter nennen) und wir sollten einfach differenzierter den S betrachten.
Jens kann dir vom Wohlstand seines Tagelöhners berichten, aus eben der Zeit, als auch Hilfsarbeiter (wie z.B.nach dem 2. Weltkrieg) zu Wohlstand kommen konnten.
Das Leben der Tagelöhner war geprägt von der Region und der Zeit in der sie lebten.
Der Begriff Tagelöhner bezeichnet aber nur den sozialen Stand = freie Arbeitswahl ohne Makler, ohne Bindung, ohne zusätzliche Versorgung, ohne Zunft/ Gilde-Zugehörigkeit!
In dem Link ist zu lesen, daß sie für die Erbringung Grunddienstabgaben eingestellt und bezahlt wurden. Grunddienste leisteten nur Bauern, je nach Hofgröße.
Als diese Rechte der Landesherren wegfielen, wurden auch die Einkommen der Tagelöhner geringer und sie verdingten sich (je nach Region) oft über die Landesgrenzen hinaus (Westf. : Holland oder Ems = Ziegelbauer usw.)
Nachtrag: http://www.genealogienetz.de/vereine...den_okt_04.pdf
wer ein Recht in der Mark hatte, hatte auch eine Pflicht für die Mark
Tagelöhner / Heuersleute zahlten "Miete" an ihren Grundherren/ Arbeitgeber in Form von Arbeitskraft - oder seltener Geld.
Sie wurden Abgabepflichtig wenn sie Eigentum hatten. Die Höhe dieser Abgabe (meist Geld, weil das zum Haus gehörende Land nur die Grundernährung der Familie sicherstellen sollte) war gering und je nach Region unterschiedlich - vergleichbar mit der Grundsteuer, die wir bezahlen.

Udo Wilhelm

Ein Tagelöhner ist jemand, der keine feste Arbeitsstelle hat, sondern sich in der Regel immer wieder bei neuen Arbeitgebern um neue Hilfsarbeiten bemühen muss.
Der Name kommt daher, dass die Tagelöhner nicht stundenweise, sondern tageweise bezahlt wurden. Schon in frühester Zeit wurden in der Landwirtschaft Tagelöhner (auch Ackersmann, Plural: Ackersleute bezeichnet) gebraucht, um Arbeitsspitzen abzufangen (Aussaat, Ernte, Dreschen). Tagelöhner standen meist weit unten in der gesellschaftlichen Hierarchie.
Der Frondienst bezeichnet persönliche Dienstleistungen von Bauern für ihre Grundherren.

viktor

Tagelöhner waren einfach eine ökonomische Notwendigkeit. Mit dieser Gruppe konnte jeder Wirtschaftszweig saison - oder situationsbedingte Bedarfsspitzen abdecken. In einer Zeit, die noch viel mehr als heute ihr Leben auf den Jahresverlauf ausrichtete, traten dies Bedarfsspitzen ständig auf und konnten mit Tagelöhnern sicher abgefedert werden.
Ein guter Tagelöhner war fit in etlichen Gewerken, war rasch einsetzbar, flexibel und durchaus geschätzt.
Reichtümer konnten damit sicherlich nicht erworben werden.

Friedrich 10.02.2010 19:50

Luise

Ich habe in Akten aus der ersten Hälfte des 16. Jh. im Bereich Erfurt diesen Begriff gefunden:
„Gerichtsfrone der Vogtei"
Was gibt es für eine Erklärung dafür?

juicer

Gerichtsfrone ist nach meiner Erkenntnis ein Gerichtsdiener. Dieser hat die Vollstreckung der Urteile durchzuführen bzw. zu beaufsichtigen. Vielleicht hat noch jemand eine andere Idee dazu.

Marlies

aus dem genealogisch etymologischen Lexikon:
Gerichtsfrohn, Gerichtsfrohne: Gerichtsdiener, Gerichtsbote, Gerichtsweibel Häscher. Gerichtsfrohnen sind die Dienstleistungen bzw. die Gerichstfolgen, die die Unterthanen für das Gericht zu verrichten hatten. [......] Sie hatten mit bewehrter Hand eine Hilfestellung geben müssen wie z.B. einen Verbrecher aufsuchen, verhaften, bewachen und fortschaffen ....
Gerichtsdiener: Sie mußten für den ordnungsgemäßen Ablauf eines Gerichtstags sorgen.......

