Frage zu einem schlesischen Regiment

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  • goli
    Erfahrener Benutzer
    • 14.12.2008
    • 989

    Frage zu einem schlesischen Regiment

    Die Suche betrifft das Jahr oder den Zeitraum: um 1872
    Genaue Orts-/Gebietseingrenzung: Beuthen in Schlesien
    Konfession der gesuchten Person(en): vermutlich ev.
    Bisher selbst durchgeführte Internet-Recherche (Datenbanken):
    Zur Antwortfindung bereits genutzte Anlaufstellen (Ämter, Archive):


    Bin zufällig auf jemand getroffen, der sich 1872 das "Erbrecht" auf die Russische St. Annen-Medaille erworben hat.
    Er war folgendem Regiment angehörig:

    Königlichen 2. Bataillons (Beuthen) 2. O.S. Landwehr-Regiment Nr. 23

    Nun wolle ich mal anfragen, ob es zufällig (am besten schon digitalisiert) Kirchenbücher, oder sonstige Unterlagen zu diesem Regiment gibt?

    Gruß und Dank

    Marcus
  • Weltenwanderer
    Moderator
    • 10.05.2016
    • 4364

    #2
    Hallo Marcus,

    die Online-Kirchenbücher enden 1867.
    Hier die Neisser KB des Regiments:

    und als Duplikat:


    Daneben wird noch vermerkt, dass weitere Eintragungen wohl im Garnisons-KB vermerkt sein könnten; allerdings scheinen diese erst später einzusetzen (evg. 1895- auf Film 70824; kath. 1882- bei Matricula). Es muss irgendwann ein weiteres KB ab 1834 gegeben haben, da ab diesem Jahr keine Militärpersonen mehr im zivilen KB vermerkt wurden, aber dieses ist nun wohl verloren. Ab Oktober 1874 gibt es dann auch die Zivilstandsregister bei Ancestry.

    Sonstige Unterlagen gibt es aufgrund des Bombenangriffs auf Potsdam 1945 nicht mehr.

    LG
    Michael
    Kreis Militsch: Latzel, Gaertner, Meißner, Drupke, Mager, Stiller
    Kreis Tarnowitz / Beuthen: Gebauer, Parusel, Michalski, Wilk, Olesch, Majer, Blondzik, Kretschmer, Wistal, Skrzypczyk, von Ziemietzky, von Manowsky
    Brieg: Parusel, Latzel, Wuttke, Königer, Franke
    Trebnitz: Stahr, Willenberg, Oelberg, Zimmermann, Bittermann, Meißner, Latzel
    Kreis Grünberg / Freystadt: Meißner, Hummel

    Mein Stammbaum bei GEDBAS

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    • Manni1970
      Erfahrener Benutzer
      • 17.08.2017
      • 2396

      #3
      Hallo Marcus,

      Du solltest Deine Anfrage vl. doch besser ins Mil-Forum verschieben lassen, wo es doch einige Ordens-Experten gibt.

      Denn so ganz rund ist Deine Geschichte doch im ersten Anlauf nicht...

      Wo soll Denn ein pr. Soldat einen russischen Orden bekommen haben? Klar, in den Befreiungskriegen, als die Preußen an Seite der Russen den Napoleon bekämpft hatten. Das war 1813-1815. Doch aus dieser Zeit kann ja niemand mehr 1872 erbberechtigt an einem russischen Orden und noch immer Soldat der Landwehr gewesen sein.

      Nach 1815 hatten die Preußen aber nichts mehr mit den Russen zu schaffen ... bis 1914.

      Wenn man jetzt etwas googelt, da wäre eben so ein Ordensexperte hilfreich, findet man einen Hinweis, daß es 1835 eine Revue in Kalisch und 1852 in Berlin und Potsdam gab, wo es - vermutlich - ehrenhalber einen Ordensverleihungsaustausch zws. Preußen und Russen gab. Davon sollen angeblich nur Mannschaften und Unteroffiziere des 1. Garde-Regiment zu Fuß betroffen sein.

