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Friedrich 10.12.2010 11:20

Begriffe: aufgelassener Sohn bzw. abgelassener Halbspänner
 
OPeZa

Jahr, aus dem der Begriff stammt:ca. 1700-1850
Region, aus der der Begriff stammt: Altmark
da in den Kirchenbucheinträgen immer wieder die Begriffe "abgelassener" und "aufgelassener" auftauchen, würde ich gerne mal wissen, was dies eigentlich bedeutet.
Je ein Beispiel dazu:
1) Den xx ten Nov. ist der Junggesell A, des Vaters B aufgelassener ehelicher Sohn mit Jungfrau C copuliert worden
2) Stand des Verstorbenen: abgelassener Halb-Spänner

Friedhard Pfeiffer

Das ist sicherlich ein Lesefehler. Es muss heißen "nach"gelassene[r] Sohn oder Tochter, mit anderen Worten: ein nach dem Tod der genannten Person hinterbliebene[r] Sohn oder Tochter.
Auch ein abgelassener Halbspänner ist ein [als Witwer] hinterbliebener [Klein-]Bauer.

OPeZa

das ist sicherlich kein Lesefehler. Ich hänge mal solche Stellen als Bild an.
"Abgelassener Halb-Ackermann" steht hier unter der Spaltenüberschrift "Stand des Verstorbenen".
Zumindest der Begriff "aufgelassener" Sohn kommt, so vermute ich, aus dem Erbrecht bzw. Landrecht. So gibt es ja auch heute die "Auflassung" im deutschen Zivil-Recht. Nur wie die Zusammenhänge sind verstehe ich nicht.
Ob "abgelassener" auch ähnlich zu verstehen ist, weiß ich nicht. Vielleicht findet sich hier ja noch ein "historischer Rechtsexperte/in" der/die das anschaulich erklären kann.
http://forum.ahnenforschung.net/atta...1&d=1259281229http://forum.ahnenforschung.net/atta...1&d=1259281870

karin-oö

Im ersten Bild heißt es "abgelassener Halb-Ackermann", das könnte dann durchaus die von Friedhard Pfeiffer erwähnte Bedeutung des Witwers haben.
Im zweiten Bild heißt es "nachgelassener ehel. Sohn", nur das Anfangs-n steht etwas einsam voran. Es ist auch sicher kein u. denn dafür fehlt der Haken darüber.

OPeZa

Verstehe ich das nun so richtig? ...
"nachgelassener Sohn" würde also in diesem Fall bedeuten, dass der Vater des Bräutigams bereits verstorben ist.
und
"abgelassener Halbspänner" bedeutet, dass der Verstorbene bei seinem Tod ein verwitweter Halbspänner war.

karin-oö

Ja, so verstehe ich das auch.

Friedrich 10.12.2010 14:00

Bauergutsbesitzer
 
robinhood

Was ist oder wo liegt der Unterschied zwischen einem Bauergutsbesitzer und einem Freigutsbesitzer?

Johannes v.W.

ich kenne nur den Ausdruck Freihöfe, das waren Höfe, die mit ganz besonderen Freiheitsrechten ausgestattet waren. Manchmal waren es auch ganze Dörfer, das nannte man dann eine Freiheit. (Dazu gab es hier schon mal einen Faden...)
"Bauerngut" dagegen ist m.W. ein moderner Euphemismus- ein Ausdruck, den es historisch nie gegeben hat.
Es gab/gibt Bauernhöfe, darunter auch Großbauern, und eben Gutshöfe oder Güter. Ursprünglich besaßen die Güter oder Rittergüter politische Rechte, später nannte man dann auch allgemein sehr große landwirtschaftliche Betriebe Güter. Ein "Bauerngut" ist m.E. eine Erfindung des heutigen Marketings, um eben etwas besseres zu sein, als ein normaler Bauer. :roll:

Ich habe mich geirrt, es gab wohl doch historische Bauerngüter, aber scheinbar war der Ausdruck auch regional begrenzt.
Siehe den Eintrag aus Meyers Konversationslexikon:
http://www.peter-hug.ch/lexikon/02_0469

robinhood

bei mir kommen die Ausdrücke Freigutsbesitzer und Bauerngutsbesitzer als Bezeichnungen in Tauf-und Traueinträgen vor.

Haber

wäre ja auch immer gut ,wenn die Landschaft,Provinz,Niederdeutsch ,Oberdeutsch
usw.dazugeschrieben würde.

robinhood

Patschkau/Schlesien

Friedrich 10.12.2010 14:12

Zeitangaben in Kirchenbüchern durch "ej."
 
Helge@A.Net

Ich werte gerade Kirchenbucheinträge aus und bin über eine Form der Zeitangabe gestolpert, die ich nicht verstehe / übersetzen kann.
Hier zwei Beispiele
Tod am 9. März 1824 --> Beerdigung 12 ej.
Tod am 19. März 1824 --> Beeridung 21 ej.
Bedeutet das jeweils am x-ten des gleichen Monats?
Falls ja: Was steht für Folgemonat?

Friedrich

ej ist die Abkürzung für ejusdem. Es bedeutet, wie Du richtig vermutest, des gleichen.

GiselaR

öm, wie meinst du das? Man kann ja keine Taufe im Folgemonat durchführen. Übrigens auch nichts anderes.
Falls der Folgemonat z.B. ein Februar ist, und am 1.2. eine Taufe stattfindet, steht im KB: getauft am 1.Feb. Eine Taufe am 2.2. ist dann, wenn es dem Pastor gefällt, eingetragen unter dem Datum: 2. ej.

Navigator

solche Abkürzungen kommen ja immer mal vor. Eine gute Hilfe stellt dafür das Buch "Schlüssel zu alten und neuen Abkürzungen"von Grun dar. Ist als Band 6 der Reihe "Grundriss der Genealogie" erschienen.

schaema3 12.12.2010 21:03

Schaffgeld
 
Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1282-1300
Region, aus der der Begriff stammt: Süddeutschland

kann mir jemand mit dem Begriff "Schaffgeld" weiterhelfen? Ich finde diesen Begriff hin und wieder in alten Urkunden. Mit einer Abgabe oder einer Steuer auf Schafe wie mir jemand mal erklärt hat macht das in vielen Fällen jedoch wenig Sinn. Gibt es noch eine andere Erklärung für diesen Begriff?

Henry Jones

könnte für den Arbeitslohn stehen, ist aber nur eine Vermutung. Kommt natürlich auch darauf an woher dieser Begriff genau kommt. Süddeutschland ist groß.
Bei uns im Schwäbischen bedeutet schaffen = arbeiten.

animei

Das sogenannte Schaffgeld, eine regelmäßig zu leistende Abgabe an den Grundherrn, eine Geldleistung als Ersatz für erlassene Frondienste.

schaema3

die Erklärung als Abgabe für erlassene Frondienste scheint in meinem Zusammenhang das logischste zu sein. Also kommt dies, wie Henri auch vermutet, dem schaffen von arbeit gleich.

henrywilh

Das alles ist nicht zu bezweifeln. Möchte aber ergänzen, dass es noch andere Möglichkeiten gibt.
Erstens kann es sich doch um eine Abgabe für Schafe handeln, die mal Schafzins, mal Schafgeld hieß
(f oder ff spielte, wie wir alle wissen, keine Rolle):
http://forum.ahnenforschung.net/atta...1&d=1292596576
http://forum.ahnenforschung.net/atta...1&d=1292596576
Zweitens gab es eine Gebühr für die Beschaffung eines Darlehens, und die hieß Schaffgeld:
http://forum.ahnenforschung.net/atta...1&d=1292596576

Novalis 19.12.2010 00:51

Fakten, Fakten, Fakten! Gesammelt aus den alten Beiträgen!
 
Im Hinterpommerschen, 14. - 15. Jh., wie unterscheidet sich Stadtgeschlecht vom Landadel?
Wie verstehen sich dann damals beide als adlig?

carinthiangirl

Ich denke der Unterschied ist der, daß die einen am Land wohnten und die anderen in der Stadt. :) Nehme ich mal an....Der Adel war doch wohl nicht an "geographische Begebenheiten" eines Landes gebunden? Und das war doch überall so in allen Ländern.
Wenn einer adelig war, dann durch Geburt oder Verleihung - besondere Verdienste oder Ähnliches, egal ob er nun auf dem Lande oder in der Stadt wohnte.

Hina

Landadel ist kein definierter Begriff. Er wurde/wird eher umgangssprachlich verwendet, wenn es um landsässigen Adel geht, also Adelsgeschlechter, die auf dem Lande grundbesitzend waren. Ebenso verhält es sich mit den Stadtgeschlechtern. Auch das ist kein offiziell definierter Begriff. Es hadelt sich hierbei um Geschlechter, die in den Städten ansässig waren und dort oft Ämter inne hatten, z.B. Ratsherren. Stadtgeschlechter waren nicht zwangsläufig adelig, es sei denn, sie entstammten dem Adel oder wurden nobitlitiert. Siehe auch hier.

Laurin

hier noch ein paar ergänzende Links:
http://von-mering.de/index.php?optio...129&Itemid=163
http://de.wikipedia.org/wiki/Landadel
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_d...er_A%E2%80%93M
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_d...hlechter_N_-_Z

Johannes v.W.

ich stimme mit Hinas Aussage voellig ueberein, Landadel bezeichnet einfach nur allgemein den landgesessenen, d.h. den dort besitzenden und wohnenden Adel.
Den Wikipedia-Artikel http://de.wikipedia.org/wiki/Landadel finde ich irrefuehrend bis teilweise sogar ganz falsch. Landadel ist nicht das Gegenteil von Stadtadel, den letzteren Begriff gibt es eigentlich gar nicht. Die (mittelalterlichen) staedtischen Verfassungen, die sich auf das Zunftwesen gruendeten und der Adelstand widersprachen sich per se.
Patrizierfamilien sind auch fast nie adlig gewesen (und selten geadelt worden), eine Vebindungslinie zu den Patriziern der roemischen Antike ist absurd. Die beruehmten Medici in Florenz waren urspruenglich und sehr lange eben keine Adelsfamilie, somit auch nie "Stadtadel". Man muesste diesen schlechten Artikel eigentlich monieren. Wie macht man das, hat jemand Erfahrung?

Novalis

Meine Ergaenzung:
Geschlecht hiess "von Vormann/von Fuhrmann." Laut Gotha, Taschenbuch der Adligen Haeuser, Teil B, Seite 902-903: "Stadtgeschlecht von Stolp i. Pommern, das im XV. Jh. urkundkich auftritt, frueh landgesessen wurde und in den Landadel uebertrat. Die Namensform wechselt zwischen Vormann, Fuhrmann, Furman, Vohrmann, und Voremann ..."
Nach eigenen Recherchen war das Geschlecht bereits Ende des 14. Jh. in Stolp urkundlich erwaehnt.
"Briefadel" ist das hier nicht, denn sonst wurde dieses Geschlecht nach der Einstuffung in der zugehoerenden Gotha Reihe eingeordnet sein. Woran erkennt die Forscherin den niedrigen Adel oder den Uradel oder den Durchschnittsadel oder den Unterwegsadel hier?