Joachim v. Roy

Im vorliegenden Fall müßte man vor allem wissen, um was für eine „Vogtei“ es sich hier gehandelt hat. So kann der fragliche Gerichtsfro(h)n in den Diensten eines Landesherrn, eines Bischofs, einer Stadt, eines Stifts oder Klosters, eines größeren Grundbesitzers usw. gestanden haben. Je nachdem, bei welcher „Vogtei“ der Gerichtsfro(h)n beschäftigt war, war sein Aufgabengebiet beschaffen.

Luise

Es handelte sich um eine Vogtei, die zur Stadt Erfurt gehörte und dem Mainzer Erzbischof unterstand.

Joachim v. Roy

Im vorliegenden Fall hatte also der Erzbischof seine Hoheitsrechte auf seinen einflußreichen „Stadtvogt“ übertragen, der wiederum seinen umfangreichen Aufgabenbereich (wie das Gerichtswesen, die Verwaltung der Güter usw.) durch einzelne „Vögte“ verwalten ließ.

Bei Ihren „Gerichtsfro(h)nen der Vogtei“ dürfte es sich demzufolge um Hilfsbedienstete desjenigen „Vogts“ gehandelt haben, der in der bischöflichen Stadt Erfurt - als Vertreter des "Stadtvogts" - die Gerichtsgewalt ausübte.


Friedrich 10.02.2010 19:52

Was war ein Amtsbüttel?
 
seya

Jahr aus dem der Begriff stammt: um 1660
Region aus der der Begriff stammt: Kirchberg/Hunsrück
Ich habe diesen Beruf in einem Familienbuch gelesen und frage mich seitdem was dieser Beruf bedeutet.
Weiß jemand etwas über diesen Beruf?

Christian Benz

Büttel:siehe auch: GenWiki - Büttel

Friedrich 10.02.2010 19:56

Text in Latein: relicta in excommunications mortui pro absolucione ...
 
Luise

Ven. 27. Aug. uxor Claws Pompe relicta in excommunications mortui pro absolucione dt. 30 gr.
Den Text habe ich aus der Google Buchsuche, ein Jahr steht nicht dabei, es betrifft das Erfurter Gebiet.

Skoumi

Ven.
27. Aug.
uxor = Ehefrau
Claws Pompe = Klaus Pompe
relicta = verlassen
in excommunications = im Ausgrenzen
mortui = tot/Tod
pro absolucione ?? für Befreiung?
dt. 30 gr.

Friedhard Pfeiffer

Ich vermute Lesefehler und könnte ganz ungefähr heißen:
Den 27. Aug. uxor Claws Pompe relicta in excommunitatibus mortui pro absolutione dt. 30 gr.
Am 27. August hat die hinterlasse Ehefrau des Claus Pompe zur Ausgrenzung des Toten für Freisprechung gegeben 30 Groschen

Luise

Wie ist der Sinn des Textes zu verstehen? Ausgrenzung des Toten und Freisprechen?

meister hora

Ven. = Veneris dies = Freitag
dt. = debet = gegeben
relicta= Witwe, hinterlassene Ehefrau
Am Freitag, 27. August hat die Witwe des Claus Pompe, des sich in
Exkommunikation (=Ausgrenzung von der Kirche, = Ausschluß vom
Empfang der Kommunion bzw. der Heiligen Sakramente) befindenden
Verstorbenen, für die Freisprechung (von diesem Makel) 30 Groschen
gegeben. (Dem Pfarrer, damit er den Toten christlich beerdigt).
Damals galt: Wenn die Münze im Beutel (der Kirche) klingt,
die Seele in den Himmel springt.

Luise

Weiß auch jemand, wodurch so ein Ausschluss passieren kann?
Schade, dass ich nicht weiß, in welchem Jahr das geschehen ist.

meister hora

Das katholische Kirchengesetzbuch nennt u.a. folgende Fälle:
Glaubensabfall, Amtsanmaßung, Abtreibung, Abtrünnigkeit, Bruch des Beichtgeheimnisses, Irrglauben, Schändung der eucharistischen Gestalten,
u.s.w.
In der heutigen Zeit, z.B. auch der Kirchenaustritt.
Damit verbunden war der Verlust des Rechtes auf kirchliche Bestattung. Für den Kirchenaustritt gilt dies auch heute noch.

