arangierte Eheschließungen

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  • maria1883
    Erfahrener Benutzer
    • 20.08.2009
    • 898

    arangierte Eheschließungen

    Hallo zusammen
    mich hat schon immer interessiert, wie es wohl unseren Altforderen zu mute war, als sie einfach so verheiratet wurden, ohne den Mann oder die Frau so richtig zu kennen.
    Meine Oma z.B. hat etwa 1909/10 noch so geheiratet.
    Ich hab sie als junges Mädchen auch in der Hinsicht mit Fragen gelöchert, bis sie erzählt hat.
    Ihr Bruder hat aus einem Nachbarort ein Mädchen geheiratet. Bei der Hochzeit sah sie den Bruder des Mädchens und dachte zum ersten mal -der könnte es sein-. Sie hat aber niemandem etwas davon gesagt. Sie war damals schon 27 Jahre und ziemlich dickköpfig, auch schon einige Bewerber ausgeschlagen mit der Androhung, sie ginge ins Kloster.

    Daß ihre Eltern doch die richtige Wahl getroffen haben, begründete sie damit - Eltern, die ihre Kinder richtig kennen, wissen , was sie ihnen antun.

    Nun bin ich auf Eure Antworten gespannt.
    Viele Grüße,
    Waltraud
    Orte und Namen meiner Ahnen:
    Neu Wuhrow: Pophal, Golz, Is(s)berner, Gehrke, Draheim, Zuther, Mittelste(ä)dt, Hensel, Bleck
    Gönne (später Westgönne): Hensel, Bleck, Maronde
    Steinklippe (Belgard/Schievelbein): wie Westgönne
    Neudorf: Märtens, Boeck, Schulz, Mallon, Harmel, Manz
    Pöhlen: Milbradt, Boeck, Dittberner, Kannenberg, Märtens
    bis auf Steinklippe alles Kreis Neustettin
  • roi
    Erfahrener Benutzer
    • 15.11.2006
    • 377

    #2
    Meine Großmutter hat erzählt, dass ihre Ehe von Verwandten eingefädelt wurde. Meine Großeltern wurden bei einem Fest, zu dem sie beide eingeladen waren, nebeneinander gesetzt und haben sich dann tatsächlich gut unterhalten. Da mein Großvater damals (um 1917) Fotos gemacht hat, war das später dann ein guter Grund für ihn, noch mal bei der Familie meiner Großmutter vorbei zu schauen. Offenbar war beiden durchaus bewusst, dass sie verkuppelt werden sollten, aber sie mochten sich auf Anhieb und es ist eine gute Ehe geworden.
    Bei uns im Münsterland war es unter den Bauern (meine Großmutter war Bauerntochter) bis ins 20. Jahrhundert üblich, dass Hochzeiten arrangiert wurden: "die Höfe mussten zusammen passen". Es wurde den möglichen Brautleuten aber eine Mitsprache eingeräumt, auch Mädchen konnten einen Bewerber ablehnen. Deshalb kam der junge Mann auf Brautschau unter einem Vorwand auf den Hof der Braut, z.B. sich Tiere, Maschinen oder Gebäude anzusehen, und man sorgte dafür, dass sich beide "zwanglos" begegneten. Am Ende dieses Besuchs wurde der Bewerber zu einem von dem Mädchen zubereiteten Imbiss geladen. Je nach dem, wie der ausfiel, wusste er dann, ob es Sinn hatte, wieder zu kommen oder nicht. Alle konnten so das Gesicht waren, auch wenn einer "durchgefallen" war.

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    • Mats
      Erfahrener Benutzer
      • 03.01.2009
      • 3390

      #3
      Für die Frauen war es damals sicher eine schwierige Situation. Frauen wurden doch eher als Menschen 2. Klasse angesehe, prinzipiell ohne Rechte.
      Wenn ich mir vorstelle, ich müsste morgen einen wildfremden Mann heiraten, schüttelt es mich direkt.

      Und doch: So manche arrangierte Ehe war bestimmt glücklicher als heutzutage, wo man "nur" der Kinder wegen zusammen bleibt.

      Ich frage mich immer, wie haben die Leute das nur ausgehalten, wenn man kurz nach der Hochzeit festgestellt hat, daß man nicht miteinander auskommt? Scheidung war ja eher unüblich.