Laurin

Zitat:
Zitat von Johannes v.W. http://forum.ahnenforschung.net/imag...s/viewpost.gif
Den Wikipedia-Artikel http://de.wikipedia.org/wiki/Landadel finde ich irrefuehrend bis teilweise sogar ganz falsch.
Man muesste diesen schlechten Artikel eigentlich monieren.
Wie macht man das, hat jemand Erfahrung?


das scheint doch recht einfach zu sein.
Entweder direkt bearbeiten (ohne Benutzerkonto):
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Johannes v.W.

:o genau, ich bin eben auch kein Wikipedia-Autor... Um eine Seite zu verfassen (oder im grossen Stil zu korrigieren) muss man sich nicht nur einfach anmelden, sondern vielmehr etwas wissenschaftlich ins Thema einarbeiten, d.h. auch den aktuellen Stand der Forschungsliteratur kennen sowie angeben koennen u.d.m.
Sonst endet man wie der jetzige Autor im spekulativen Abseits. :roll:

chanoinesse

Landadel bedeutete, dass die Familie in einem bestimmten Territorium begütert war. Oft hing mit dem Gut auch die Landtagsfähigkeit zusammen, d.h. der Adlige durfte quasi seinen Teil des Landes dort vertreten und sei es auch nur, dass er bestimmte Steuer (nicht) bewilligte ;-) Meist sind diese Familien aus den miles (Rittern) oder ministerialen im Mittelalter hervorgegangen, die dann Land verlehnt bekamen.
Im Gegensatz dazu stehen die Briefadligen, die erst in der (frühen) Neuzeit "entstanden". Meist handelte es sich dabei um verdiente Untertanen vor allem Beamte, die durch ein Diplom "Brief" genannt, vom Landesfürsten in den Adelsstand erhoben wurden. Oftmals waren diese Neuadligen beim landsässigen Adel verpönt, da sie keine adlige Tradition vorweisen konnten. Daraus erwuchsen etwa den Töchtern Nachteile bei Anfragen zur Aufnahme in adlige Damenstifte.

GustavAdolf64 20.12.2010 18:09

Reisecourier???
 
Jahr, aus dem der Begriff stammt:1905
Region, aus der der Begriff stammt:Kirchenbauch in Eisleben/S-A

Kann jemand von Euch den Beruf des "Reisecourier" deuten? Ich fand bei Googel etwas in Richtung "Diener für unterwegs". Hat jemand eine bessere Erklärung?

GunterN

Courier aus dem französischen für Eilbote. Also Reise-Eilbote. Der, der den feinen Herrschaften im vorab das Quartier bereitete. Wenn die dann eintrafen, war alles perfekt (fast alles).

GustavAdolf64

Die Erklärung passt zum weiteren Werdegang des Onkels, er war später Butler in NewYork.

joaf 28.12.2010 16:49

Schnittker
 
bin schon eine Weile am rätseln was wohl Schnittker bedeutet.
In einem Kirchbuch 1700 war ein FN Schulmeister und Schnittker.
Ein Schulmeister war zu dieser Zeit auch Küster/Organist.
Ein Schnitger ist ein Orgelbauer, hatte ich im Lexikon nachgeschlagen.
Meine Frage ist ein Schnittker und ein Schnitger von gleicher Bedeutung?
Weiß jemand etwas anderes oder mehr? Der FN und das KB sind aus Ostfriesland.

henrywilh

Arp Schnitger
war ein berühmter Orgelbauer des 17. Jh.
Die Berufsbezeichnung Schnittg(k)er bedeutet allerdings (Holz-)Schnitzer.
http://forum.ahnenforschung.net/atta...1&d=1293561202

dirkjo 29.12.2010 13:37

was ist ein Gäubling
 
Jahr, aus dem der Begriff stammt: Geburtsregister 1865 (bzw. 1930)
Region, aus der der Begriff stammt: Ashausen, nahe Lüneburg

Der Beruf des Vaters ist mit "Gäubling" angegeben.

Friederike

zu " Gäubling " hab ich leider nichts gefunden. Kann
es sich hier auch um einen Lesefehler handeln ?
Ich kann mir vorstellen, dass der gesuchte Beruf
" Häusling " heißt - dazu siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%A4usling
oder hier: http://www.seelig-privat.de/berufe.htm

Hänsel 30.12.2010 23:02

Was sind Füllhühner?
 
Jahr, aus dem der Begriff stammt: um 1700
Region, aus der der Begriff stammt: Raum Borna/Sachsen

in alten Kaufverträgen liest man manchmal, daß das jeweilige Gut mit Abgaben an Füllhühnern (auch Füllhüner) für den Gerichtsherrn belastet ist. Nun, was aber sind Füllhühner?

henrywilh

Das heißt einfach dasselbe wie Zinshühner.
http://forum.ahnenforschung.net/atta...1&d=1293747178

Molle09 31.12.2010 15:04

Freigemeindler
 
was bitte ist ein Freigemeindler? Hat das was mit einem Glauben zu tun oder war der Freigemeindler in keinem Ort ansässig, so wie etwa Wandergesellen oder fahrendes Volk?
Wer weiß mehr?

cecilia

das hat was mit dem Glauben zu tun. Schau mal hierunter:
http://de.wikipedia.org/wiki/Freikirchen

Marlies 01.01.2011 16:09

Spitzjunge
 
.... mich hat folgende Frage erreicht:
[...] im Adressbuch Hamborn einen Ahnen gefunden, dessen Beruf mit Spitzjunge angegeben ist. Was kann ich mir darunter vorstellen [...]

henrywilh

Offenbar eine Tätigkeit in einer Zink-Hütte:
http://forum.ahnenforschung.net/atta...1&d=1293896262
http://forum.ahnenforschung.net/atta...1&d=1293895881

Ditthardt 03.01.2011 12:04

Leibgedinger
 
Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 1)
Ich habe einen Traueintrag von 1836 aus Posen, in dem der Vater der Braut als Leibgedinger betitelt wird. Ich habe schon mal die Forensuche bemüht aber nichts wirklich passendes gefunden. Es ging dabei immer um adlige Familien und auch zeitlich bewegt man sich mit dem Begriff scheinbar eher im Mittelalter. Beides ist hier meines Wissens nicht der Fall. (Den Namen der Mutter der Braut kenne ich nicht, sie könnte adlig gewesen sein.)

Gast Marlies

zu Leibgedinge: http://de.wikipedia.org/wiki/Leibgedinge

Ditthardt

Das habe ich auch schon so gelesen. Ich finde das aber sehr abstrakt.
Nehmen wir mal meinen Fall als konkretes Beispiel. Joh. Saegert erhält bei seiner Hochzeit den Hof (oder sonstingen Besitz) der Frau und hat volles Besitzrecht, solange er ihr gegenüber seinen Verpflichtungen nachkommt. Stirbt sie, geht der Hof in seinen Besitz über. Oder ist es in diesem Fall wahrscheinlicher, dass er das Leibgedinge von einer dritten Person erhalten hat?

Xtine

da der Austrag eine Form des Leibgedinge ist, vermute ich, daß Joh. Saegert bereits die Leitung des Hofes abgegeben hatte und nun, vermutlich vom Sohn, in seinem Austrag unterhalten wurde.
Also nicht er mußte Leistungen erbringen, sonder er erhielt Leistungen (Unterkunft, Verpflegung) von seinem Nachfolger.
Auch heute noch findet man auf Bauernhöfen sogenannte Austragshäuser (meist sehr klein) in dem die Eltern ihren Ruhestand genossen.

Der Suchende

es gibt diese Art "Altenteil" (Auszug) in vielerlei Form und unter vielerlei Namen. War und ist ein heikles Thema (Gibt es noch heut).

puuscheule

zur Ergänzung: in NO Böhmen, Riesengebirge, Braunauer Land etc. wurde das Altenteil "Ausgedinge" genannt. Es gab für die Ausgedinger oft ein sogenanntes "Ausgedinger Häusel", oder "Stübel". Das "Stübel" konnte ein eigenes kleines Häuschen sein.

alfred47 04.01.2011 12:02

Kiefermeister
 
Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1761
Region, aus der der Begriff stammt: Weinsheim, RPF

kann mir jemand sagen, was ein Kiefermeister ist?
Ich habe diese Bezeichnung mehrfach im ev. KB von Weinsheim gelesen. Meine Suche nach einer Erklärung im Internet war bisher leider nicht erfolgreich.

web

Ist ein Meister des Küferhandwerks. (Die, die die Fässer bauen)

Gast Marlies

damit ist der Küfermeister gemeint: http://drw-www.adw.uni-heidelberg.de...erhandwerk-1.0

smashy 06.01.2011 12:00

Deutung des Inhalts eines Amtsprotokolls
 
Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1758
Region, aus der der Begriff stammt: PLZ 72488 Sigmaringen

ich hoffe, daß man mir helfen kann, das Kauderwelsch-Deutsch des Gerichtsschreibers für zwei Heiraten und Geldgeschäften der Hochzeiter zu übersetzen. Ich blick da nicht ganz durch, wer wem was bezahlt und sie waren wohl vorher leibeigen gewesen und sind es wieder??
Überschrift:
Actum Post Prandium Eodem
in praesentia
h: Oberjeger: (meister) h: Hofrath
Kaltenbechers, und mein
des Secretarii
und ex post (im nachhinein) auch
titulierten herren Hofkanzlers
Inzkhoven
Franz xaver schult=
heiss und Agatha
Oschwäldin heürath und
respec: (respektive) (beziehungsweise) Einzug Gelt à 10 fl
Item (ebenso/ferner)
Martin Oschwaldts und
Francisca Stropplin
Heürath und
respec: Einzug Gelt à 2 fl 16 xr
Inhalt:
Schultheiss produciert zwey heüraths
Copeyen, vermög welcher sich
Franz Xaveri Schultheiss von
Ablach an Agatha Oschwaldin
des Joseph Oschwalds Tagwerker
seel: wittib nacher Inzkoven
und dann Martin Oschwaldt des
Bauren Caspar Oschwalds Sohn
von gedachtem Inzkhoven mit
Francisca Stropplin des Bauern
von Nickh hoven tochter ver=
heürathen und syn sammentl. (lich = alle zusammen)
dahero umb den obrigkheitlichen
consens hierzu u: (untertänig) gebetten haben
wolten, Wie nun das
erstere hochzeitliche Paar und
zwar die hochzeitherin 240=
d (der) hochzeither aber 300 fl
sofort 540 fl.
das letstere Paar aber und
zwar d (der) hochzeither nebst deme
das er jenes gottshaus Inz=
khovens Schupflehen-Gueth (Gut),
so vorhin der erst kuerzlichen
Schulden halber vergan=
thete so genannte schwartze
baur Wunibald Walz
Inngehabt bekommet, noch
300 fl heürath-Gueth, die
hochzeitherin aber 350 fl ver=
mögen sofort zusammen nebst
ged:em (gedachtem) gueth 650 fl zusammen
bringen So hat man keinen
Anstand genommen, beede
heürath und respec: burger=
liche ausnahms obrigkeith: (Obrikgeitlichen)
zu ratificieren, d (der) gestallten
jedannoch, als der Franz
Xaver Schultheiss 10 = fl
die Francisca Stropplin aber
20 fl 10 xr pro burger:en (bürgerlichen)
Einzug bezahlen und dann
dise letzere, weilen sye (sie) vor=
hin leibaigen gewesen,
gnädigster Herrschaft sich
an widerumben, mit Leib er=
geben, und ihren mann=
missions-brieff bey bringen
solln.
Ende.
Was ist ein Mann-Missions-Brief ?

