Archiv für nach Kriegsende 1945 in Gleiwitz Verhaftete/Verschleppte?

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • gembitzhauland
    Benutzer
    • 25.01.2010
    • 74

    Archiv für nach Kriegsende 1945 in Gleiwitz Verhaftete/Verschleppte?

    Guten Tag,

    ich habe kürzlich auf einer Beerdigung mehr über das Schicksal meines Urgroßvaters erfahren und erhoffe mir hier Hilfe zur Recherche.

    Urgroßvater Thomas Fierek aus Gleiwitz, Malermeister, wurde angeblich nach Kriegsende 1945 als Nazi denunziert und wurde angeblich von der Straße weg verhaftet. Seine Familie hat seitdem kein Lebenszeichen von ihm erhalten (nur Gerüchte, dass er in einem Gefangenenlager sein soll etc.). Seine Familie ist sehr kurz danach aus Gleiwitz Richtung Mecklenburg geflüchtet.
    Laut einer Enkelin von Thomas Fierek war er eher kommunistisch eingestellt und hat diversen Zwangsarbeitern geholfen. Eine Mitgliedschaft in der NSDAP ist daher wohl eher unwahrscheinlich.

    Meine Fragen:
    - Gibt es Archive, in denen solche Verhaftungen und deren weiteres Schicksal dokumentiert sind?
    - Wären dies eher polnische oder eher sowjetische / russische Archive? Wie sah die Machtverteilung im Frühjahr / Sommer 1945 in Gleiwitz bzw. Schlesien aus - wer führte solche Verhaftungen durch (angeblich ist er von einem polnischen Bekannten denunziert worden, würde dies dann eher polnische Behörden betreffen)?

    Habt Ihr evtl. Buchempfehlungen, die das damalige Geschehen aus halbwegs objektiver, wissenschaftlicher Sicht beschreiben (ich hab's nicht so mit den nostalgischen, subjektiven Berichten)?

    Vielen Dank, gembitzhauland
    Gembitzhauland, heute Gębiczyn, ist eine kleine Kolonistensiedlung bei Czarnikau / Czarnków.
    Meine FN:

    Döhner, Morawetz in Katscher/Leobschütz und Kuchelna (Schlesien)
    Fierek, Pietron in Wengern und Gleiwitz (Schlesien)
    Hube in Stettin (Pommern) und Schwetz a.W. (Westpreussen)
    Jakumeit, Knitsch in den Kreisen Niederung und Insterburg (Ostpreussen)
  • Kasstor
    Erfahrener Benutzer
    • 09.11.2009
    • 13440

    #2
    Hallo,
    da hier: http://www.muzeum.gliwice.pl/news_fu...&ret_archpage= nur eine deutsche Zusammenfassung (ansonsten polnisch ) drinsteht, weiß ich nicht, ob dieses Buch Dir weiterhelfen könnte.
    Gruß
    FN Pein (Quickborn vor 1830), FN Hinsch (Poppenbüttel, Schenefeld), FN Holle (Hamburg, Lüchow?), FN Ludwig/Niesel (Frankenstein/Habelschwerdt) FN Tönnies (Meelva bei Karuse-Estland, später Hamburg), FN Lindloff (Altona, Lüneburg, Suderburg)

    Ceterum censeo progeniem hominum esse deminuendam

    Kommentar

    • Silke Schieske
      Erfahrener Benutzer
      • 02.11.2009
      • 4400

      #3
      Kriegsende 1945

      Hallo,

      Meine Großmutter kam zwar aus Westpreußen. Von ihr weiß ich aber, das erst die Russen kamen und alles verwüstet haben, sie aber zu polnischen Bauern kam und dort arbeiten musste.
      Allerdings sind vorwiegend Männer in russische Arbeitslager gebracht worden.
      Wenn dein Urgroßvater zum Ende des Krieges gefangen genommen wurde, könnte er durchaus nach Russland gekommen sein.
      Mein Opa war selber dort in Gefangenschaft von 1945-1948.

      Gruß Silke
      Wir haben alle was gemeinsam.
      Wir sind hier alle auf der Suche, können nicht hellsehen und müssen zwischendurch auch mal Essen und Schlafen.

      Kommentar

      • ukegli
        Benutzer
        • 13.08.2009
        • 50

        #4
        Schau Dich mal im Bundesarchiv um, ob was passen könnte und frage konkret nach, wo Du was finden könntest.

        Kommentar

        • AlAvo
          • 14.03.2008
          • 6186

          #5
          AW: Archiv für nach Kriegsende 1945 in Gleiwitz Verhaftete/Verschleppte?

          Hallo Silke,
          hallo zusammen,

          leider ist in Deinem Beitrag nicht erkennbar, ob Dein Urgroßvater noch im 2. Weltkrieg als Soldat gedient hat.
          Diese Tatsache beieinflußt eine mögliche Suche und deren Systematik.

