Tiroler Pferde - 1654

[Kunzendorfer]

Hallo,

Ich habe in einem Waisenbuch der Herrschaft Goldenstein (Nordmähren) aus dem Jahre 1654 zu einer gesuchten Person folgende Information gefunden:

Michel Ein Soldath ohn wiessent, miet den Tiroler Pferden

Hat jemand eine Idee oder Informationen darüber, welche militärische Einheit mit "Tiroler Pferden" gemeint sein könnte?


Vielen Dank im Voraus!

[Belmener Jong]

Hallo,

bin mir mit meinem Gedankengang nicht 100%tig sicher, versuche es aber mal...

Ich meine das Mähren damals zum Habsburger Reich gehörte. Siehe Link bei Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Habsburgerreich

Österreich, wozu ja auch Tirol gehörte, bildete nach dem dreißigjährigen Krieg ein stehendes Heer, für das Rekruten angeworben wurden.

Könnte mir vorstellen, dass also auch in Mähren, Rekruten für dieses Heer angeworben wurden, von Reitern..., aus Tirol...? Und der Michel machte einen großen Bogen um diese Reiter?

Wie gesagt ist nur ein Gedanke, vielleicht kennt sich da jemand besser aus !

Schönes Wochenende!

[Friedrich]

Moin zusammen,

also ich interpretiere das so, als ob der Michel "nur" Soldat war, ohne weitere Kenntnisse/ohne einen anderen Beruf, dem die Fürsorge für die Tiroler Pferde oblag. Dabei dürfte es sich um die Vorfahren der heutigen Haflinger gehandelt haben. Und die waren eigentlich für Transporte über die Alpen vorgesehen, also geländesicher, was ihren Militärwert sicher erhöhte.

Ich müßte jetzt lügen, aber ich glaube, daß die Gebirgseinheiten der Bundeswehr heute neben Maultieren noch mit Haflingern arbeiten.

Friedrich

[Kunzendorfer]

Hallo,

Vorerst vielen Dank, jedoch muß ich die Erläuterung des Einträgs präzisieren:

@belmenger jong: es ist richtig, dass die Markgrafschaft Mähren seit 1526 zu Österreich gehörte, wir suchen also eine österreichische Truppe, vornehmlich eine aus der Graftschaft Tirol.

@friedrich: "ohn wiessent" bezieht sich hier auf den Informationsstand des Waisenamts über den Verbleib des Waisen Michael. Das Waisenamt wusste, dass der Michael ein Soldat war und bei/mit den Tiroler Pferden unterwegs ist, der tatsächliche Aufenthaltsort war dem Waisenamt aber unbekannt, also "ohne Wissen".

Mit den Haflingern hast Du Recht, die gibt es auch nach wie vor beim heutigen Österreichischen Militär.

Ich meine/denke halt, dass es sich bei der Truppe um eine Tiroler Kavallerie handeln könnte.

[Belmener Jong]

Hallo,

danke für die Richtigstellung meiner Überlegungen. Dann suchen wir mal nach einer berittenen Tiroler Einheit, die im Jahre 1654 existierte...

[Xylander]

Hallo,
es kann zwar eine Tiroler Einheit gewesen sein, muss aber nicht. Jedenfalls dann nicht, wenn schon damals die gesamte Reiterei Tiroler Pferde hatte. Bei Tiroler Soldaten hätte ich eher erwartet: "miet den Tiroler Reuttern", na ja so ähnlich.
Viele Grüße
Xylander

[Belmener Jong]

Hallo Kunzendorfer,

die Sache ist wahrlich nicht einfach, es gibt also einmal die Möglichkeit, dass der Michel als Soldat mit einer berittenen Einheit aus der Grafschaft Tirol unterwegs war.

Dazu auf der folgenden Seite, sehr interessante Hinweise und Informationen zu Thema:

http://www.wiltener-schuetzen.at/schuetzen/index.php/2012-01-28-08-14-29/tiroler-geschichte/wehrkrafttraeger-das-volk

Vielleicht kannst du dort bei dem Verein auch weitergehende Informationen erhalten.

.....

Dann gibt es noch die Möglichkeit, dass er in einer österreichischen Kavallerie Einheit gedient hat. Siehe nachfolgenden Link:

http://www.cavallerie-verband.at/

Kontaktdaten: http://www.cavallerie-verband.at/05b...c27/index.html

.....

Vielleicht besteht auch ein Zusammenhang mit dem Schwedenkrieg (1654-1660):

http://www.korczak-clan.de/wiki/index.php?title=Der_zweite_Schwedenkrieg_%281654_-_1660%29

Nach der Schlacht bei Warschau verzichtete Schweden im Vertrag zu Labiau am 10. November 1656 auf die Lehnshoheit über Altpreußen und das Ermland, und der Kurfürst trat in den souveränen Besitz beider Länder. Im Frühjahr 1657 erfuhr der Krieg eine Wende. Dänemark erklärte den Schweden den Krieg; Österreich kam Polen mit 16.000 Mann zu Hilfe.