henrywilh

Es heißt Manumissions-Brief = Befreiungsurkunde
http://forum.ahnenforschung.net/atta...1&d=1294324620
Was ich verstehe:
Das Hochzeitspaar Franz Xaver und Agatha zahlt 2 x 10 fl Heirats- und Einzugsgebühr; das Hochzeitspaar Martin und Francisca zahlt 2 x 2 fl 16 kr.
Diese Hochzeiten werden ausnahmsweise obrigkeitlich genehmigt, weil die Hochzeiter über Vermögen verfügen, nämlich 540 fl das erste Paar und 650 fl plus das erwähnte Gut das zweite Paar. Warum es überhaupt eines Consenses bedarf, weiß ich nicht.
Schließlich wird noch die Bedingung gestellt, dass Franz Xaver 10 fl und Francisca 20 fl 10 kr Einzugsgeld bezahlen, sowie dass Francisca, die eine freigelassene Leibeigene ist, ihren Befreiungsbrief vorweist und sich wieder in die Leibeigenschaft begiebt.
Das Einzige, was mich verwirrt, ist, dass am Ende noch einmal von Einzugsgeld die Rede ist. Offenbar ein zusätzliches (warum?).

smashy

was ist eigentlich ein Einzugsgelt?
Das heißt auch, daß arme Leute nur vom Pfarrer die Genehmigung zur Hochzeit bekommen haben, bzw. durch die Proklamationen, wenn kein Widerspruch eingegangen ist. Arme Leute mußten nichts der Obrigkeit zahlen, aber vermögende doch? Interessantes Steuersystem *g*
Wurden denn die Menschen bei der Entlassung der Leibeigenschaft nicht immer auf Lebenszeit entlassen? Das wundert mich, daß sie wieder leibeigene wurde.

henrywilh

Ich denke, das "Einzugsgeld" ist die fast überall übliche Gebühr gewesen, die man für das Bürgerrecht in einer Kommune bezahlen musste.
Die zweite Frage kann ich nicht wirklich beantworten. Was ich weiß, ist dass häufig die Heirat von "Armen" gar nicht erlaubt wurde, weil die Gemeinde nicht die Armenfürsorge auch noch für die kommende Kinderschar auf sich nehmen wollte.
Und dass man sich freiwillig wieder in die Leibeigenschaft (derselben oder einer anderen Herrschaft) begeben konnte -sofern man Vorteile darin sah - erscheint mir gar nicht abwegig.

karin-oö

Ich denke, bei den beiden Brautpaaren kommt jeweils ein Partner (im ersten Fall der Bräutigam, im zweiten die Braut) aus einer anderen Herrschaft als der hier zuständigen. Es bedarf deshalb der herrschaftlichen Genehmigung und der jeweils auswärtige Partner muss das Einzugsgeld für seine jetzige Herrschaft bezahlen.
Francisca Stropplin brachte einen Befreiungsschein als Untertanin ihrer früheren (Grund)herrschaft und begibt sich nun in die Leibeigenschaft der Herrschaft ihres Gatten.

henrywilh

Schöner kann man's nicht erklären.

smashy

der Herr Schulteiss kommt vom Dorf Ablach, Martin & Agatha Oschwald aus Inzigkofen (das waren übrigens Geschwiser), Franziska Stropplin kommt vom Nickhof (den muß ich mir noch genauer ansehen, ob der zur gleichen Grafschaft gehörte). Die Orte stehen (außer vielleicht Nickhof) in den Büchern der Grafschaft Sigmaringen, aus dem das Protokoll entnommen ist. Neubürger sind wohl neue Bürger aus einer anderen Herrschaft, also nicht von einer anderen Pfarrei? Ablach gehörte in die Nachbarspfarrei von Laiz, wozu wiederum Inzigkofen gehörte.

karin-oö

Zitat:
Zitat von smashy http://forum.ahnenforschung.net/imag...s/viewpost.gif
Martin & Agatha Oschwald aus Inzigkofen (das waren übrigens Geschwiser

War nicht Martin ein Schwager der Agatha (Witwe des Joseph Oschwald)?

smashy

den Joseph Oschwald, der mit Agatha Oschwald verheiratet konnte ich bisher genealogisch noch nicht einreihen. Ich vermute, daß es eine andere Oschwald-Linie ist. Sicher ist, daß der Kaspar Oschwald, der als Vater des Mathias genannt wird, die Tochter Maria Agatha *02.11.1720 und den Sohn Mathias hatte * 18.09.1722

henrywilh

Zitat:
Zitat von smashy http://forum.ahnenforschung.net/imag...s/viewpost.gif
Neubürger sind wohl neue Bürger aus einer anderen Herrschaft, also nicht von einer anderen Pfarrei?

Richtig. Das Bürgergeld ist ja auch eine weltliche Abgabe und keine kirchliche.

smashy

hm, dann verstehe ich die Gebühr für das erste Ehepaar Schulteiss & Agatha Oschwald nicht ganz, wenn beide aus der gleichen Grafschaft Sigmaringen kommen, die Orte Ablach und Inzigkofen. Es sei denn Ablach gehörte gerade zu der Zeit nicht zu Sigmaringen, das war im Hohenzollerischen ein ständiger Kampf und Hin und Her Wechselei um die Vorherrschaft Österreich und einiger Grafen aus der Gegend (u.a. die Hohenzollern und die Truchsessen von Waldburg).

Kögler Konrad

Einige kleine Verbesserungen, weil ich es im Oberseminar so gelernt habe:
und sye [≠ sie] sammentl. (lich = alle zusammen)
dahero burger=
liche aufnahms obrigkeith: (Obrikgeitlichen)
zu ratificieren, und ihren manu=
missions-brieff bey bringen
Zum Inhalt:
Die Obrigkeit ist hier die Gemeinde. Diese gibt die Erlaubnis,
da ja beide Ehepaare Vermögen aufweisen und haussässig sind.
Das Einzugsgeld muss derjenige, der aus einer anderen Gemeinde (nicht Pfarrei!!!)
kommt, als Aufnahmegebühr zahlen.
Damit ist nicht das Bürgerrecht verbunden (Frauen hatten sowieso keines).
Hier kommen zwei Ehepartner von auswärts, deshalb
muss von jedem Paar der Ankömmling zahlen.
Die Stropplin ist Leibeigene, deshalb verlangt die Gemeinde
den Entlassbrief.
Den hat sie aber nicht und braucht ihn auch nicht, denn die Oberherrschaft
blieb ja gleich. Was sie brauchte, ist die Genehmigung ihres Bosses, dass
sie heiraten durfte.
Das hat er ihr erlaubt, weil sich an ihrem Leibeigenschaftsstatus nichts geändert hat.
Sie gehört ihm auch als Verheiratete. Vielleicht steigt sie dadurch sogar im Wert,
denn dann kann es ja noch um die Kinder gehen.
Wenn sie frei hätte werden wollen, dann hätte das natürlich etwas gekostet.
Sie begibt sich weiterhin in Leibeigenschaft, damit sie keine finanziellen Auslagen hat.

smashy

in dem Protokoll ist doch aber von dem Einzugsgeld die Rede?
Du schreibst ja, daß die Ehepaare haussässig sind (meinst Du damit, Ortsansässig, zur Geminde gehörend?) und somit müßten sie kein Einzugsgelt zahlen.
Das mit der Leibeigenschaft hab ich nun verstanden, warum sie erneut eingetreten ist. Aber das mit dem Einzugsgeld noch nicht ganz.

henrywilh

Ich hätte das auch so präzisieren sollen wie Konrad.
Man musste für das Bürgerrecht zahlen, wenn man in eine (früher immer nur) Stadt neu zuzog. Das ist doch hier der Fall. Söhne ansässiger Bürger bekamen das Bürgerrecht umsonst. Aber z.B. mussten die Juden nach ihrer Emanzipation, auch wenn ihre Vorfahren jahrhundertelang in einer Stadt ansässig waren, bei der erstmaligen Erlangung des Bürgerrechtes bezahlen.

smashy

Genau das verwirrt mich auch noch, da vom Einzugsgelt im Protokoll die Rede ist. Aber warum Einzugsgelt vom einem Ehepaar verlangen, wenn sie aller Wahrscheinlichkeit nach aus der gleichen Grafschaft stammen? Das muß ich noch recherchieren, wozu der Nickhof (Frau Stropplin) der Obrigkeithalber 1758 hingehörte - die anderen beiden Oschwalds und der Herr Schulteiss kamen eindeutig aus der Grafschaft. Auf jeden Falls steht auch Ablach in den gleichen Büchern wie Inzigkofen. Fehlt noch der Nickhof.
Aber Konrad schrieb ja noch "daß das nichts mit Bürgerrecht" zu tun hat. Aber womit dann?

henrywilh

Ich kenne nur die Zahlung im Zusammenhang mit dem Bürgerrecht in einer Stadt, und dabei ist es egal, ob der Ankömmling aus derselben Landesherrschaft kommt. Zieht er in eine andere Stadt, muss er zahlen.

Kögler Konrad

Lieber Daniel, ob wir das noch schaffen?
Also, ich habe meine Erfahrungen aus Forschungen über Dörfer im Gegensatz
zu Henry, der ein Städter ist.
Haussässig bedeutet, dass sie ein eigenes Haus bzw. ein Anwesen (Hof/Gütlein) hatten.
Ohne dieses hätte die Gemeinde sie gar nicht heiraten lassen und aufgenommen,
denn im Verarmungsfalle hätte die Gemeinde für den Unterhalt auskommen müssen.
Anders in der Stadt, wie das Sprichwort sagte: Stadtluft macht frei.
Weil ein Ehepartner aus einer anderen Gemeinde war, musste er dafür, dass
er in das Dorf einziehen durfte (nicht in das Haus), eine Gebühr an die
Gemeinde entrichten, und diese Gebühr hieß Einzugsgeld.
Das war eine der kleinen Möglichkeiten, um - außer den Umlagen - das Gemeindesäckel ein wenig
aufzupolieren.

smashy

soweit schon klar. Also muß ein Teil von beiden Brautpaaren von außerhalb der Grafschaft kommen? Wobei, und das ist das, was ich noch nicht verstehe, meines Wißens eben alle in dem Protokoll genannten Orte zur gleichen Grafschaft gehören sollten. Was noch zu überprüfen gilt, ob das 1758 auch der Fall war.