Friedrich 10.02.2010 19:58

nicht qualifizierten Diebstahl
 
schaefera

Regierungsblatt Großherzogtum Hessen 1840
eine Frage an die Rechtskundigen unter euch.
Anna Weilmünster von Dietzenbach, wegen zweiten kleinen nicht qualifizierten Diebstahl, in eine Correctionshausstrafe von 5,5 Monaten...
Was bedeutet nicht qualifizierter Diebstahl?
Im Gegensatz dazu lese ich im gleichen Blatt vom qualifizierten Diebstahl.

Joachim v. Roy

Hier handelt es sich um einen „einfachen“ Diebstahl, zum Beispiel von Brot, Obst oder Fischen, die in einem Lebensmittelgeschäft oder auf Markttischen feil gehalten wurden.
Ein „qualifizierter“ Diebstahl wäre z.B. ein Einbruchdiebstahl oder das Vorliegen von Diebstahl und gleichzeitiger Unterschlagung etc.

Friedrich 10.02.2010 20:03

Stadthalter
 
hermie

ch habe zufällig in einer Urkunde (betrifft die Vorfahren meiner Frau) den Titel oder Beruf (ich weiß es nicht) Stadthalter oder auch Statthalter entdeckt.
Kann mir jemand sagen was es damit auf sich hat?
Was das bedeutet und vielleicht über die Aufgaben?
Habe es schon über Google versucht, aber die Angaben waren mehr als dürftig und eher verwirrend.

Marlies

aus dem genealogisch-etymologischen Lexikon:
Statthalter: von statt, anstelle,.... als ein Vertreter, Stellvertreter. Ein hoher Beamter, der in einer Provinz, einer eingenommenen Stadt, einer Region einen Fürsten, einen Regent eines Landes, das Staatsoberhaupt oder die Staatsregierung vertritt
1. der besonders bei Abwesenheit eines Regierenden dessen Stelle vertritt
2.Der Statthalter eines Bürgermeisters, Ratsherren usw.
Es gibt noch mehr Definitionen, man müsste also mehr zur Region und der Zeit wissen, um genauere Rückschlüsse ziehen zu können.

hermie

Anbei, habe ich mal eine Geburtsurkunde angehängt wo das drinsteht.
So viel wie ich jetzt in Erfahrung bringen konnte, gab es da mal einen Fürsten oder Gutsbesitzer mit Namen "von Bülow" oder "von Bühlow", in der Zeit so 1880 in Ankershagen.
Nach meinem Wissen ist der Ort im heutigen Müritzkreis gemeint.
Die Schreibweise ist mir nicht bekannt daher vermute ich es nur.
Man müßte sich dort direkt mal in Ankershagen erkundigen. Im Museum oder so.
Ich hatte dort auch schon mal vor etwas längerer Zeit angefragt, aber da wußte keiner was.
Vielleicht war ich ja auch nur im falschen Ort mit selben Namen, aber einen mit gleichen Namen, habe ich nirgendwo auf Karten entdecken können.

Joachim v. Roy

hier handelt es sich um das Gut WENDORF (Post Möllendorf, Standesamt Ankershagen) im mecklenburgischen Kreis Waren-Müritz
Im Jahre 1888 gehörte das 768 Hektar große Gut WENDORF dem Königlich preußischen Rittmeister a.D. KARL FRIEDRICH v. BÜLOW (* Wendorf 4.6.1848,
+ Wendorf 16.9.1902) und seiner Ehefrau ELLY geborene v. BREDOW (* Rathenow 11.8.1857, + Berlin-Lichterfelde 20.5.1910).
FRIEDRICH TÄGE, „Statthalter“ zu Wendorf, scheint wohl ein wichtiger Mitarbeiter des Gutsbesitzers KARL FRIEDRICH v. BÜLOW gewesen zu sein. Welchen Aufgabenbereich der „Statthalter“ TÄGE hatte, ist mir leider nicht bekannt. Hier könnte man das Landeshauptarchiv in Schwerin befragen