          Bei Soldaten und Angehörigen anderer militärischer Verbände im 2. Weltkrieg, bedarf es der Auskünfte durch die WAST und den Suchdiensten (Rotes Kreuz und kirchl. Suchdienste). Sofern der Gesuchte als Offizier gedient hat, oder dem Lastenausgleichsverfahren unterlag, macht nur dann eine Suche beim Bundesarchiv einen Sinn. Ohne ein Ergebniss, danach weitere Recherchen/Anfragen, wie unten beschrieben, vornehmen.

          Da Dein Urgroßvater, vermutlich als Zivilperson verschleppt wurde,
          kommen zunächst einmal die schon erwähnten deutschen Suchdienste in Betracht.
          Abhängig vom Ergebnis, wäre dann der nächste Schritt, in Reihenfolge Recherchen bzw. Anfragen bei nachfolgenden Stellen anzufordern:

          Stiftung Sächsische Gedenkstätten



          Heimatort Kartei
          ist eine von der Kirche gestützte Organisation (Caritas),
          die ehemalige Adressen von Deutschen aus Ostgebieten sammelt:
          Heimatort Kartei
          Auf dem Kreuz 41
          D - 86150 Augsburg


          Suchstelle des „Roten Kreuzes“ in Moskau:

          Zentr Rosyska i informazii obchestva Krasnij Krest


          Kusnezki most 18 / 7
          RU-103031, Moskva
          Telefon: 921-71-75
          Telefax: 923-45-80


          Russisches Staatliches Militärarchiv in Moskau (RGWA)

          Das RGWA nennt sich jetzt:

          Military Archiv
          Rossijskij Gosudarstvennij Voennij Archiv


          ul. Admirala Makarova 29
          RU-125212, Moskva
          Russia / Rossiskaja Federazija

          Email: rgvarchive(at)mtunet.ru
          Telefon: 159-80-91, 159-79-02
          Telefax: 159-85-04; 159-80-91, 159-79-02, 156-60-05
          Anfrage in deutsch oder kyrillisch, Antwort in kyrillisch. Unbedingt den Vornamen
          vom Vater des Gesuchten und den Verwandtschaftsgrad angeben.
          Es ist das staatliche Archiv, welches unter Umständen kostengünstiger ist als
          die Organisation „Military Memorials“. Auch hier soll man die Unterlagen Kriegsgefangener
          in Kopie erhalten können. Mehr ist derzeit nicht bekannt.


          Sonderarchiv (im RGWA)

          Neue Info vom Militär-Archiv Freiburg und vom Panorama-Museum in Wolgograd:
          Folgendes Archiv in Russland verwahrt ebenfalls Unterlagen
          ehemaliger deutscher Kriegsgefangener
          in der damaligen UdSSR:

          Aufbewahrungszentrum historisch-dokumentarischer Sammlungen
          Zweigstelle des Russischen Staatlichen Militärarchivs in Moskau

          Zentr chranenija istoriko-dokumentalnich kollekzij


          ul. Vyborgskaja, 3
          RU-125202, Moskva
          Russia/Rossiskaja Federazija
          Telefon: 159-73-83, 156-60-05
          Email: rgvarchive(at)mtunet.ru
          Das Panorama-Museum in Wolgograd verweist nach letzten Meldungen (Februar 2004)
          zusätzlich auf diese neue, weitere Moskauer Adresse.
          Unterlagen Kriegsgefangener sollten nach deren Kenntnislage auch hier archiviert sein.
          Zu den Gepflogenheiten dieser Institution ist nichts bekannt.
          Sie können vermutlich ebenfalls in Deutsch schreiben.
          Dieses Sonderarchiv wurde Ende der 90er Jahre in das Russische Staatliche Militärarchiv eingegliedert
          und war nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.
          Einzelne Archivalien wurden von der damaligen sowjetischen Regierung
          an die DDR abgegeben. Das Archiv selbst ist seit 1990 für die Forschung zugänglich.
          Aufgrund der hohen Zahl an Archivalien deutscher, österreichischer und französischer Provenienz
          ist das "Sonderarchiv" für nichtrussische Historiker von sehr hohem Interesse.

          Ich hoffe, mit diesen Angaben ein wenig helfen zu können?


          Grüße
          AlAvo

          PS.: In den Email-Adressen wurde anstatt dem @, (at) eingesetzt!
          War Mitglied der Lettischen Kriegsgräberfürsorge (Bralu Kapi Komiteja)

          Zirkus- und Schaustellerfamilie Renz sowie Lettland

          Reisenden zu folgen ist nicht einfach, um so mehr, wenn deren Wege mehr als zweihundert Jahre zurück liegen!