Kögler Konrad

Warum muss ein Teil von außerhalb der Grafschaft kommen?
Nehmen wir zwei Dörfer, die zugleich auch zwei Gemeinden sind. Beide Dörfer liegen
nebeneinander und in derselben Grafschaft.
Wenn da einer in die andere Gemeinde heiratet, muss er Einzugsgeld bezahlen.
Das hat mit der Grafschaft nichts zu tun.

henrywilh

Saachichdoch.:D
(Bin übrigens gar kein Städter.)

smashy

jetzt hats "gschnackelt" wie wir Schwaben sagen, ich bin immer von einer anderen Grafschaft ausgegangen ;-)

noch eine Frage, was ist eigentlich "der schwarze Bauer" Wunibald Walz?

henrywilh

Wer der
so genannte schwartze
baur Wunibald Walz
war, werden wir von hier aus wohl nicht rauskriegen können. Das klingt nach einem vulgo-Namen. Da müsste man in den dortigen Archivalien wühlen. Er war auf jeden Fall am Ende eine arme Sau, weil doch sein Gut wegen Schulden "vergantet", zwangsversteigert wurde.

Friedrich 07.01.2011 19:57

Abkürzung unter Aufgebot und Ort???
 
SilentKnight

Bei mir steht aus dem Auszug eines Traubuches unter Aufgebot:
Dom. Septuag. allhier und Todtenschein
Was heißt das und soll Todtenschein ein Ort sein?

Friedrich

Dom ist die Abkürzung für Sonntag (Dies Dominica) und Septuag. ist der Sonntag Septuagesimae (3. Sonntag vor der Passion, also der 2. Sonntag vorm Karevalssonntag).
Das mit dem Todtenschein kann ich Dir leider nicht sagen.

Xtine

Todtenschein ist sicher kein Ort, vermutlich wurde er als Beweis vorgelegt, daß ein Elternteil (beide?) bereits verstorben waren.

Irmgard

den Totenschein mußte man auch vorlegen, wenn man bereits einmal verheiratet gewesen ist und in der Gemeinde nicht bekannt war.

SilentKnight

@ Xtine: nachfolgend der Text aus dem Traubuch 1822
Tag der Trauung 17.02.1822
Aufgebot: Dom. Septuag. allhier und Todtenschein
Bräutigam: Mstr. Karl Friedrich Kunze, Bürger, Zeug- u. Leinweber allh.,juv.,Mstr. David Friedrich Kunzen's, Leinwebers in Mülsen ehel. zweiter Sohn
Braut: ... (der übliche Text)

Xtine

also entweder war einer der beiden Brautleute bereits verheiratet und mußte den Todtenschein des verstorbenen Ehepartners vorlegen, oder es handelt sich um den Todtenschein von einem Elternteil. (von dieser Seite kommt sozusagen kein Einspruch mehr 8o)

Friedrich 07.01.2011 20:00

Altes Flächenmaß
 
Schocki

Ich habe in einem "Zubringens Inventarium" von 1800 in Württemberg eine Aufzählung von Äckern und Weinberganteilen, bei denen als erstes Wort immer wieder das gleiche auftaucht. Zu lesen sind ein "Vrl" und mit etwas Phantasie ein "g". Sollte das eine Abkürzung für das alte Flächenmaß "Vorling" sein?
Hat jemand diesbezüglich Erfahrung? Könnte das in diesem Zeitraum und Gebiet passen?

Michael

Vrl ist in Württemberg die Abkürzung für ein Viertel.

Schocki

Bezieht sich dieses Viertel auf einen Viertelhektar oder was für ein Maß ist es?

Michael

das Flächenmaß Morgen wurde in Viertel unterteilt.

Friedrich

also genau 625 qm, wie ich rechne.

Friedrich 07.01.2011 20:09

Todesursache "steckkarthar" ???
 
JörgM.

lt. einem Sterbebuch ist 1801 in Rottenburg jemand aus meiner Fam. an einem "Steckkarthar" gestorben...
Was ist das ?????

gudrun

ich vermute mal, daß das Diphtherie oder Keuchhusten war.
In meinem Buch "Lexikon der historischen Krankheitsbezeichnungen" finde ich die Bezeichnung Steckkarthar auch nicht.

Kögler Konrad

Steckkatarrh wohl gleich dem sog. Steck- oder Schleimschlag, v.a. bei alten Leuten.
Diese brachten den Schleim nicht heraus, der meist durch Wasseransammlung in der Lunge (Ödem) verursacht war, und erstickten daran.

karin-oö

Ich vermute, es handelt sich dabei um "Stickkatarrh", was auch immer das wirklich war - hier ist es zumindest erwähnt:
http://books.google.at/books?id=Xfk3...ed=0CAgQ6AEwAA
http://books.google.at/books?id=3gc7...ed=0CBIQ6AEwAw

Eva64

Katarrh ist auf jeden Fall ein heftiger Husten. Was nun mit Steck gemeint ist... Ich vermute, dass Konrads Erklärung das am allerbesten trifft.

Friedrich

ich vermute, daß eine derartige Krankheit z.B. auch durch eine Staublunge verursacht oder verschlimmert wurde.

niederrheinbaum

Im Buch "Klinisches Handbuch zum Gebrauch bey den wichtigsten, gefahrvollsten und schnell tödlichen Krankheiten für
angehende Aerzte" aus dem Jahre 1804 findet sich diese Erklärung für Entstehung und Krankheitsverlauf des Steckkatarrh,
auch online bei google books zu lesen. Ich kopier's mal hierhin:
XVIII. Engbrüstigkeit, Asthma, und Steckkatarrh, Catarrhus suffocativus
Definizion.
"Unter Engbrüstigkeit verstehe ich hier blos jenes beschwerliche Athemholen, verbunden mit grösster Beklemmung auf der Brust,
welchen zuweilen nachlässt, aber immer wieder, obgleich zu ungewissen und ungleichen Zeiten, zurückkehret, und wobey sich
selten ein anderer, als sonst gewöhnlicher Auswurf findet. Gehet diese Krankheit ins Arge, dann entstehet Steckkatarrh, dessen
Zufälle ich weiterhin noch angeben werde.
Zufälle.
1.) Vor dem Ausbruche. Allgemeine Zeichen der Asthenie mit der Empfindung einiger Verwirrungen in den Brustorganen. Einer der
wichtigsten Vorboten ist das öftere Alpdrücken, d. i. jener unvollkommene Schlaf, worinn das Verlangen nach Ortsbewegung
heftig ist, die Muskeln aber dem Willen nicht gehorchen, und welcher mit grosser Unbehaglichkeit, einem Gefühle von Erstickung,
und sehr oft mit Furcht verbunden ist.
2.) Beym Ausbruche. Gewöhnlich befällt bey Nachtszeit den Asthmatischen eine ängstige Beklemmung und Beschwerlichkeit im
Athmen, wodurch er aus dem Schlafe geweckt wird. Meistens sind dabey der Athem, Zunge und die Extremitäten kalt, aufrechte
Stellung mit offenem Munde, und Verlangen nach freyer, kalter Luft. Der Puls ist schnell, schwach, aussetzend.
3.) Bey der Zunahme bis zur grössten Höhe. Es entstehet Steckkatarr. Nämlich: die Beklemmung wird zum Ersticken arg, der
Athem pfeifend, und nöthiget den Kranken, aufrecht zu sitzen, der Athem wird mit aufgehobenen Schultern und gestrecktem
Genicke geholt, das Sprechen fällt schwer, oder ist gar unmöglich, die äussern Theile des Körpers werden kalt, betäubet, das
Gesicht aufgetrieben, die Augen hervorgetrieben, schwarzblau, die Augenlieder sind offen, die Pupillen erweiter, und
unempfindlich gegen des Reiz des Lichtes, es fliessen unwillkührliche Thränen.
Ausgänge:
a) Krankhafte, Brustwassersucht, Knoten in den Lunge, Bluthusten.
b) Tödliche. Erstickung, Vereiterung der Lungen, Schlagfluss.
Vorheriges und Schädlichkeiten, Heilungskarakter usw. siehe unter diesem Link, ab Seite 242:
http://books.google.de/books?id=u_la...atarrh&f=false

Friedrich 07.01.2011 20:17

Pfannkuchenmüller
 
Rainer Zufall

kann jemand mit der Berufsspezifikation "Pfannkuchenmüller" etwas anfangen?

Xtine

spontan hätte ich darauf getippt, daß es jemand ist, der die Böden für gußeiserne Pfannen macht.
Beim Krünitz findet man leider nur Pfanne, ..., Pfannwerk Viele dieser Begriffe haben was mit Salzsieden oder dem Abbau von Salz in einem Bergwerk zu tun.
Dann gibt es noch den Pfanner(Pfänner), welcher ein Pfannenschmied ist.
Hier hab ich noch den Pfannenbäcker gefunden, er stellt Ziegeln her.
So, jetzt kannst Du Dir was aussuchen :wink:

Rainer Zufall

Ich habe die Antwort zufällig gerade selber gefunden.
In einem Taufeintrag 10 Jahre später wird derselbe Müller als Pate aufgeführt: "Eigenthumsmüller in der so genannten Pfannkuchenmühle in Keiselwitz".
Also doch kein neuer Berufszweig.

Friedrich 07.01.2011 20:20

Vorname
 
anika

Ich habe eine Französische Sterbeurkunde bekommen.
Dort wird der Vorname des Vaters mit Thiry angegeben,
Wie hieß er dann auf Deutsch?

Friedrich

rein hypothetisch: Dietrich? Mein gelb-blaues Wörterbuch gibt dazu leider nix her.

Michael1965

das habe ich gefunden:
Thierry:
  • französisch ;
Im Volk mächtig. Form zu Dieterich, weitere Formen: Thierri
P.S. Da war der Friedrich schneller.


anika

ich hätte hinter dem Namen einen Theodor
vermutet.

Friedrich


Zitat:
Zitat von Michael1965 http://forum.ahnenforschung.net/imag...s/viewpost.gif

P.S. Da war der Friedrich schneller.


dafür war der Michael sicherer. Also Ausgleich. :wink:

Zitat:
Zitat von anika123 http://forum.ahnenforschung.net/imag...s/viewpost.gif
Danke, ich hätte hinter dem Namen einen Theodor vermutet.

Das ist nicht abwegig. Die lateinische Form von Dietrich ist Theoderich (Der Ostgotenkönig Theoderich wurde der Sage nach ja auch als Dietrich von Bern bezeichnet). Obwohl Theoderich und Theodor zwei Namen verschiedenen Ursprungs sind, wurden sie oft synonym gebraucht.

Friedrich 07.01.2011 20:32

lateinisch-deutsche Übersetzung
 
Maratoni

Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1754
Region, aus der der Begriff stammt: Kurfürstentum Mainz
wenn ich die Worte in dem mir vorliegenden Dokument richtig entziffert habe lauten sie:
" spectatis ominibus preteritis presentibus et futuris".