schaefera

Mecklenburg-Schwerin Volkszählung, 1900
Name: Friederike Täge
Geschlecht: weiblich
Zivilstand: Verheiratet
Stand oder Beruf: Landwirthsch Statthalterfrau
Geburtsdatum: 17. Mai 1849
Geburtsstadt: Kl Dratow
Geburtsbezirk: Neustadt
Bundesstaat der Geburt: Mecklenburg-Schwerin
Geburtsland: Deutschland
Zählort: Wendorf
Amt: Ritteramt Neustadt
_______________________________________
Mecklenburg-Schwerin Volkszählung, 1900
Name: Fritz Täge
Geschlecht: männlich
Zivilstand: Verheiratet
Stand oder Beruf: Landwirthschaft Statthalter
Geburtsdatum: 20. Nov 1844
Geburtsstadt: Wendorf
Geburtsbezirk: Neustadt
Bundesstaat der Geburt: Mecklenburg-Schwerin
Geburtsland: Deutschland
Zählort: Wendorf
Amt: Ritteramt Neustadt
______________________________________
Mecklenburg-Schwerin Volkszählung, 1900
Name: Anna Täge
Geschlecht: weiblich
Zivilstand: ledig (Alleinstehend)
Geburtsdatum: 16. Mrz 1888
Geburtsstadt: Wendorf
Geburtsbezirk: Neustadt
Bundesstaat der Geburt: Mecklenburg-Schwerin
Geburtsland: Deutschland
Zählort: Wendorf
Amt: Ritteramt Neustadt
solltest du die Zählkarten benötigen,melde dich.

hermie

Zitat:
hier handelt es sich um das Gut WENDORF (Post Möllendorf, Standesamt Ankershagen) im mecklenburgischen Kreis Waren-Müritz, vgl.
Ich habe auch schon immer geschaut ob ich darüber etwas finde.
Aber manchmal stellt man sich ein wenig dusselig an :D
War immer auf der Webiste von Ankershagen http://www.ankershagen.de da war natürlich nicht viel zu finden. Man sollte doch mal genauer lesen. Der Name "Wendorf" wurde zwar erwähnt, mehr aber nicht.

Friedrich 10.02.2010 20:06

alte Berufe - der Weißbäcker
 
Walter Schwenke

Was backte er? Nur Weißbrot oder ist er vergleichbar mit dem heutigen Konditor? Er taucht als Beruf meiner Vorfahren im 19. Jahrhundert auf.

Marlies

ein Weißbäcker nahm für seine Backwaren hauptsächlich Weizenmehl, also ein weißes Mehl her. Er backte Brot, Kuchen, in Nordeutschland auch Zwieback bzw. Schiffszwieback. Mit dem heutigen Konditor würde ich ihn nicht vergleichen, der heutige Konditor stellt ja in erster Linie Kuchen und Torten her.

Eva64

Ein kleiner Auszug aus dem Buch "Lexikon des alten Handwerks" zu Bäckern:
In der Produktion dominierten die Brotsorten des Massenverbrauchs. Spezialgebäcke zeugen von eher sekundären Qualifikationen. Vor allem in den größeren alten Handels- und Reichsstädten wurde nach verschiedenen Arbeits-, Rohstoff- oder Produktmerkmalen unterschieden in: Schwarz- und Weiß-, Roggen- und Weizen-, Grob- und Fein-, Sauer- und Süß-, Brot- und Kuchenbäckern. Zur jeweils zweiten Gruppe rechnete man auch die Spezialisten wie Schönbäcker, Brezelbäcker, Fladner, Semmler, Fastbäcker, Losbäcker, Lebzelter bzw. -küchler, Pfefferküchler, Pastetenbäcker, Zuckerbäcker. Dahinter verbargen sich selten Vollberufe, eher eine saisonale Spezialisierung auf Luxus- und Festgebäcke, oft in Form besonderer symbolträchtiger «Gebildbrote», die gegenüber dem täglichen Brot kaum ins Gewicht fielen.

Friedrich 10.02.2010 20:13

Beruf: Strandträger
 
dominic720517

1806 in Stralsund finde ich in einem Geburtsdokument den Beruf "Strandträger". Ich spreche nicht so gut Deutsch (ich bin von Belgien und spreche Niederländisch, Französisch und Englisch) und weiss nicht was es bedeudet. Ich habe es nicht in einem wörterbuch gefunden. Was macht ein "Strandträger"?