      Demnach wäre Dein Vorfahre womöglich 20 Jahre früher bei diesem Regiment in Berlin gewesen und 1872 bei der Landwehr.

      Vom 23. gibt es: Tf,Tr,Bg 1824-1833 und Tf,Tr 1834-1866, Bg 1834-1867 im GStA Berlin sowie davon eine Kopie im Staatsarchiv Oppeln. Aber da ist nur der besoldete Stamm enthalten. Ein paar Männer, die auf die Ausrüstungsgegenstände aufgepaßt haben und für die Verwaltung zuständig waren. Nach 1867 mußt Du im jeweiligen Garnison-KB schauen.

      Es gibt Ordensverzeichnisse. Wenn Du denn Namen nennst, könnte man schauen, ob er noch zu Lebzeiten den Orden erhielt. Erbberechtigte sind nicht in den Verzeichnissen enthalten.

      MfG
      Manni

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      • goli
        Erfahrener Benutzer
        • 14.12.2008
        • 989

        #4
        Ich danke erst einmal für die ausführlichen Antworten.
        Ich bin kein "Militärexperte",-gleichwohl wäre es natürlich auch nützlich etwas über den Orden zu erfahren.
        Mir geht es vor allem um den Familiennamen,-in diesem Falle -Golibersuch-.
        Ich habe da schon einen gleichnamigen Namensträger, der jedoch etwa um 1809 geboren wurde und es da höchstwahrscheinlich nicht um die gleiche Person handeln dürfte.
        Angehängte Dateien

        Kommentar

        • Manni1970
          Erfahrener Benutzer
          • 17.08.2017
          • 2396

          #5
          Man lernt nie aus ...

          Die Durchführungsbestimmung ist recht umfangreich. Ich habe sie nur überflogen, kannst ja selbst nochmals drüberschauen. Ich sehe das so:

          Die ganze Sache bezieht sich tatsächlich auf die Befreiungskriege 1813-1815. Ein Unteroffizier in einer Landwehreinheit, die später zum LwR 23 wurde, erhielt damals von Russland die St. Annen-Medaille. Der Mann starb und man (die Armee, der König?) wollte den Orden aber in der Einheit lassen. Deshalb mußten ihn die Angehörigen zurückgeben und die Unteroffiziere des LwR 23 wählten untereinander einen Ordens-Nachfolger bzw. weitere Erbberechtigte. Dazu gehörte Dein Vorfahre.

          Siehe hier: https://books.google.de/books?id=W_p...page&q&f=false

          Er selbst hatte demnach weder mit Rußland noch mit der von mir erwähnten Revue etwas zu tun gehabt.

          Also 1872 war Dein Benjamin im 2. Bataillon des LWR 23. Dessen Stab war in Beuthen. 1. Komp. in Beuthen, 2. in Tarnowitz, 3. in Zabrze, 4. in Königshütte, 5. in Kattowitz. Überall in den Städten gab es einen besoldeten Stamm, der sich um das Depot kümmerte - nur diese wenigen Männer sind mit ihren Familien in dem MKB der genannten Garnison zu finden. Die große Masse des Regiments unterstand weiterhin der Zivil-Geistlichkeit ihrer Heimatpfarreien.

          In den Mil.-Zeitschriften finde ich einen Rechnungsrat Golibersuch, der Ende 1900 als Buchhalter bei der Generalmilitärkasse in Pension ging.

          Ein Golibersuch, Eisenbahn-Güter-Expedient zu Kattowitz, erhielt am 20.9.1866 das Militair-Ehrenkreuz II. Klasse.

          Nachtrag:
          Ich vermute, dieser Eisenbahn-Güter-Expedient hieß Berthold G., hatte 1910 noch den Kronenorden 4. Klasse bekommen, war aber eben nicht Dein gesuchter Benjamin.
          Zuletzt geändert von Manni1970; 20.03.2023, 12:25.