Kögler Konrad

heißt es wirklich ominibus oder omnibus?
omen, ominis = Vorzeichen (vgl. ominös)
omne, omnis - alles
spectare - schauen, betrachten
a) ominibus
Nachdem man die vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Vorzeichen betrachtet hat... gibt wohl keinen Sinn, das man das Zukünftige nicht sehen kann
b) omnibus - nachdem man alles Vergangene, Gegenwärtige und Zukünftige betrachtet hat...
Für eine gewandte und saubere Übersetzung bräuchte ich den Zusammenhang.
Wenn man ... in Betracht zieht .. oder so ähnlich, Möglichkeiten der Übers. gibt es viele

Maratoni

Ich bitte um Verzeihung,
es heißt natürlich "omnibus"
Der Zusammenhang:
"...... es ist auch dermahlen die Frag nicht ob er in die Studenten Schul gegangen sondern ob er sich zu einem Schulmeister spectatis omnibus preteritis presentibus et futuris schicke, daß er den Choral verstehe und eine medocre Stimm hat......"

Kögler Konrad

in Anbetracht aller vergangenen und gegenwärtigen Umstände/Gegebenheiten und auch aller zukünftigen Anforderungen...
so in etwa ist das gemeint

Friedrich 07.01.2011 20:47

Was ist ein Söldnersohn
 
wobaco

Jahr, aus dem der Begriff stammt: ca. 1907
Region, aus der der Begriff stammt: Niederbayern
in mehreren Dokumenten, unter anderem in der Heiratsurkunde (1907) wird mein Ur-Großvater Franz Xaver H. (geboren 1884) als "Söldnersohn" bezeichnet.
Handelt es sich dabei um einen speziell "Alpenländischen" Begriff oder ist die Bezeichnung tatsächlich auf "Söldnerdienste" des Vaters zurückzuführen.
Könnte der Vater Matthias H. als Söldner verheiratet und seßhaft gewesen sein (Niederbayern) - Bei wem und wann (grob 1840-1884) waren "Söldner" im Einsatz.
Habe in der Beziehung absolut keinen Plan und bin für jede Unterstützung dankbar.

Kögler Konrad

Söldengut war ein Kleinbauerngut,
Als Söldner bezeichnete man im Bayerischen einen Kleinbauern mit etwas Feld und Vieh.
Wie groß sein Besitz war, war regional verschieden.
Oft musste er sich ein Zubrot als Taglöhner oder Handwerker dazu verdienen.
Oft wird der Begriff Söldner gleichbedeutend wie Köbler verwendet, obwohl Letzterer
in Regel begüteter war. Es kam immer auf die Begriffsfestlegung des Pfarrers und dessen Einschätzung an. Aber auch amtlicherseits wurde beide Begriffe oft synonym verwendet.
Ein Bauer hatte in der Regel 3 bis 4 Pferde, ein Halbbauer 1 - 2; ein Köbler nur Ochsen bzw. Kühe,
der Söldner - in meinem Bereich - nur Kühe zum Einspannen.

wobaco

als ich diese Bezeichnung, wie üblich in kaum lesbarem Sütterlin geschrieben, mühselig entziffert hatte, dachte ich sofort an "Söldner" im Sinne von Tagelöhner. Der zweite Gedanke ging dann in Richtung Büdner oder Häusler. Allerdings fand ich dann im Internet unter dem Begriff Söldner eben nur den "bekannten Söldner".

Friedrich 08.01.2011 12:53

Übersetzungshilfe Latein
 
Maratoni

Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1754
Region, aus der der Begriff stammt: Kurfürstentum Mainz
ich bin wieder auf einige lateinische Ausführungen gestoßen, deren Bedeutung sich mir
mir als Nicht-Lateiner nicht so recht erschließt. Vielleicht kann jemand freundlicherweise helfen.
1) ...sie würden mutato casu nach ihrer fast zum proprio quadro modo gewordenen....
2) ...auf calunniose arth zu verklagen.
3) ...examiniert und pro ipse referiret.

Kögler Konrad

Hast du richtig abgeschrieben?
Heißt es quadro?
Heißt pro ipse oder pro ipso?
Auf calumniose Art: calumnios ist abgeleitet vom lateinischen
Substantiv calumnia = Rechtsverdrehung, böswillige Anklage, betrügerischer Vorwand
also jemanden: hinterhältig, böswillig anklagen

Maratoni

Es heißt "quardo" oder "quarto", an der anderen Stelle "ipso".

Die ganzen Sätze:

"Die in dem Schluß bezeigte Submihsion der Weilerer ist ein verstelltes Wesen, und ich kann meine gnädig-hochgebiethende Herrn in unterthänigkeit versichernn daß sie eben so wenig Respect gegen ein hochwürd. ertz-bischöfl. General Vicariat haben alß vor ihre hohe Landes-Herrschaft sie würden mutato casu nach ihrer fast zum proprio quardo modo gewordenen harten ..... und boshaften widersetzlichkeit kein bedenken tragen unter der Metaphora eines Pfarrers ihre hohe christliche Obrigkeit auff .... so calumniose arth zu verklagen."
"... und ich aber wohnten dem Examini bey und allß werden wir alle sambt angegeben, alß hätten wir einen ohntauglichen Menschen respective gnädig angenommen, examiniet undt pro ipso referiret".

Kögler Konrad

Die am Schluss gezeigte Submission (Unterwürfigkeit, Ergebenheit)
mutato casu - im veränderten Fall, d.h. wenn es gegenüber der Landes-Herrschaft der Fall wäre
nach ihrer fast zum proprio modo - zu ihrer Eigenart, zu ihrer besonderen Art
Examni - der Befragung..
quardo gibt es nicht, quarto würde heißen zur ihrer vierten Eigenart,
examiniret et pro ipso referiret - ihn befragt und für ihn (selbst), zu seinen Gunsten berichtet
Zur endgültigen Lösung von quardo-quarto bräuchte ich den Originaleintrag
Anbei der Originaleintrag von quardo-quarto.

Maratoni

Darüber hinaus habe ich noch eine Textstelle, die mir ebenfalls Kopfzerbrechen bereitet. Ich lese wie folgt:
meister salariren (=entlohnen) ergo haben wir ihn auch allein zu se....
dann wann dieses eine folge wärn müßen die .........
fast alle ....... der gantzen Welt wenigstens concurrenz
do fananam principales electores zu vergeben haben.
Hintergrund: es geht um die Anstellung eines Schulmeisters
http://forum.ahnenforschung.net/atta...1&d=1261734473http://forum.ahnenforschung.net/atta...1&d=1261734473http://forum.ahnenforschung.net/atta...1&d=1261734473

Kögler Konrad

Es heißt tatsächlich quarto - proprio quarto modo
= ihre vierte Eigenart, hat er vorher von anderen Eigenarten gesprochen?
Jetzt zum 2. Text
meister salariren (=entlohnen) ergo haben wir ihn auch allein zu setzen.
dann wann dieses eine folge wäre müßten die Bauren fast alle Aempter der ganzen Welt wenigstens concurrendo tamquam principales electores zu vergeben haben.
also haben wir ihn auch allein einzusetzen, den H. Lehrer
Das Nächste ist ironisch gemeint:
concurrieren - heißt an sich: sich anteilmäßig an den Kosten beteiligen
sie müssten alle Ämbter der ganzen Welt wenigstens anteilmäßig gleichsam wie die Kurfürsten zu vergeben haben

Friedrich 08.01.2011 13:17

Anreden im 16. Jahrhundert
 
fxck

Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1517-1536
Region, aus der der Begriff stammt: Erzgebirge

ich habe heute eine Spezialfrage. Es geht um Anreden/Eigenschaftswörter in Briefen des 16. Jahrhunderts. Folgende Begriffe tauchen immer wieder auf:
- gestreng
- ehrenfest/ernvest
- hochgelart
- gonstig/günstig
- andächtig [anscheinend Prädikat für einen Geistlichen]
- ehrwürdig
- getreu
- lieb
- hochgeborn
- gnädig
- edel
- lieber Getreuer.

Marlies

was meinst Du mit "auflösen"? Begriffe wie gestreng, ehrwürdig, gnädig, lieber Getreuer sagen eigentlich (für mich) schon aus, was der Schreiber sagen wollte.

fxck

die Begriffe/Anreden hatten doch verschiedene Bedeutungen. Wenn jemand mit "Andächtiger" angesprochen, war das ein Geistlicher usw. Deswegen wollte ich fragen, ob jemand weiß, was ein Schreiber ausdrücken wollte, wenn er jemanden mit "Gestreng" etc. ansprach.
Ich hoffe meine Erklärung war einigermaßen verständlich... ;)

karin-oö

Solche Andreden kenne ich auch von Grabsteinen.
Dafür habe ich auch einige Erklärungen gefunden, die sich vielleicht auch für deinen gesuchten Bereich anwenden lassen:
http://books.google.at/books?id=5yo0...ed=0CAgQ6AEwAA

Kögler Konrad

Die Anrede "gestreng" kenne ich z.B. bei einem Vogt.

viktor

Zitat:
Begriffe wie gestreng, ehrwürdig, gnädig, lieber Getreuer sagen eigentlich (für mich) schon aus, was der Schreiber sagen wollte
Ja, vielleicht für dich.... LACH..... die gestrenge hochwohllöbliche Frau Administratorin ist ja auch hochgelahrt.
Für einen jungen Menschen von heute klingt das doch wie von einem anderen Stern:wink:
Aber auch für Ältere, die viel belesen sind, wird sich diese "Welt" ebenfalls nur schwierig erschließen lassen. Es ist eine Welt, die durch subtilste sprachliche Abstufung feinste Rang- und Standesunterschiede deutlich zu machen wusste. In dieser Welt hatte jeder seinen Rang und Platz.
Die Pfarrer, die oft über Jahrzehnte in ihren Gemeinden wirkten, waren oft wahre Meister dieser Formulierungskunst, die uns Heutigen auch manchmal fremd bleibt durch Bedeutungsverschiebungen.

Anton, da gibt es kein Wörterbuch oder Duden für sowas.
Da hilft nur ganz viel Erfahrung sammeln. Ich weiß nicht, in wievielen Kirchenbüchern ich schon gelesen habe, eines habe ich sogar fast komplett abgeschrieben, und wieviele alte Schwarten ich schon gelesen habe.
Dadurch konnte ich für viele Begriffe der Art, wie von dir beschrieben, ein gewisses Verständnis entwickeln. Das muss man aber immer im Gesamtkontext lesen können.
Einen Vorteil muss fortgeschrittenes Alter schließlich haben *hüstel*
Ach ja, ein Tipp: Gebrüder Grimm, die haben nicht nur Märchen gesammelt. Die haben ein grandioses ethymologisches deutsches Wörterbuch geschrieben. Ich könnte Tage lang darin schmökern.

henrywilh

das ist eine tolle Frage, wirklich.
Eigentlich wäre es ein Trauerspiel, wenn es kein Standardwerk gäbe, das diese Vokabeln erklärt. Wenn nicht, machst du dich hochverdient, falls du es schreibst.
Fest steht ja wohl, dass es allesamt Höflichkeitsfloskeln sind. Zudem außerordentlich passgenau, wie schon bemerkt wurde. Jedem (Berufs-) Stand wurde das optimal Schmeichelhafteste gesagt.
Ein erster Schritt zur Systematisierung könnte darin bestehen, dass man sortiert in: nach unten - nach oben.
"getreu", "lieb" und "lieber Getreuer" geht immer nach unten.