      Und z.B. über 50 Jahre mit einem tyrannischen brutalen Ehemann verheiratet zu sein, der mit einem im Prinzip machen kann, was er will .... das ist für mich unvorstellbar.
      Es gibt nur 2 Tage im Jahr, an denen man so gar nichts tun kann:
      der eine heißt gestern, der andere heißt morgen,
      also ist heute der richtige Tag
      um zu lieben, zu handeln, zu glauben und vor allem zu leben.
      Dalai Lama

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      • Schlupp
        Erfahrener Benutzer
        • 27.03.2009
        • 416

        #4
        Ich hoffe ich weiche nicht zu sehr vom Thema ab...

        Mein Opa hat meiner Großmutter als 17jähriger gesagt, wenn sie ihn nicht nehme, würde er zur Fremdenlegion gehen und ihr Fotos schicken, auf denen sie sehen könne, wie er zunehmend abmagert... ("zunehmend abmagert" - fiel mir gerade auf ) Er hat die Ehe quasi selbst arrangiert...
        Und dann fand ich gestern einen Eintrag eines meiner Vorfahren, der mich schon sehr überrascht und bisweilen auch - im Abstand von 325 Jahren - amüsiert hat. Die Väter des Brautpaares sind bereits tot, aber irgendwie wurde das ganze doch "arrangiert": "Anno 1684. Thomas Schiele, weiland Simon Schielens nachgelaßener Sohn ward mit Christian Jacob Dümmels Sen. nachgelaßenen Tochter d. 19. Juny privatim copuliert, denn sie beyde d. 30. May nachts von ihrem Herrn und Frau, Hanß Spielwercken und deßen Weibe, im Pferdestall, als in deß Knechts Bett (bey dem sie beyde gedienet) angetroffen worden in hurerey, haben gestanden daß sie nicht nur diese, sondern auch vorhergegangene Nacht beysammen gelegen. Vor der Copulation wurde gesungen: Erbarm dich mein o Herr Gott - nach der selben: Wo soll ich fliehen hin - und zum Beschluß: Sieh nicht an unsrer Sünde groß - Die Dünne gieng mit bedecktem Haupt, und wurde auch nicht geläutert, nach der Copulation aber angeschlagen; hiernachst haben sie öffentlich Kirchenbuß gethan, vor und nach der Predigt gekniet auf dem Beichtbäncklein, unter der Predigt aber auf selbigen geseßen, ihre nahmen sind auch öffentlich verlesen worden. NB: Knien ist gelindert worden in dem sie erst nach verlesener Capitel angefangen zu knien."
        Leider fand ich diesen recht spät, sodaß mir nicht mehr die Zeit blieb nachzusehen, warum man drei Jahre später einen weiteren Copulations-Eintrag eines Thomas Schiele findet und ob diesem irgendetwas (ähnliches) voranging.

        Gruß, Schlupp
        Woher stammen: 1) der Hirte Johann Peter Matthias TRIEGER (* um 1760, angeblich in Barby bei Magdeburg, V: Andreas Trieger), 2) der Hirte Michael BREITMEYER (* um 1727, V: David Breitmeyer, 1740er: wohnhaft in Schwanebeck bei Halberstadt)

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        • maria1883
          Erfahrener Benutzer
          • 20.08.2009
          • 898

          #5
          Hallo Schlupp,
          Danke für Deine Geschichte. Heute mag darüber schmuntzeln, geht mir auch so, aber die beiden waren doch in ihrer Zeit ganz schön blamiert.
          Schönen Freitag noch,
          Waltraud
          Orte und Namen meiner Ahnen:
          Neu Wuhrow: Pophal, Golz, Is(s)berner, Gehrke, Draheim, Zuther, Mittelste(ä)dt, Hensel, Bleck
          Gönne (später Westgönne): Hensel, Bleck, Maronde
          Steinklippe (Belgard/Schievelbein): wie Westgönne
          Neudorf: Märtens, Boeck, Schulz, Mallon, Harmel, Manz
          Pöhlen: Milbradt, Boeck, Dittberner, Kannenberg, Märtens
          bis auf Steinklippe alles Kreis Neustettin

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          • Tino
            Erfahrener Benutzer
            • 11.05.2007
            • 115

            #6
            Ja, auch meiner Großmutter ging es noch so (und mir ja auch ;-) Nein, natürlich nicht!)

