Kompanie oder Regiment Ostpreußen vor 1850

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  • RiKo
    Erfahrener Benutzer
    • 09.10.2018
    • 387

    Kompanie oder Regiment Ostpreußen vor 1850

    Hallo liebe Helfer,

    wie bekomme ich heraus, in welcher Kompanie oder welchem Regiment meine Ahnen dienten?
    In den zivilen Kirchenbüchern werden sie regelmäßig nur als Soldat oder Dragoner bezeichnet. Johann Retkowski wohnte in Hohendorf (Wysoka) und lässt zwischen 1784 und 1801 Kinder in Soldau (Dzialdowo) taufen. In den Taufeinträgen wird er lediglich als Dragoner bezeichnet.
    Wie bekomme ich raus, in welcher Einheit er war?

    Ich freue mich über jeden Hinweis, Tipp oder einfachen Kommentar.
    Dankeschön!
    Viele Grüße
    RiKo
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  • RLP-Peter
    Erfahrener Benutzer
    • 09.01.2023
    • 660

    #2
    Hallo!

    In einem zivilen Kirchenbuch (ZKB) aus Ostpreußen erscheinen Deine Vorfahren nur mit dem Zusatz "Soldat" oder "Dragoner", und Du willst jetzt wissen, in welcher Einheit sie waren.

    Wie soll das gehen?

    Eigentlich gibt es nur zwei Möglichkeiten:

    1.) Sie erscheinen in den Stamm/Musterungs-Rollen der pr. Regimenter - die blieben sowieso nur in geringem Umfang erhalten und diese Reste wurden auch noch bei einem brit. Luftangriff 4.1945 vernichtet.

    2.) Sie erscheinen in einem Militärkirchenbuch (MKB). Bei Ancestry sind ja viele mittels Index durchsuchbar.

    Eine dritte Möglichkeit basiert nur auf Vermutungen. In der altpr. Armee entschied der Geburtsort, zu welchem Kanton und damit Regiment der junge Mann eingezogen werden konnte. Dazu gibt es aber noch viel zu beachten. Einige dieser Regimenter gaben nämlich Eingezogene weiter, beispielsweise an die Husaren (kleine Männer und gute Reiter) oder an die Füslierbataillone, oder wenn nur noch eingeschränkt zu verwenden an die Garnisonregimenter. Oder Deine Vorfahren waren Russen, Polen, Schweden oder sonstwas und sie waren als Ausländer ins pr. Militär in irgendein Regiment angeworben worden.

    Soldau im Kreis Neidenburg war eine altpr. Garnisonstadt. Von Mitte der 1740er bis Anf. der 1790er lagen dort Husaren und danach bis 1806 ein Füslierbataillon. Diese Einheiten hatten in der Regel keine Feldprediger. D.h., die zivilen ev. Pfarrer trugen die Amtshandlungen in ihr ZKB ein. Von daher waren die Soldauer Pf. gewöhnt, Mil.-Personen zu verwalten, und dann ist es schon bemerkenswert, daß sie dabei keine Einheit eintrugen. Man kennt das ja sonst: Husar im Regiment von X, Eskadron von Y oder Musketier im Regiment von A, Kompanie von B.

    Nehmen wir an, Deine Vorfahren wurden vor etwa 1785 in der Umgebung von Soldau geboren, dann läßt sich feststellen:

    1793 bestand der Kanton des Infanterieregiments Nr. 4 u.a. aus: 50 Dörfern im Amte Soldau nebst der Stadt Soldau.
    1793 bestand der Kanton des Dragonerregiments Nr. 10 u.a. aus dem anderen Teil des Amts Soldau.

    1802 bestand der Kanton des Infanterieregiments Nr. 4 u.a. aus einem Teil des neidenburgschen Kreises mit der Stadt Soldau.
    1802 bestand der Kanton des Dragonerregiments Nr. 10 u.a. aus dem anderen Teil des neidenburgschen Kreises.

    Jetzt könntest Du die MKB der beiden genannten Rgt. bei Ancestry oder den Mormonen ausmachen und nach Deinen Leuten durchsuchen.

    Aber - siehe oben - ohne Gewähr, daß sie dort auch erscheinen.

    Grüße,
    Peter.