Friedrich 08.01.2011 13:28

Was bedeutet "königlicher Bauer"?
 
Liisa

was war ein "königlicher Bauer", worin besteht der Unterschied zu einem "normalen" Bauer?

Friedrich

war der gute Mann vielleicht auf einem Hofgut beschäftigt, das für den Lebensunterhalt der Hofhaltung zuständig war?

Pendolino

Ist dieser königliche Bauer aus dem ehem. Ostpreußen?
Wenn ja, dann heißt das nichts anderes, als daß dieser Bauer, seine Abgaben direkt an den Landesherren (die königliche Schatulle) leisten mußte. Dörfer in denen es ausschließlich königliche Bauern gab, haben in manchen Aufstellungen auch den Zusatz "königliches Schatulldorf".
Wenn ein Ort den Zusatz "Adlig" trägt, heißt das, daß die Einwohner ihre Abgaben an ein (gräfliches) Gut leisten mußten.

Liisa

der königliche Bauer lebte in Fehrbellin (Osthavelland). Es gibt keinen weiteren Anhaltspunkt als diesen Eintrag als "Stand" oder Berufsbezeichnung im Kirchenbuch.

Friedrich 08.01.2011 14:00

Gerüstherr
 
Kögler Konrad

Ich bin ein Neuling in diesem Forum. Aber ich habe schon in meinem unregistrierten Status ein bisschen herumgeschnüffelt.
Da fiel mir eine Anfrage bezüglich "Gerüstherr" auf, die auch beantwortet wurde.
Es handelte sich - soweit ich mich entsinne - um am Anfang des 19. Jhts. um einen Mann, der "Bauer und Gerüstsherr" war.
Was mich stutzig machte war, dass es explizit "Gerüstsherr" und da vor allem das "s" nach "Gerüst".
Könnte da nicht ein Lesefehler vorliegen und ein "Gerichtsherr"gemeint sein?
Gerichtsherr im Sinne von Mitglied des örtlichen Gerichts oft in Bayern auch als Gerichtsperson bezeichnet.
Meine Vermutung: das ü entstand aus ic und das h wurde, was oft passiert, als s gelesen: also Gerichtsherr. Würde doch eher zu einem Bauern passen als Gerüstherr, dh. Gerüstverleiher, obwohl es so etwas schon gegeben haben mag.
Leider fand ich diesen Eintrag nicht mehr und stelle deshalb meine Gedanken in diesem Kreis vor.

Juergen 09.01.2011 02:45

Krugtag und blauer Montag
 
Hier lernt man, woher das "Blaumachen am Montag" kommt.
Krugtag und "blauer Montag" der Gesellen 1835 in Hamburg bei Zuchthausstrafe verboten:
http://books.google.de/books?id=6qdD...rugtag&f=false
Was war der Krugtag bevor er verboten wurde? Ein Gesellenstammtisch?
Update:
Jetzt weiß ich in etwa, was es mit den Krugtagen der Gesellen früher auf sich hatte, bevor diese Krugtage oder blauen Monttage von der Obrigkeit verboten wurden. Stichwort auch Gesellen-Lade.
Was die Gesellen-Lade bedeutet wird auch unter folgenden Link behandelt. In diesem Fall in Görlitz.
http://books.google.de/books?id=Dxg-...20Lade&f=false
Sammlung hamburgischer Verordnungen, Band 6, 1805
Aufhebung der Gesellen-Lade
Alle sogenannten Krugtage, Quartale, gute Montage oder andere allgemeine Zusammenkünfte der
ganzen Gesellschaft, imgleichen die Laden-Gesellen, Schlosser, Schreiber und andere Beamte
der Gesellen-Lade, werden hiermit bey dem Tischler-Amte hieselbst gänzlich aufgehoben und abgeschafft. Niemand darf unter irgend einem Vorwande, ohne spezielle Erlaubnis des jedesmaligen Wohlweisen Herrn Amts-Patron, die Gesellen, es sey auf dem Amtshause, oder sonst irgendwo, zusammen berufen.
http://books.google.de/books?id=Mu5D...page&q&f=false
Ich halte noch fest, dass die Krugtage vermutlich nicht überall in Preußen verboten wurden, zumindest in Lissa in Posen werden
diese Krugtage noch bis mindestens 1845 begangen. Ob dies ein "blauer Montag" bzw. arbeitsfreier Montag war, weiß ich nicht.
Diese Krugtage wurden wohl monatlich oder quartalsweise einberufen.
Übrigens wurde auch von "Quartal halten" gesprochen. Zum Quartal wurden auch die Gebühren der Lehrburschen bis in die Neuzeit kassiert. Der allgemein freie Sonntag wurde viel später erkämpft.

SSydow 10.01.2011 11:05

merkwürdiger Nachtrag bei Mutter
 
Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 1)
Jahr, aus dem der Begriff stammt:1820
Region, aus der der Begriff stammt:Karle, Mähren

Es geht um die Mutter des Franz Lammel. Sie wird als Magdalena Kloß angegeben. Dies kann auch anhand der Geschwister überprüft werden.
Allerdings wurde nachträglich unter ihrem Namen zwei Buchstaben(Abkürzung?) eingetragen?. Sowas habe ich in diesem Kirchenbuch noch nicht gefunden.

henrywilh

Jedenfalls würde ich das als S.H. lesen.

Xtine

das zweite sieht nach H aus, aber das erste???
Könnte es sein, daß da einer nachträglich was mit kyrillischen Buchstaben hingeschrieben hat???

GunterN

der oder das Erste sieht aus wie Steno. Kyrillisch ist da nix.

henrywilh

Guter Hinweis, ja das stimmt.

Xtine

Hmmm, aber warum sollte der erste Teil Steno und der zweite Teil ein normals H sein????
Mein Stenounterricht ist zwar schon ne Weile her, aber wenn, dann ähnelt es dem Wort Susi.

GunterN


Die Grundlage der Frage ist doch, obwohl vom Pfarrer als katholisch ehelicher Knabe angegeben, heißt die Mutter anders als der Vater. Da haut doch etaws nicht ganz hin - oder?
Vielleicht ein lateinischer Nachtrag, dass die Eheschließung (Hochzeit) bereits angemeldet ist oder ...

Nanuk

habe mir unter Wikipedia das kyrillische Alphabet angeschaut, den Buchstaben
H gibt es dort schon ist nur das N. Bei dem verschnörkelten Buchstaben gibt es zwei Möglichkeiten, entweder ein B oder "tvrdy znak" was das auch immer
für ein Buchstabe sein soll.

GunterN

Auch wenn es 1820 ist, es ist immer noch deutsches Gebiet gewesen, was sollen da russiche (kyrillische Buchstaben)? Ich habe die 10 Jahre lang eingetrichtert bekommen. Da ist kein russisch dabei !!!

henrywilh
Zitat:
Zitat von GunterN http://forum.ahnenforschung.net/imag...s/viewpost.gif
obwohl vom Pfarrer als katholisch ehelicher Knabe angegeben, heißt die Mutter anders als der Vater. Da haut doch etaws nicht ganz hin - oder?

Wenn das Kind ehelich ist - und das ist es doch gemäß dem Eintrag - kann der Name "Kloß" bei der Mutter eigentlich nur ihr Geburtsname sein - oder?

Kögler Konrad

Richtig, Henry.
Vielleicht heißt es einfach: Siehe Hochzeit

animei

Ich hatte auch gleich gedacht: S. H. = siehe Heiraten, und vermutet, dass der Mann verstorben ist und die Frau nochmal geheiratet hat.
Bei den Pathen wurden (vermutlich nachträglich:D) Kreuze für verstorben eingetragen, bei der Gelegenheit vielleicht auch der Hinweis auf die Heirat. Nur, dann müsste beim Gatten auch ein Kreuz sein.


viktor

Das Kind wurde am 23.Juni geboren. Wann war denn die Heirat der Eltern?
Wenn das deutlich unter neun Monaten her war, dann mag das die Eintragung "siehe Heirat" erklären. Haben die Hochwürdigen Herren gerne gemacht.
Solche Eintragungen sind mir auch bekannt unter lateinischen Abkürzungen, wie zum Beispiel "vid Matr."

henrywilh

Zitat:
Zitat von viktor http://forum.ahnenforschung.net/imag...s/viewpost.gif
Haben die Hochwürdigen Herren gerne gemacht

Ja.
Eine andere "hochwürdige Variante" bestand darin, die Taufe eines "zu früh" Geborenen quer einzutragen!

SSydow

Die Hochzeit kann ich leider nicht überprüfen, da die Mutter aus Kreuz, Mähren kommt. Dort sind leider keine (bzw. noch keine?) Kirchenbücher online verfügbar.
wie animei schon sagt, sonst sind überall Kreuze für verstorbene Eingetragen. Dies ist der einzige Eintrag im KB mit dieser Abkürzung.
Ich kann euch ja mal nähere Daten zu den Eltern geben:
Johannes Lammel, Taufe 2.8.1786 in Karle, Tod 9 Apr. 1858 in Karle
Magdalena Kloß, * ca. 1791 in Kreuz, Tod 13 Apr 1859 in Karle
Sie haben 4 Kinder 1810-1820, bei der sie auch immer die Mutter ist.

viktor

Falls wir mit "siehe Heirat" richtig vermuten, dann muss die Heirat in gleicher Pfarrei stattgefunden haben. Denn es macht ja keinen Sinn auf eine Heirat in einer anderen Pfarrei hinzuweisen. Das kann sich nur auf's gleiche Kirchenbuch beziehen.

SSydow

Die Heirat der Eltern ist definitiv nicht in Karle gewesen. Ich vermute, dass sie in Kreuz war.

GunterN

dann wäre aber der Eintrag "siehe" nonsens, wenn die Eheschließung "wo anders" stattfand. Also wußte doch der "Eintrager = Schreiber", wo er nachzusehen hatte.

Josef Gassenhuber

Seid ihr sicher, daß diese "Buchstaben" vom ursprünglichen Schreiber dieses Eintrages sind ?!
Schaut mal die vielen "nachträglichen" Vermerke von "Familienforschern" in den Matrikeln an.
Viele von uns glauben, sie müßten die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeiten in diesen "Urkunden" verewigen.
Da "Mähren" im Jahre 1820 zum Staatsgebiet "K und K Österreich" gehörte, müßte man die Gewohnheiten dieses Gebietes wissen, ob der Mädchen-Name der Mutter bei diesen Einträgen verwendet wurde.
Bitte einen österreichischen Ahnenforscher fragen und nicht von unseren "heutigen gesetzlichen Bestimmungen" ausgehen.
Wir forschen in der Vergangenheit, denken aber in der Gegenwart.