            Die Ehe meiner Großmutter wurde vielmehr von deren Mutter gewünscht. Als Flüchtlinge in der neuen Heimat bei einem gut gestellten Bauern. Tja, Lebenserhalt!
            Ich habe auch schon oft darüber nachgedacht wie es den Personen ging und mit welchen Gedanken man in diese Ehe geht!
            www.stadtarchiv-bad-bevensen.de
            www.kriminalfaelle-im-kreis-uelzen.de

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            • Ahrweiler
              Erfahrener Benutzer
              • 12.12.2009
              • 1063

              #7
              Hallo zusammen
              Ich habe mich schon sehr oft gefragt wie so unsere Urgroßelten zusammenkamen.Mein Urgroßveter wohnte in Spittal an der Drau(Kärnten).Meine Urgroßmutter wohnte in Sternstein(ein kleiner Ort in der nähe von Cilli in Slovenien).Das sind sehr viele Kilometer die sie auseinander wohnten.Die Familien kannten sich sicherlich nicht.Ich kann in diesem Fall nur vermuten,da mein Urgroßvater bei der KuK Eisenbahn war ,dass er diese Strecke befuhr und so zusmmenkamen.Bei meinem Großvater weiß ich es .Er war damals bei der KuK Kriegsmarine und die Schiffe mußten ja bewegt werden(der Kriegshafen war damals Pula).So fuhren sie mit dem Schiff öfters nach Triest und dort lernte er meine Großmutter die im Gasthaus ihrer mutter mithalf kennen.Aber ob sie gezwungen wurden zu heiraten weiß ich natürlich nicht.
              LG
              Franz Josef

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              • Friedrich
                Moderator
                • 02.12.2007
                • 11322

                #8
                Moin Franz Josef,

                ich kenne einen Fall, wo sie die Haushälterin ihres späteren Mannes war und auf dem Weg zu ihrem Schlafzimmer das ihres Arbeitgebers durchqueren mußte. Fünf Monate nach der Trauung kam Sohn Nummer eins zur Welt... Da hat die Natur arrangiert...

                Friedrich
                "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                • Genealoge
                  Erfahrener Benutzer
                  • 13.04.2009
                  • 1145

                  #9
                  Zitat von Friedrich Beitrag anzeigen
                  Moin Franz Josef,

                  ich kenne einen Fall, wo sie die Haushälterin ihres späteren Mannes war und auf dem Weg zu ihrem Schlafzimmer das ihres Arbeitgebers durchqueren mußte. Fünf Monate nach der Trauung kam Sohn Nummer eins zur Welt... Da hat die Natur arrangiert...

                  Friedrich
                  Hallo Friedrich, eine sehr lustige Geschichte mal wieder von dir!

                  Also ich kenne zwar keine arrangierten Hochzeiten, jedoch wirkt es teilweise so, dass die größeren Bauern lieber ihre Töchter und Söhne mit den anderen Großbauern verheirateten. Alleine schon wegen des Hofes Willen. Geschadet hats wohl nicht

                  Liebe Grüße
                  Besucht doch mal meine Webseite: Ahnen aus Niedersachsen, Nordhessen, Westpreußen, Niederschlesien und Sachsen - www.genealogie-brandt.de

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                  • Friedrich
                    Moderator
                    • 02.12.2007
                    • 11322

                    #10
                    Zitat von Genealoge Beitrag anzeigen
                    Also ich kenne zwar keine arrangierten Hochzeiten, jedoch wirkt es teilweise so, dass die größeren Bauern lieber ihre Töchter und Söhne mit den anderen Großbauern verheirateten. Alleine schon wegen des Hofes Willen. Geschadet hats wohl nicht
                    Moin Genealoge,

                    das mag im heutigen Zeitalter, wo es meist andere Kriterien für eine Partnerschaft gibt, befremdlich sein. Ich gebe jedoch zu bedenken, daß bei Heiraten von großem Hof zu großem Hof der jeweilige einheiratende Partner zumindest keine Anpassungsschwierigkeiten an die soziale Stellung hatte. Anders ausgedrückt: Eine Tochter vom großen Hof, die in einen anderen großen Hof einheiratete, wußte, wie es da zuging.

                    Friedrich
                    "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                    (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                    • karin-oö
                      Erfahrener Benutzer
                      • 01.04.2009
                      • 2633

                      #11
                      Hallo Friedrich und Julian!

                      Wenn die Kinder von größeren Bauern untereinander geheiratet haben, dann war das meist nicht, weil es ihnen "lieber" war, oder weil sie so keine Probleme mit der Angewöhnung hatten.