          Kommentar

          • gembitzhauland
            Benutzer
            • 25.01.2010
            • 74

            #6
            Herzlichen Dank für die informativen Hinweise! Das Buch "Gliwice 1945" werde ich mir mal bestellen - evtl. kann meine Mutter oder ihre Volkshochschul-Lehrerin für Polnisch relevante Passagen übersetzen.
            Beim DRK sowie bei der Stiftung Sächsische Gedenkstätten habe ich eine Suchmeldung / Recherchebitte abgegeben und warte nun geduldig.
            Anscheinend gibt es noch einen Brief meiner Urgroßmutter, die nach der Verhaftung ihres Mannes einige Zeit in Gleiwitz ausharrte, um evtl. das Haus zu retten. Anhand dessen und einer Grundbuch-Urkunde (?) auf polnisch kann ich den ungefähren Verhaftungszeitraum wohl noch eingrenzen.

            Ich melde mich hier, wenn ich Neues erfahre oder neue Schritte unternehme.

            Herzlichen Dank,
            gembitzhauland
            Gembitzhauland, heute Gębiczyn, ist eine kleine Kolonistensiedlung bei Czarnikau / Czarnków.
            Meine FN:

            Döhner, Morawetz in Katscher/Leobschütz und Kuchelna (Schlesien)
            Fierek, Pietron in Wengern und Gleiwitz (Schlesien)
            Hube in Stettin (Pommern) und Schwetz a.W. (Westpreussen)
            Jakumeit, Knitsch in den Kreisen Niederung und Insterburg (Ostpreussen)

            Kommentar

            • Silke Schieske
              Erfahrener Benutzer
              • 02.11.2009
              • 4400

              #7
              Hallo Alavo,

              Mein Opa war Soldat und ist von 1945-1948 in Gefangenschaft gewesen.
              Das hatte mir mein Papa erzählt.

              Gruß Silke
              Wir haben alle was gemeinsam.
              Wir sind hier alle auf der Suche, können nicht hellsehen und müssen zwischendurch auch mal Essen und Schlafen.

              Kommentar

              • gembitzhauland
                Benutzer
                • 25.01.2010
                • 74

                #8
                Ich habe gestern einen Brief vom DRK Suchdienst München erhalten, der mehrere interessante Schriftstücke enthielt.
                Im Deckblatt hiess es sinngemäß, dass mein Urgroßvater in den ca. 400000 Namen umfassenden Unterlagen, die das DRK in den letzten Jahren aus Moskauer Archiven erhielt, nicht aufgeführt war. Sein Schicksal ist aus DRK-Sicht weiterhin ungeklärt, sie erwarten jedoch weitere Unterlagen aus Osteuropa. Der Fall wird somit weiterhin offengehalten.

                Beim zweiten Schriftstück, aus zwei Seiten bestehend, benötigte ich ein wenig Zeit, bis ich es ganz erfasst hatte. Eine Fotokopie eines Gutachtens, mit Schreibmaschine geschrieben, in dem ausführlich die Umstände des Verschwindens und die Aussagen von Zeitzeugen bezüglich der "Wanderungswege" und Zustände in den Lagern erörtert wurden. Laut diesem Gutachten ist mein Urgroßvater "mit großer Wahrscheinlichkeit in Gefangenschaft verstorben".
                Das in München verfasste Gutachten stammte aus dem Jahre 1980 und damit war des Rätsels Lösung klar - ein Sohn von Thomas Fierek, der nach dem Krieg nach Stuttgart ging, hatte wohl das Gutachten in Auftrag gegeben. Es verblieb anschließend beim DRK und wurde nun per Kopie an mich gesendet.
                Es gibt keine Kostennote, ich werde natürlich trotzdem dem DRK eine Spende zukommen lassen.

                Zitat von gembitzhauland Beitrag anzeigen
                (angeblich ist er von einem polnischen Bekannten denunziert worden, würde dies dann eher polnische Behörden betreffen)?
                Diese Aussage aus meinem ersten Beitrag möchte ich noch richtigstellen. Laut einer Enkelin von Thomas Fierek ist er von einem deutschen Nachbarn (NSDAP-Mitglied) als Nazi denunziert worden und in russische Gefangenschaft geraten.

                Da bin ich richtig wütend geworden ...
                Gembitzhauland, heute Gębiczyn, ist eine kleine Kolonistensiedlung bei Czarnikau / Czarnków.
                Meine FN:

                Döhner, Morawetz in Katscher/Leobschütz und Kuchelna (Schlesien)
                Fierek, Pietron in Wengern und Gleiwitz (Schlesien)
                Hube in Stettin (Pommern) und Schwetz a.W. (Westpreussen)
                Jakumeit, Knitsch in den Kreisen Niederung und Insterburg (Ostpreussen)

                Kommentar

                Lädt...
                X