Silke Schieske

Das glaube ich ich auch eher. Die Kreuze hinter den Paten mögen ja noch nachträglich vom Pfarrer eingetragen worden sein, die Signatur unter der Mutter sieht da dann schon eher aus mit Bleistift vermerkt. Vielleicht suchte schon mal ein anderer nach der selben Person oder Namen und hat sich da was markiert. Denn ich selber habe schon in KB den Vermerk "verehelicht oder verheiratet" dann eher gesehen, als irgend welche Buchstaben.

animei
Zitat:
Zitat von SSydow http://forum.ahnenforschung.net/imag...s/viewpost.gif
Die Heirat der Eltern ist definitiv nicht in Karle gewesen.

Eine eventuelle 2. Heirat der Frau kann doch trotzdem in Karle gewesen sein. Wie Viktor schon sagt, würde der Eintrag in diesem KB ja sonst keinen Sinn machen.

Fiehn

Also wenn ihr mich fragt, ist das erste Zeichen KEIN S! Dafür ist der Haken oben zu kantig und die unter Linie sieht eher wie eine Brille aus.
Was ihr so beschrieben habt, könnte es eine Abkürzung aus einem anderen Sprachraum sein. Es gibt doch die Möglichkeit, dass ein ausländischer Forscher diese Kürzel eingetragen hat... Ich gehe auch davon aus, dass es russisch oder ähnlich ist.

viktor

Was immer es auch nun bedeuten mag, auf keinen Fall ist es russisch (kyrillisch). Da bin ich mir aber ziemlich sicher.

GunterN 10.01.2011 23:00

Hand- und Flintenschwärmer
 
Grünberg in Schlesien 1825:
"Große Hand- und Flintenschwärmer" sind zu haben bei E.S. Lange.
Was sind das für Artikel, die hier benannt werden?

Gast AnMark

heute verstehe ich darunter so kleine Beutel mit einer Flüssigkeit drin (chemische Reaktion), die beim Brechen eines Siegels (Katalysator) langsam warm und fest wird. Daran kann man sich in den Taschen die Hände wärmen. Es gibt sie in Jagdfachgeschäften.Regeneriert werden sie durch Kochen, dann wird der Beutelinhalt wieder flüssig. Ich kann mich aber auch noch erinnern, dass mein Großvater unter Hand- und Flintenwärmer Fingerhandschuhe verstand, bei denen die Fingerspitzen frei waren, damit man den Gewehrabzug besser bedienen konnte.

Juergen

Sylvester ist doch gerade erst vorbei, keine Schwärmer knallen gelassen?
Na ja, man wird älter, die Knallerei ist doch was für die Jugend. ,-)
Feuerwerk: Flintenschwärmer
http://books.google.de/books?id=0ItC...A4rmer&f=false

Dombrowa 12.01.2011 11:34

Zusatz Nune
 
Vielleicht kann mir hier jemand weiterhelfen.
Was bedeutet bitte der Zusatz "nune" unter einen Contract (Vertrag)
ende des 19 Jahrhunderts?

Hina

Könnte es sein, dass da nicht nune, sondern nunc oder ex nunc steht?
Das bedeutet, dass der Vertrag mit sofortiger Wirkung inkraft tritt.

Katze58 13.01.2011 19:06

Fakten, Fakten, Fakten! Gesammelt aus den alten Beiträgen!
 
Mir ist bei meinen Recherchen folgender Satz untergekommen: Hof übertragen und verweinkauft. Was heißt verweinkauft:?. Es handelt sich hier um einen Moorhof in Niedersachsen ca. 1674.

Friedrich

zum Weinkauf schau mal hier: http://wiki-de.genealogy.net/Weinkauf

Andreas Krüger

der Name Weinkauf oder Wienkoop ist mit im Havelland - Brandenburg als Familiennamen meiner Vorfahren bekannt. Eine Besiedlung unserer Gegend erfolgte im 11./12. Jahrhundert mit Siedlern aus den Niederlanden, Rheinlanden und auch aus Niedersachsen. Ich hätte den Namen nach seiner Wortbedeutung Wein - Kauf - Käufer übersetzt, doch scheint ja wohl da noch etwas anderes dahinter zu stecken?

Katze58

Ich hatte auch erst daran gedacht - Hof verkauft - daraufhin Wein gekauft und verkasemantückt :D:D

chanoinesse

Mit Weinkaufgelder hatte ich auch schon zu tun bei meinen Klosterforschungen. Das Kloster war hier Grundherr und bekam die Weingelder, was den Damen als zusätzliche gelegentlichen Einnahme sehr recht war.

Gast Marlies

.... evtl. zum Thema auch noch hilfreich: http://forum.ahnenforschung.net/show...&postcount=500

Gast Joaf

verweinkauft lese ich oft. Er ist damit aufgenommen in den Weinkaufsprotokollen. In dem steht dann nicht, das er 10 Flaschen Wein kaufte. Sondern er hatte Frau 3 Kinder 1 Herd 1 Kuh. Hier in Ostfriesland ist es eine gute Hilfe der Ahnenforschung. Bei den Weinkaufsprotokollen handelte es sich um eine Art Erpacht, die bei Besitzwechsel von Ländereien fällig wurde.
Sieht dann so aus.
http://www.google.de/url?sa=t&source...WEXd7C571Tk61w
http://www.google.de/url?sa=t&source...pZAK2sFrhMH5tA

Eifelstart 14.01.2011 07:50

Tuch Dekatirers
 
kann mir wer erkären was ein Tuch Dekatirers ist ?

animei

Schau mal hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Dekatieren

Eifelstart

Ob das ein Lehrberuf war ?

GunterN

ja das war ein Lehrberuf.
www.jumpforward.de/berufe/3431/Dekateur-in.html

Isis2 14.01.2011 23:49

Berufsbezeichnung "Austrägler"
 
In der Sterbeurkunde meines Urahn, geb. 1871, finde ich als Berufsbezeichnung "Austrägler".
Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt,(was könnte er ausgetragen haben, oder bedeutet es etwas ganz anderes?) aber welche Tätigkeit wird hier tatsächlich beschrieben. Mir ist bekannt, dass er 1928 mit seinen fünf Kindern einen Aussidlerhof gebaut hat, demzufolge dachte ich, er sei Bauer gewesen.
Wer hat ein Wissen über alte Berufe oder Berufsbezeichnungen?

Friederike

schau mal hier: http://wiki-de.genealogy.net/Austr%C3%A4gler
oder hier: http://www.ahnenforschung-benz.de/gewerbe.htm

Xtine

hier auch noch ein schöner Link dazu: Auszügler
Du findest auch heute noch auf den Bauernhöfen, diese netten kleinen Häuschen (meist nur 2 Zimmer, Wohnstube incl. Kochstelle und Schlafkammer) in denen die alten Bauersleute ihren "Ruhestand" genossen/genießen.

Isis2

Nun kenne ich den Status meines Urgrossvaters bei dessen Tot und meine Vermutung, er sei Bauer gewesen, bestätigt sich. Durch euere Links erfahre ich, dass ein Austrägler kein Austräger irgendwelcher Gegenstände ist, sondern ein Bauer, der seinen Hof in die Hände der nächsten Generation gegeben hat und auf dem gleichen Grundstück vom neuen Bauern per Vertrag versorgt wird.
Ich vermutete schon, dass es sich bei diesem Begriff nicht um das handelt, als das es scheint.

Dodola 16.01.2011 17:01

expedition
 
Weiß jemand vielleicht, was das Wort "Expedition" im folgenden Zusammenhang:
Expedition nach erfolgter Eintragung des Eigenthümers
bedeutet.
Und noch die Abkürzung:
inser.
im folgenden Kontext:
Abtheilung III
Nr. 5 inser aus der Tabelle
Es geht hier um eine Grundakte aus 1878.

GunterN

Expedition = Abfertigung, also Abfertigung nach erfolgter Eintragung. Somit könnten weitere Dienststellen beauftragt worden sein, tätig zu werden.
inser= eingetragen ???

henrywilh

expedieren auch:
absenden, ausliefern.

Dodola

übrigens insero habe ich im lat-de WB gefunden: einfügen, aufnehmen.
Falls jemand lat-de WB braucht
http://de.pons.eu/latein-deutsch/hasta

Hemaris fuciformis 17.01.2011 09:51

actuarius satrapae
 
Jahr, aus dem der Begriff stammt: um 1750
Region, aus der der Begriff stammt: Sauerland

was muß ich mir denn genau unter einem actuarius satrapae vorstellen ?
Einzeln betrachtet ist der actuarius wohl so eine Art Schreiber, kleiner Beamter.
Und der satrapa ein Präfekt, Amtmann, Pfleger.
Liege ich richtig, wenn ich im "ae" Genitiv sehe und dann einen Schreiber des Präfekten/Amtmann vermute ?
Wobei der Amtmann - der regional (Dorf ? / Gutshof ?) oberste Beamte zur Steuereintreibung, Rechtsprechung und inneren Sicherheit war ?

Karl Heinz Jochim

das hast Du schon sehr gut beschrieben. Also, in meinem dicken Lateinbuch steht unter "actuarius" = Schnellschreiber und unter "satrapae" / satrapes = Statthalter. Deine Ausführung trifft es also bestens. Vielleicht hat ja noch jemand die ganz exakte Bedeutung parat!?

Friedrich

ich denke, Deine Vermutung ist richtig. Und die Amtmänner wurden ja oftmals von den Grundherren als Quasibürgermeister eingesetzt und hatten damals eben Verwaltungs-, Finanz- und einfache juristische Aufgaben (ich denke nicht, daß ein solcher Amtmann über Blutsgerichtsbarkeit urteilen durfte). Es gab ja um 1750 noch nicht die Kommunalverfassungen.

Kammer 17.01.2011 17:49

Saam Rind und Kabel
 
Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 2)
Aus dem Gemeindebuch Osmünde habe ich noch zwei Begriffe gefunden,die ich nicht deuten kann.

henrywilh

da noch verschiedene Sachen zu bezahlen sind
so habe ich vor die Gemeinde aus gelegt auf
die vorige Rechnung 3 Reichstaler 6 Groschen an Pfingsten.
Nach Pfingsten haben wir Schlam verkauft Fritzsche
13 Groschen vor eine Kabel und vor eine 8 Groschen welches
er bezahlt hat an mich.
Und der Schulmeister hat auch eine Kabel
gekauft vor 3 Reichstaler 18 Groschen welches noch nicht
bezahlt ist. Johann Moritz Hammer ...
bey Abnahme der Gemeinde Rech-
nung in Weinachten 1821sind Stücke
gewesen 151 Große und 7 kleine und
ist gekommen aufs Stück 1 vt[Viertel?] Roggen
und 1 Groschen 8 Pfennig an Gelde und hat zum von
aus erhalten 2 Scheffel 3 vtl Roggen
und 8 Groschen an Gelde Osmünde den 30ten Dec. 1821
JGSchaaff

bey Versammlung der Gemeinde den 29ten Dec 1821
wurde der Vorschlag gemacht daß es ist viel
Vortheilhaffter sey daß Saam Rind in Micha-
elis aus gedient zu haben. Dieser Vorschlag
wurde bestens aceptirt genehmigt und
unterschrieben. Osmünde den 29ten Dec 1821
Der Schulze JGSchaaff der Schäpper Bauer


GunterN

Osmünde liegt im Saal(e)kreis. Da ging und geht man heute noch in den Karten, um Garten zu spielen!!!
Es könnte mit Kabel also auch Gabel gemeint sein. Eine Forke.

henrywilh

aber eine Forke für über 3 Reichstaler kann wohl nicht sein. Ich tippe auf Brennholz.