          Kommentar

          • goli
            Erfahrener Benutzer
            • 14.12.2008
            • 989

            #6
            Zitat von Manni1970 Beitrag anzeigen

            Ein Golibersuch, Eisenbahn-Güter-Expedient zu Kattowitz, erhielt am 20.9.1866 das Militair-Ehrenkreuz II. Klasse.

            Nachtrag:
            Ich vermute, dieser Eisenbahn-Güter-Expedient hieß Berthold G., hatte 1910 noch den Kronenorden 4. Klasse bekommen, war aber eben nicht Dein gesuchter Benjamin.

            Gehören aber alle zur gleichen Familie.

            Auch sonst ein Dankeschön für die ausführliche Antwort.
            Für mich selbst war wichtig, das Benjamni wohl 1813 selbst dabei war, er also der Vater des 1809 geborenen Benjamin ist. Ich habe in meinen Unterlagen darauf nur einen Hinweis, wo 1840 sein Vater sich als Benjamin der ältere bezeichnet.

            Gruß Marcus

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            • Manni1970
              Erfahrener Benutzer
              • 17.08.2017
              • 2396

              #7
              Zitat von Manni1970 Beitrag anzeigen
              Es gibt Ordensverzeichnisse. Wenn Du denn Namen nennst, könnte man schauen ...
              Noch eine Berichtigung:

              In den von mir erwähnten Ordensträgerverzeichnissen werden ausschließlich preußische Orden erwähnt. Der St. Annen-Orden als russische Auszeichnung fehlt darin.

              Allerdings durfte man als Preuße keine ausländischen Orden ohne Genehmigung des Köngis annehmen.

              Im vorliegenden Fall für Oberschlesien werden solche Genehmigungen mutmaßlich im Oppelner Amtsblatt verkündet worden sein. Dort wurden auch nachweislich die Träger der in den Befreiungskriegen verliehenen Eisernen Kreuze so Ende der 1810er Jahre veröffentlicht.

              Vl. gibt es ein russisches Verzeichnis der St. Annen-Ordens-Träger.

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              • goli
                Erfahrener Benutzer
                • 14.12.2008
                • 989

                #8
                Zitat von Manni1970 Beitrag anzeigen
                Es gibt Ordensverzeichnisse. Wenn Du denn Namen nennst, könnte man schauen,
                MfG
                Manni
                Hast du Einblicke in diverse Ordensverzeichnisse/oder ähnliche Literatur?
                Wäre stark an Scans solcher Seiten interessiert, wo sich der Name findet.
                Da würde sich meine Sammlung sehr freuen.
                (Golibrzuch/Golibersuch/Goliberzuch u.ä.

                Gruß Marcus

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                • Manni1970
                  Erfahrener Benutzer
                  • 17.08.2017
                  • 2396

                  #9
                  1810-1877: nix oder kein Namensindex

                  1886: Golibersuch, Eisenbahn-Güter-Expedient zu Kattowitz, am 20.9.1866 das Militair-Ehrenkreuz, 2. Klasse

                  1904: Paul Golibersuch, em. Lehrer, Dittersbach, Krs. Waldenburg, Hausorden der Hohenzollern, Kreuz der Inhaber.

                  1907: Fedor Golibersuch, Amtsrat i. Schwirsen, Krs. Thorn, königl. Kronenorden, 4. Klasse am 18.1.1907. Gottlieb Golibrzuch, Bauerngutsbesitzer in Hennersdorf, Krs. Namslau, Allg. Ehrenzeichen am 9.5.1906.

                  1908: Karl Golibersuch, Polizeikommissar in Calbe an der Saale, königl. Kronenorden, 4. Klasse.

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                  • goli
                    Erfahrener Benutzer
                    • 14.12.2008
                    • 989

                    #10
                    Besten Dank!

                    Sämtliche Personen sind mir bekannt, nun mit neuen Erkenntnissen.

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