Svenja

Auf der folgenden Website fand ich folgende Erklärung des Begriffes Strandträger:
http://www.kruenitz1.uni-trier.de/xxx/s/ks35630.htm
Oekonomische Enzyklopädie oder allgemeines System der Staat-, Stadt-, Haus- und Landwirtschaft von Doktor Johann Georg Krünitz:
Strandträger: an einigen Orten Leute, welche auf einem Fuhrwerke die einzuladenden Waaren aus der Stadt nach dem Hafen bringen.
Strandträger: At several places this were carters who brought the goods, which had to be shipped, with their vehicles from the town to the port.

Friedrich 10.02.2010 20:14

Latein-Übersetzer im www gesucht
 
Luise

Gibt es im www auch einen Lateinübersetzer, wo Wörter oder Texte (ähnlich wie bei Babelfish) übersetzt werden können?

schaefera

hier ein allgemeiner Link
http://www.linker.ch/eigenlink/el_vi...ung_online.htm
und hier einer speziell Latein/Deutsch
http://www.majstro.com/Web/Majstro/s...p?gebrTaal=deu

Friedrich 11.02.2010 18:30

Senatus Consulto Veltejano
 
Jowi

Jahr aus dem der Begriff stammt: 1839
Region aus der der Begriff stammt: Bremerhaven / Lehe
in einem Hypothekenvertrag meines Vorfahrens von 1839 (Stadtarchiv Bremerhaven) las ich folgenden Satz:
...daß eine Frau überall nicht , den Senatus Consulto Veltejano, und namentlich rein Ehefrau nicht für ihren Ehemann sich verbürgen...
Was bedeutet: Senatus Consulto Veltejano in diesem Satz?

Xtine

SC (Senatus Consulto) Während Gold- und Silbermünzen ihren Nominalwert auch tatsächlich in Metallwert enthielten, war dies bei römischen kaiserlichen Bronzemünzen nicht der Fall, sie enthielten weniger. Ihr Wert wurde daher bzw. stattdessen durch ein Dekret des Senates bestätigt, daher Senatus Consulto. Fast alle Bronzemünzen, die bis zum Ende des dritten Jahrhunderts n.Chr. ausgegeben wurden, trugen diese Abkürzung. Einige wenige Münzen trugen das Kürzel EX SC und stammten möglicherweise aus Reserven der Senatoren.
Im online Latein Wörterbuch finden sich folgende Übersetzungen:
Senatus = Senat
Consulto = sich beraten / absichtlich
für veltejano findet sich leider nichts. Ist es ein Eigenname? Hat evtl. Veltejano Münzen prägen lassen, welche die Ehefrau nicht verbürgen durfte? Aber das ist reine Spekulation, vielleicht hat ja ein Lateiner die Lösung.

ubbenkotte

den Begriff S.C. (Senatum Consultum) Vellejanum las ich in einer Akte aus dem Jahre 1733 (Enschede, Niederlande) als Joan Stockman als Vogt für die Witwe Anna Nilant-Cost, Geld leihen wollte und als Pfand die Bauernhöfe Slagman und Walhof zur Verfügung stellte. In dem Stück steht, dass Joan auf das "beneficie van het S.C. Vellejanum" hingewiesen worden war und dass Joan dies kannte.
In Meyers Konverationslexicon steht: S. c. Vellejanum, römisches Gesetz, welches den auch in Deutschland rezipierten Grundsatz aufstellte, wonach Bürgschaften der Frauen der Regel nach ungültig sind; eine Rechtsvorschrift, welche in der Folge auf alle Interzessionen der Frauen überhaupt ausgedehnt ward. Ausnahmen wurden hiervon nur in einzelnen Fällen statuiert, so namentlich, wenn die Frau eine Handelsfrau war, oder wenn sie auf jene Rechtswohlthat verzichtet hatte. Die moderne Gesetzgebung hat dieselbe überhaupt beseitigt, so z. B. in Preußen durch Gesetz vom 1. Dez. 1869, unbeschadet jedoch der Vorschriften, welche über die Notwendigkeit der ehemännlichen Zustimmung zu den Rechtsgeschäften der Ehefrau bestehen.

Friedrich 11.02.2010 18:32

Bedeutung von "zuständig nach"
 
emma2412

Jahr aus dem der Begriff stammt: um 1880
Region aus der der Begriff stammt: Österreich
Ich habe Angaben zu einem Geburtsort die so lauten:
geboren am 1. 3. 1880 in ORT-A zuständig nach ORT-B
Soweit ich weiß, hat das "zuständig nach" etwas mit dem Heimatrecht / der Heimatrolle zu tun.
Aber in welchem Ort finde ich den nun den Geburtseintrag? In ORT-A (eigentlicher Geburtsort) oder in ORT-B (wo - wie ich vermute - die Eltern das Heimatrecht hatten).