    Kommentar

    • RiKo
      Erfahrener Benutzer
      • 09.10.2018
      • 387

      #3
      Hallo Peter,

      vielen Dank für deine Antwort. Ich hatte mir vorgestellt, dass eine Liste oder so existiert. Aus dieser hätte man entnehmen können, zu welcher Zeit in welcher Stadt welches Regiment ansässig war.
      Soweit mir der Name des Regiments bekannt ist, kann ich hier weitere Informationen in Erfahrung bringen.
      Vielen Dank für die Hintergrundinformationen
      Mein Problem ist, dass die Taufen der Soldaten nicht im ZKB von Soldau stehen. Ich bin davon ausgegangen, dass sie woanders getauft wurden. Eventuell war der Vater auch Soldat, sodass die Taufe in einem MKB steht oder man kann über die Regimentsgeschichte vorherige Standorte herausfinden.
      Viele Grüße
      RiKo
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      • RLP-Peter
        Erfahrener Benutzer
        • 09.01.2023
        • 660

        #4
        Ich kann Deinem Gedankengang noch nicht folgen ...

        Spielen war das mal durch:

        Dein Vorfahre Johann Retkowski ließ 1798 in der ev. Pfarrei zu Soldau, Krs. Neidenburg, in Ostpreußen ein Kind taufen - hier bei Ancestry zu finden.

        Jetzt sagt Dir Deine "LIste": 1798 war in Soldau das Füsilierbataillon 24 stationert und bis Anf. der 1790er Jahre eine Eskadron des Husarenregiments Nr. 10.

        Nun war der Johann aber Dragoner, und kein Husar oder Füsilier - wie paßt das zusammen?

        Der Ort, an dem er seinen Sohn taufen ließ, war nicht der Standort seiner Garnison. Also war er Kantonist. Er hatte seine aktive Dienstzeit beendet, nahm an Übungen teil und wenn wieder ein Feldzug anstand, zog er erneut in seine Garnison, erhielt Pferd, Waffe und Ausrüstung und dann ging es los. Und zwar mutmaßlich - siehe Beitrag oben - im Dragonerregiment Nr. 10.

        Wo und wann sind denn Deine anderen Vorfahren Soldaten gewesen?

        Kommentar

        • RiKo
          Erfahrener Benutzer
          • 09.10.2018
          • 387

          #5
          Hallo,
          nochmal vielen Dank für deine Nachricht
          Vorab will ich sagen, dass ich die Gepflogenheiten des Militärs (wie, wann, wo jemand eingezogen oder entlassen wurde) nicht kenne.
          Die Taufe 1798 ist mein VF Samuel Retkowski. Davor werden noch vier weitere Kinder getauft. Die erste ist Catharina Retkowski *01.05.1784. In Soldau fand jeweils die Taufe statt und der Wohnort war Hohendorf. Die Trauung des Dragoners war 1783 (Nr. 14) in Soldau. Dort steht, dass sein Vater und somit auch er aus Hohendorf kommen. Allerdings kann ich seine Taufe um 1754 nicht finden, sodass die Info nicht stimmt. Demnach bin ich davon ausgegangen, dass er mit der Kompanie nach Hohendorf/Soldau gekommen ist. Über die vorherigen Standorte wollte ich seine Herkunft herausfinden. Dabei habe ich außer Acht gelassen, dass er von "überall" einzogen werden konnte.

          Ein weiterer VF ist Michael Sendzycki *08.09.1780 in Pierlawken/Soldau. Sein Vater Johann Sendzycki war Dragoner. Die Trauung vor 1780 mit Maria Plewka konnte ich nicht finden. Angeblich hinterlässt das Paar vier Kinder, aber außer meinem VF konnte ich kein Kind finden. Ich wollte das Regiment erfahren, um in den vorherigen Standorten des Regiments die Trauung zu suchen.

          Der Vater meiner VF Maria Rossa *30.06.1802 in Pierlawken/Soldau war Johann Rossa. Er war Infanterist. Die Trauung war 1792. Seine Taufe war angeblich 1765 in Pierlawken, aber die kann ich auch nicht finden.

          Der Vater meines VF Jacob Korbus *14.06.1796 in Heinrichsdorf bei Soldau war Michael Korbus. Er war Dragoner. Seine Trauung war 1779 (Nr. 23) im MKB von Osterode. Allerdings konnte ich die Herkunft noch nicht klären. Nur soweit, dass er nicht aus Heinrichsdorf kommt.

          Dann habe ich noch weitere Soldaten als VF, die nicht aus dem Ort kommen, wo sie geheiratet haben oder Kinder taufen ließen.
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          Viele Grüße
          RiKo
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          Kommentar

          • sonki
            Erfahrener Benutzer
            • 10.05.2018
            • 4700

            #6
            Also bei Michael Korbus steht doch dabei in welcher Einheit er Dragoner war...
            Слава Україні

            Kommentar

            • RLP-Peter
              Erfahrener Benutzer
              • 09.01.2023
              • 660

              #7
              Zitat von RiKo Beitrag anzeigen
              Der Vater meines VF Jacob Korbus *14.06.1796 in Heinrichsdorf bei Soldau war Michael Korbus. Er war Dragoner. Seine Trauung war 1779 (Nr. 23) im MKB von Osterode.
              sonki hat es ja ebenfalls schon gesehen - da steht doch Finckenstein. Also ist es das DR 10 ap - wie bereits vermutet. Wer im "Umfeld" von Soldau geboren wurde, konnte zu diesem DR kommen, die anderen eben zum IR 4 ap. Und wo lag eine Eskadron dieses Regiments? In Osterode - paßt doch alles.