GunterN

hast ja recht. Der Preis, auch handgeschmiedet, wäre zu üppig gewesen.
Mit dem jetzigen Zusatz zum Begriff Kabel und Obersachsen kann ich etwas anfangen.
Also doch Holz.

Kögler Konrad

Ja, und das Saam Rind, wohl das Samenrind,
der Bulle oder Stier
Der Termin Michaelis könnte mit dem gemeinsamen
Weide durch den Hirten zu tun haben.
Den ganzen Sommer über musste auch ein
ganzer Ochse (kein halber), d.h. ein Samrind, mit der
Herde auf der Weide sein, damit er den eventuellen
Bedürfnissen der Kühe nachkommen konnte.

Kammer

Beide Antworten stimmen. Kabel ist dort heute noch ein Flächenmaß ( unter Einheimischen) und das Samenrind ist offensichtslich ein Bulle.

Maratoni 19.01.2011 20:18

Munizipalrath und Localist
 
Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1808
Region, aus der der Begriff stammt: französisch besetzte Gebiete auf dem linken Rheinufer

habe in einer alten Unterlage gelesen, dass eine Person "Munizipalrath" war, eine andere "Localist".
Liege ich richtig damit, dass der Munizipalrath in dieser Zeit
etwa die gleiche Funktion besass wie der heutige Bürgermeister oder Ortsvorsteher. Handelt es sich bei dem Localist um eine andere Bezeichnung für Pfarrer?

Friederike

zu Munizipal siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Gemeind...8Frankreich%29

Hina

ein Lokalist war ein Theologe vor der Ordination zum Pfarrer. Im Prinzip ein Vikar.

alfred47 20.01.2011 21:57

Erklärung eines Datums
 
Jahr, aus dem der Begriff stammt:1686
Region, aus der der Begriff stammt:Weinsheim, Kreuznach, RPF

im ev. Taufbuch von Weinsheim 1686 gibt es Angaben zu den Geburts-/Taufdaten, die ich nicht verstehe.
1. Beispiel: 1686 Mertz d[en] 8/18 Vormittag zwischen 10 u[nd] 11 Uhr geboren u[nd] d[en] 9/19 getauft
(Der Schrägstrich ist im KB waagerecht)
2. Beispiel: 1686 Novemb[er] 5 Nov/26 Oct mittags umb 12 Uhr geboren u[nd] d[en] 10/31 getauft
(der Schrägstrich ist im KB waagerecht)
Kann mich bitte jemand aufklären, was dies bedeutet?

Frank K.

ich vermute, daß der Unterschied beim Datum durch die Kalenderumstellung vom "Julianischen Kalender" zum "Gregorianischen Kalender", der 1582 eingeführt wurde.
Schau mal hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Gregorianischer_Kalender das müsste Aufklärung bringen und die 10 Tage erklären ...

Spiky

...und da in den meisten protestantischen Gebieten der gregorianische Kalender erst 1700 eingeführt wurde, hinkte diese ihren katholischen Kollegen 10 Tage hinterher. Mag sein, dass 1686 in manchen protestantischen Orten beide Daten angeführt wurden, wenn katholische Gebiete in nicht zu großer Entfernung lagen.
Wenn die Daten in der fraglichen Zeit immer so angegeben sind, dürfte das eine passende Erklärung sein. :wink:

alfred47

Ich hatte den Gedanken an die Kalenderumstellung verdrängt, weil im KB von Weinsheim keine Systematik erkennbar ist.
Das KB wird seit 1680 geführt, aber die doppelte Datumangabe erscheint nur zwischen 1686-1690. Was mich weiter irritiert hat, war die unterschiedliche Darstellung:
mal + 10 Tage über dem Strich; mal + 10 Tage unter dem Strich und dann wieder ein ganz normales Datum.
Deine Meinung wird sicherlich richtig sein, auch wenn der Gregorianische Kalender ja bereits 1582 eingeführt wurde. Wie ich jetzt gelesen habe, wurde in vielen Ländern die Umstellung erst zu einem späteren Zeitpunkt vorgenommen.
Da muß ich wohl kreativ sein und werde jeweils das höhere Datum erfassen, egal ob über oder unter dem Strich.

Zitat:
Zitat von Spiky http://forum.ahnenforschung.net/imag...s/viewpost.gif
.
Wenn die Daten in der fraglichen Zeit immer so angegeben sind, dürfte das eine passende Erklärung sein.


leider ist das nicht so.
Da es sich aber um eine Differenz von 10 Tagen handelt, wird das mit der Umstellung auf den Gregorianischen Kalender schon stimmen.

Spiky

Möglicherweise wurde in den vier Jahren das Kirchenbuch auch nur von verschiedenen Leuten geführt, wo es jeder ein wenig anders gehandhabt hat.

GunterN

ich kenne einige Fälle, da wurde nach Einführung des neuen Kalenders nach Festlegung des Landesfürsten 2 x Ostern usw. gefeiert. Das hat sich über 1 Jahr hin gezogen, bis sich die neue Regelung durchgesetzt hatte.
Vergesst in dieser Zeit nie die Obrigkeit!

Büchen 24.01.2011 11:55

Oberaudictor
 
Jahr, aus dem der Begriff stammt:1822
Region, aus der der Begriff stammt:Ludwigslust

ich suche die Bedeutung des Wortes Oberaudictor bzw. Oberaudictus. Kann jemand damit was anfangen?

GunterN

mit Auditor schon, aber einen Audictor oder Audiktor gibt es nicht.
Es wäre schön zu wissen, wann und in welchem Zusammenhang?

Xylander

zumindest auf Spanisch gibt es einen audictor, ich kannte das Wort nicht, aus dem Zusammenhang erschließe ich: Prüfer, Gutachter. Also ziemlich so was wie der Auditor.

DeutschLehrer

Audicio (span.) = Vorsingen, Vorsprechen, Vorspiel
Über mein Spanisch-Tschechisch-Wörterbuch komme ich auch auf Audictor = Gesprächszeuge, Vernehmer, Beisitzer bei Gericht
Ich habe mir noch mehrere spanische Texte angesehen, da wird audictor tatsächlich im Sinne von Prüfer bei ISO-Normen und in der Lebensmittelüberwachung benutzt.

Büchen

der Begriff stammt aus einem Taufbuch aus Ludwigslust von 1822. Der Beruf des Vaters wird mit Oberaudictor angegeben. Bei einem weiteren Kind dieses Mannes wird der Beruf mit Oberaudictus angegeben (1830). Außerdem steht da noch Advocat. Kann man daraus jetzt ableiten, dass die Person Ober-Beisitzer bei Gericht war oder sorgar Anwalt?

GunterN

nach deinen Ausführungen würde ich ihn als Richter einer Militärgerichtsbarkeit zuordnen (Kirche kommt wohl kaum in Frage). Also nicht nur Beisitzer.
Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Auditor unter Punkt 2. und dann dort weiter

Molle09 24.01.2011 20:09

Suche Erklärung
 
ich habe soeben in einem KB - Eintrag bei einem Paten folgenden Beruf gelesen:
Schichtmeister auf der Gottesentlohnung
Ich habe gegoogelt und nur einen einzigen Eintrag in Googel Books gefunden, der aber keine Erklärung lieferte.
Was muß ich mir den unter Gottesentlohnung vorstellen? Einen Friedhof? Aber da braucht man keinen Schichtmeister, das klingt nach Tagebau.

Friedrich

als ich die Gottesentlohung las, mußte ich spontan an eine Zeche denken, frag mich bitte nicht warum. Aber die hatten schon oft so komische Namen.
Vom Sinn würde es ja passen.

Molle09

ja , je mehr ich darüber nachdenke, es wird wohl so sein. Da muß ich mal forschen ob die in der Gegend sowas hatten.

animei

Es gab tatsächlich Zechen mit den Namen Gottessegen und Gottvertraut.

GunterN

um welche "Gegend" handelt es sich ???

PeterS

Und die Gottesbelohnungs-Hütte bei Hettstedt in Sachsen-Anhalt
http://de.wikipedia.org/wiki/Mansfeld_(Unternehmen)
Also, welche "Gegend" ist gesucht?

Molle09

Da der Schachtmeister ein Pate war kann ich nicht sagen woher er kam. Die Taufe fand in Laucha an der Unstrut statt. Das ist auch Sachsen - Anhalt wie Hettstedt. Für die damalige Zeit (1804) schon ein Stück zu bewältigen, daher erklärt es sich auch, daß der eigendliche Pate sich von dem Vater des Kindes vertreten lies.

X_tian 25.01.2011 16:55

Sedecimvir ?
 
Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1730-60
Region, aus der der Begriff stammt: Franken

Bei meinen Forschungen bin ich in eingen Taufeinträgen in der Zeit
um 1730-60 auf den lateinischen Titel oder Beruf Sedecimvir gestoßen.
Meist stand dabei vorher noch "mercator et ..."
Meine noch rudimentär vorhandenen Lateinkenntnisse lassen mich die Bezeichnung als Sechzehnmann (lat. Sedecim= sechzehn, vir= Mann)
oder so ähnlich deuten, eine Übersetzung, die für mich irgendwie wenig Sinn macht.
Wer hat eine Idee, was damit gemeint sein könnte ?

Xylander

gab es dort eine Gruppe, ein Gremium, einen Rat von sechzehn Leuten? Dann könnten die Angehörigen dieses Kreises sich so genannt haben.

PeterS

In Google-books nach "Sechzehner" suchen liefert Hinweise auf einen Auschuss, ein Collegium etc. in einer Gemeinde, der/das aus 16 Personen bestand.
Miglieder nannte man z.B. Sechzehner-Rat.

henrywilh

Ja, richtig.
Ich habe z.B. mehrmals "XII-vir" unter meinen Ahnen gefunden, also Duodecimviren, und die wurden auch "Zwölfer-Männer" genannt und waren Mitglieder in einem Zwölfer-Rat, einer Art Gemeinderat.

christian porzelt

Ja, das würde sehr gut passen.
Ich hab grad herausgefunden, dass sich der Stadtrat damals aus 16 Personen
zusammensetzte.
Warum man dann aber nicht den lat. Ausdruck für Ratsherr wählte ?


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