Marlies

ich würde dieses "zuständig nach" eher auf die Pfarrei beziehen.
(Eine der Personen, die ich in meiner AL habe, wurde in Flattachberg geboren, und Flattachberg war zuständig nach Mallnitz, die Urkunde bekam ich von Mallnitz, wenn ich diese heute noch einmal anfordern würde, müßte ich das Archiv in Klagenfurt anschreiben, dort sind unterdessen die Bücher archiviert)

Friedrich 11.02.2010 18:33

Todesursache Paralysis progressiva
 
emma2412

Jahr aus dem der Begriff stammt: 1900
Region aus der der Begriff stammt: Österreich
ich habe einen Urgroßonkel, von dem nur jeder sagt, dass er "total verrückt geworden sei" und im Nervenkrankenhaus gestorben sei.
Jetzt wollte ich mal wissen, was da dran stimmt und habe ihn auch gefunden. Tatsächlich ist er mit knapp 30 in so einer Nervenheilanstalt an "Paralysis progressiva" gestorben.
Medizinischer Laie der ich bin, kann ich die Goggle-Suchergebnisse zu diesem Begriff nicht viel abgewinnen und hoffe hier auf eine verständliche Hilfestellung!

Joachim v. Roy

Pschyrembel, Klinisches Wörterbuch, 259. Auflage, Berlin – New York 2002, S. 1255:
„Progressive Paralyse (Abkürzung PP) – parenchymatöse Form der Neuro-Syphylis im Spätstadium der Syphilis, die in ca. 8-10 % der Fälle mit einer Latenzzeit von ca. 10 Jahren auftritt. ...“
Der weitere Text beschreibt den Untergang von Nervenzellen (Ablagerung von Eisenpigment um Hirngefäße). Bei 10 % der Patienten seien epileptische Anfälle zu registrieren, auch finde man bei den Patienten Wesensänderungen und eine fortschreitende Demenz.

Irmgard

'paralysis progressiva' heißt schnell fortschreitende Lähmung/ Ausschaltung. Ein solches Krankheitsbild wird durch Hirnentzundung (Enzephalitis) verursacht durch Pilze, Keime, Viren, Bakterien hervorgerufen, wie Meningitis, Röteln und Mumps. Für Syphilis ist er etwas jung.

Friedrich 11.02.2010 18:34

Begriff aus Württemberg: hudeliß
 
strachri

N., Soldatenehepaar von Lothringen.TP: „Allerley hudeliß gesindt so ab dem karren gefallen“.
Diesen Satz habe ich im Forum gefunden ohne Jahresangabe. Stammt aus Württemberg. Ich weiss nicht, was hudeliß heisst.

Witha

Das Wort hudelig gibt es in der Mundart und bedeutet soviel wie schlampig arbeiten.
Es könnte sein dass ein "Lesefehler" stattfand und nicht "hudeliß", sondern "hudeligs" dortsteht. Damit ergäbe der Satz einen Sinn.
Allerley hudeligs gesindt ....

Friedrich 11.02.2010 18:35

Sind Freisasse und Landsasse das gleiche
 
Luise

Ich habe schon bei Wikipedia nachgelesen, doch irgendwie tue ich mich heute etwas verschwer damit, es zu verstehen.
Deshalb die Frage an euch:
Sind Freisasse und Landsaase das gleiche?
Es handelt sich wieder einmal um das Erfurter (kurmainzisches) Gebiet, Ende 17./Anfang 18. Jahrhundert.

Marlies

das genealogisch-etymologische Lexikon sagt zu Freisasse:
ein unabhängiger Mann, auch Freibauer genannt, der Besitzer eines Freiguts, Freihofes oder Landgutes, das im Mittelalter von öffentlichen oder grundherrlichen Abgaben und Diensten wie Frondiensten frei war.
und zu Landsasse: im allgemeinen ein Untertan eines Landesherrn, ein im Land Angesessener , Vollbürger und er gehörte zu den freien Zinsleuten. Im engeren Sinn war er 1. ein Mitglied einer Ritterschaft eines Landes 2. ein Gutsbesitzer, man nannte sie auch Schriftsassen, weil sie keine Obrigkeit zum Richter hatten, sondern nur den Landesherrn und dessen Kanzlei. 3. adelige Bauern