              Nochmals in Zusammenfassung:
              Johann Retkowski war bei seiner Tr 1783 Dragoner aus Hohendorf, wurde er dort geboren (auch ohne Tf im Soldauer KB), war er im DR 10 ap. Dessen Eskadrons waren z. dieser Zeit in Osterode, Mohrungen, Liebstadt, Hohenstein, Saalfeld.

              Johann Sendzycki war bei der Tf seines Sohn 1780 Dragoner aus Pierlawken, also wieder DR 10 ap. Garnisonen verm. unverändert wie genannt.

              Johann Rossa war bei seiner Tr 1792 Infanterist in Pierlawken, also nun IR 4 ap, das lag 1792 in überwiegend in Elbing, sein Depot-Batl. jedoch in Danzig.

              Michael Korbus war bei seiner Tr 1779 ausweichlich des Osterode KBs beim DR 10 ap (Finckenstein), das z. dieser Zeit in Osterode, Mohrungen, Neidenburg, Hohenstein, Saalfeld lag.
              Zuletzt geändert von RLP-Peter; 10.02.2024, 17:55.

              Kommentar

              • RLP-Peter
                Erfahrener Benutzer
                • 09.01.2023
                • 660

                #8
                Einige Deiner Vorfahren waren also verm. im altpr. Dragonerregiment Nr. 10. Das gab es seit 1743. Solche Einheiten hatten in der Regel einen eigenen Feldprediger u. damit auch ein MKB. In der einschlägigen Literatur findet sich aber kein Hinweis, daß das DR 10 ein solches besaß.

                Die Truppe lag in Ostpreußen. Das war während des 7jährigen Krieges (1756-1763) teilweise von den Russen besetzt, dazu zählt auch Osterode. Die haben viel geplündert und zerstört. So ging verm. auch das frühe MKB 1743-~1760 verloren. Was Du da gefunden hast und bei Ancestry als Garnison-KB Osterode bez. wird, ist dann das erhaltene MKB des DR 10 ap. Daß es kein Garnison-KB ist, sieht man daran, daß auch die Amtshandlungen aus den anderen Standorten enthalten sind.

                Tr 1775- Anf. 1800 für das Regiment.
                Tf 1775 - 1800 für das Regiment
                Bg 1789 - 1800 für das Regiment
                Abendmahl 1787 - 1789 für das Regiment.

                Tf 1796 - Mai 1801 für die Zivilgemeinde in Przasnic, dort befand sich seit April 1794 zunächst ein Regimentsdepot und seit Ende 1796 lag dort dann die Osterode Eskadron.
                Bg 1799 - 1800 für die Zivilgemeinde in Przasnic.
                Tr 1797 -1799 für die Zivilgemeinde in Przasnic.

                Das DR 10 rückte 2.1778-6.1778 aus zum Bayr. Erbfolgekrieg. 1788 gab es einen großen Stadtbrand in Osterode, die Leibeskadron ging nach Allenstein, kam erst Ende 1792 nach Osterode zurück. 1793 war es zeitweise in Danzig. 4.1794 rückte es wieder aus. Kam wieder nach Osterode, ging 10.1796-7.1800 wieder weg. Blieb dann bis Auflösung des Regiments in Osterode. Und dort war auch der Stab mit dem Feldprediger, aber ein MKB nach 1800 scheint verloren zu sein.

                Das MKB 1775-1800 ist sicher nicht vollständig. Der Feldprediger (FP) in Osterode konnte ja gar nicht alle fünf Standorte versorgen. Die Amtshandlungen wurden meist von den Zivilpfarrern vor Ort durchgeführt und wenn der FP mal wieder zum Abendmahl da war, diesem mitgeteilt, der sie in anschl. zu Hause in sein MKB nachtrug - oder auch nicht.

                Von diesem Michael Korbus wissen wir, daß er in der Eskadron des Majors v. Woisky war - also nicht in Osterode, da war ja die Leibeskadron. Ich fand einen Vermerk, daß die Eskadron Woisky in den 1780er in Mohrungen lag.

                Kommentar

                • RiKo
                  Erfahrener Benutzer
                  • 09.10.2018
                  • 387

                  #9
                  Vielen Dank für deine Arbeit und die Informationen.
                  Ich werde allen Hinweisen nachgehen.
                  Viele Grüße
                  RiKo
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