                      Meist war eine Heirat unter finanziell gleichgestellten existenznotwendig, denn nur wenn eine Braut eine entsprechende Mitgift in die Ehe einbrachte, konnten bei der Übernahme des Hofes die Geschwister des Bräutigams ausbezahlt werden und den Übergebern eine entsprechende Altersversorgung gewährleistet werden.

                      Ein junger, angehender Bauer konnte es sich in den seltensten Fällen leisten, sich eine Frau ohne entsprechende Mitgift zu nehmen, denn die Übernahme des Hofes war meist eine recht kostspielige Angelegenheit für ihn.

                      Schöne Grüße
                      Karin

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                      • anika
                        Erfahrener Benutzer
                        • 08.09.2008
                        • 2631

                        #12
                        arangierte Eheschließungen

                        Hallo
                        Ich habe eine14 jährige Braut belegt durch Heirats und Geburtseintrag die
                        einen 28 jährigen heiratete. Sie hatte einen Bruder der auf den Hof ihres Bräutigams einheiratete und dessen Sohn heiratete eben die 14 jährige Schwester somit war die Nachfolge auf beiden Höfen gesichert. Beide Höfe blieben so erhalten und bestehen heute noch.
                        Es wurde nur im gleichen Stand geheiratet.
                        anika
                        Ahnenforschung bildet

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                        • gerhardlang
                          Erfahrener Benutzer
                          • 17.12.2008
                          • 137

                          #13
                          Sackgasse

                          Hallo und guten Tag
                          Es trug sich zu, dass ein junger Mann ein junges Mädchen schwängerte.
                          Den Eltern des Herrn war das Mädchen nicht standesgemäß.
                          So wurde folgendes gekuppelt:
                          Für beide wurde ein neuer Ehepartner gesucht und gefunden.
                          Die beiden Paare heiraten.
                          Der ausserehelich gezeugte Sohn aber verfolgte in seiner Ahnentafel den Ziehvater als seinen eigenen. Eine Tante sagte ihm nur, dass sein Stammbaum nicht stimmt und als Begründung die oben erzählte Geschichte.
                          Keine Namen - nichts weiter.
                          Da brach ein Genealogenherz.

                          Herzliche Weihnachtsgrüsse und bleibt sauber
                          Gerhard

                          Kommentar

                          • maria1883
                            Erfahrener Benutzer
                            • 20.08.2009
                            • 898

                            #14
                            Hallo Gerhard,
                            Danke für Deine Geschichte. Für wieviele Menschen mag solches
                            zutreffen. Es führt zwar jetzt etwas vom Thema weg. Aber ich weiß
                            seit frühester Kindheit, daß ich einen Halbbruder habe, der nichts davon
                            weiß.
                            Viele Grüße,
                            Waltraud
                            Orte und Namen meiner Ahnen:
                            Neu Wuhrow: Pophal, Golz, Is(s)berner, Gehrke, Draheim, Zuther, Mittelste(ä)dt, Hensel, Bleck
                            Gönne (später Westgönne): Hensel, Bleck, Maronde
                            Steinklippe (Belgard/Schievelbein): wie Westgönne
                            Neudorf: Märtens, Boeck, Schulz, Mallon, Harmel, Manz
                            Pöhlen: Milbradt, Boeck, Dittberner, Kannenberg, Märtens
                            bis auf Steinklippe alles Kreis Neustettin

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                            • Der Suchende
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                              • 04.07.2008
                              • 2360

                              #15
                              Standesgemäß ?

                              Hallo,
                              meine Mutter war eines armen Schluckers Kind -geringe Liere - (geringe Leute = arm). Meine Schwester ist unehelich und ich war auch schon unterwegs. Das pikante an der Geschichte: Meine Mutter war in "Stellung" beim Nachbarbauern meines Vaters.
                              Mein Vater hat seinen Entschluß - gegen seine Eltern zu kämpfen - nie gereut. Meine Mutter war mit ihrer Arbeitskraft und ihrer Sparsamkeit für meinen Vater, über all die Jahre (53 Jahre verheiratet) mehr wert, als ein Mädchen mit einer großen Mitgift.
                              Nochmal zum Thema "Zwangsheirat". Wird sie nicht heute noch in einigen Ländern gehandhabt.
                              Adventliche Grüße
                              Heinrich

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