Friedrich 11.02.2010 18:37

Paten und Testes -gelöst-
 
helibo

Jahr aus dem der Begriff stammt: 1790
Region aus der der Begriff stammt: Pommern - Westpreußen
Ich bitte um eine Erklärung mit der ich nicht klar komme:
Warum wurde in dem Taufbuch ein Unterschied gemacht:
6 x Paten und 4 x Teftes, 3 x steht auch ein anderer Ausdruck (Zeug...)
auf einer Seite im Kirchenbuch,
leider konnte ich kein Systhem erkennen, und bitte um Hilfe.

Christian Benz

es heißt wahrscheinlich nicht "Teftes" sondern "Testes" = [Tauf-]zeugen. Ein Taufzeuge bezeugt nur die Taufe. Im Gegensatz dazu gehen die Aufgaben/Funktionen des Taufpaten (über die reine Zeugenfunktion hinaus) etwas weiter.

Friedrich 11.02.2010 18:39

augmentiert
 
Marlies

was bitte ist ein augmentierter Musquetier? (Musketier ist klar)
1757 heiratet in Königstädten Conrad Kiehl, augmentierter Musquetier .......

flo

Augment kommt aus dem lateinischen und heißt Vermehrung, Zuwachs;
augmentieren - vermehren

Joachim v. Roy

Vom französischen Verb „augmenter“ = vermehren, vergrößern, den Preis erhöhen, die Miete steigern, sich vermehren, wachsen, aber auch „das Gehalt erhöhen“.
Hier dürfte es sich wohl um einen Musketier handeln, der zu seinem normalen Sold einen besonderen Zuschlag erhielt.

Friedrich 11.02.2010 18:42

Meier vom Hahn?
 
maryy

Jahr aus dem der Begriff stammt: 1719
Region aus der der Begriff stammt: Hahn
Auf unserem Stammbaum steht mein Ururururur...großvater so drin
Müller Peter
Meier vom Hahn
Hat jemand eine Ahnung was das bedeuten kann?

Marlies

ein wenig mehr sollten wir schon wissen, um Dir helfen zu können :) nämlich in welcher Gegend der "Meier vom Hahn" vorkommt
Was eine Meierei ist kannst Du hier nachlesen: (bitte auch weiter durchklicken es gibt weitere Erklärungen)
http://de.wikipedia.org/wiki/Meierhof
das "vom Hahn" ist sicher eine örtliche Bezeichnung, es könnte mal eine Meierei gegeben haben welches so hieß

Friedrich 11.02.2010 18:43

k.b.
 
clarissa1874

Jahr aus dem der Begriff stammt: 1873
Region aus der der Begriff stammt: Westpreußen
Unter Bemerkungen finde ich in ev. Sterbebüchern von Graudenz in Westpreußen die Abkürzung "k. b." in der Spalte Bemerkungen. Wer kann diese Abkürzung deuten?

Joachim v. Roy

Vermutlich "kirchlich beerdigt".

Friedrich 11.02.2010 18:44

hospitio
 
Monika Holl

ich benötige Hilfe bei "hospitio et rosam" nach dem Nachnamen gesetzt. Habe ich bei dem Ort Mudau, in der Nähe von Buchen gesehen und kann damit nichts anfangen.

Marlies

aus dem genealogisch-etymologischen Lexikon: hospes, hospitis
1. ein Gastfreund, Gastgeber, Gasthalter, Wirt. Zuerst für Armen und Altenhäuser verwendet, später im Zusammenhang mit dem Hospital
2. Ein Wirt, Quartiergeber für Soldaten
3. Ein Gast, Wirtsgast
4. Ein Ausländer, Fremder, Fremdling, Nichtbürger, eine fremde Person, die in einem Haus aufgenommen und mit Unterhalt versehen wird.
Zu "rosam" habe ich nichts gefunden :(

GiselaR

"Hospitio" kommt vermutlich von "hospitium", was mehere Bedeutungen haben kann, hier ist "Herberge" am wahrscheinlichsten (wenn ich auch deine andere Anfrage in Betracht ziehe).
Auch hier vermute ich "(in/von) der Herberge zur Rose" (Dativ oder Ablativ), aber auch hier stört das "et".
PS: lat. "rosa" = "Rose"


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