voreheliche Kinder im 1700

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  • davecapps
    Erfahrener Benutzer
    • 13.10.2015
    • 1857

    voreheliche Kinder im 1700

    Hallo

    es gab immer voreheliche Beziehungen oder Zeugungen in Laufe der zeit und das Wort unverehelicht ist nicht unbekannt in die Familienforschung.

    Es wurde bestimmt je nach Religion oder Wohnort damit unterschiedlich umgegangen worden sein.

    Ich habe zum Beispiel ein Pastorentochter die ein Kind um 1650 bekam, 5 Monate nach der Hochzeit.

    Mich würde interessieren was das für den Beteiligten, gesellschaftlich gesehen, bedeutete im 17 Jahrhundert. Wie ging man damit um?

    Welche Stellenwert hatte damals die Verlobung.

    Hatten vorehelich gezeugten Kinder Nachteile gegenüber ehel. Kinder

    Wurden die Paare zur Ehe gezwungen.

    War es eventuell strafbar.

    War es damals eine Schande

    etc etc

    Vielleicht kann jemand etwas dazu beitragen

    Danke im voraus

    Gruß
    Dave
  • holsteinforscher
    Erfahrener Benutzer
    • 05.04.2013
    • 2491

    #2
    Moinsen Dave,
    uneheliche Kinder, aber insbesondere auch die Mütter, hatten es
    oftmals sehr, sehr schwer, sei es familiär und/oder gesellschaftlich.
    Allerdings muss man diesen Sachverhalt ein wenig aufbröseln:
    Schaut man sich z.B. die Lebensumstände der Knechte und Mägde
    an, so gab es hier oftmals strikte Vorschriften, sei es seitens der Kirche
    oder Herrschaft, wer wann eine Familie gründen durfte. Für viele
    waren solche Anforderungen kaum zu erfüllen…., stets in dem Wissen,
    das die Lebensuhr erbarmungslos tickte.
    Für die Eltern konnte eine solche Schwangerschaft durchaus schwer-
    wiegende Folgen haben, nicht selten mussten sie dann den Hof/Gut
    verlassen.
    Naja, der Herr Pastor war wohl alles andere…, aber über die Niederkunft
    seiner Tochter, fünf Monate nach der Trauung, nicht gerade erfreut, ganz
    bestimmt nicht.
    Bedenkt man seine gesellschaftliche Stellung innerhalb der Ortsgemein
    schaft, so befand er sich bestimmt, auch als Wächter der Moral, in
    einer argen Zwickmühle…, insbesondere wenn man die Haltung der
    Kirche berücksichtigt was z.B. Unzucht und Beischlaf usw. anbelangt,
    hier geben die sgn. *Brücheregister* einen guten Einblick (was
    Strafen anbelangt).

    Sorry, leider muss ich hier abbrechen. Es finden sich bestimmt
    noch Mitstreiter, die deine weiteren Fragen beantworten werden.

    Beste Grüsse von der Kieler-Förde
    Roland
    Die besten Grüsse von der Kieler-Förde
    Roland...


    Kommentar

    • holsteinforscher
      Erfahrener Benutzer
      • 05.04.2013
      • 2491

      #3
      Hier mal meine Gedanken zum Sonntag.
      …wie heisst es doch so schön: Es gibt nichts, was es nicht
      gibt…!!!
      Es gab natürlich auch fälle, in denen die Paare erst nach dem
      dritten Kind geheiratet haben. Es gab auch Paare, die eine
      ganze Kinderschar in die Welt gesetzt haben, ohne jemals
      geheiratet zu haben. Somit kann man hier keine strikte Linie
      ziehen.

      Welchen Stellenwert hatte damals die Verlobung…???
      Die Verlobung war eine sehr wichtige Phase. So wurde
      Angezeigt, gegenüber der Familie, Kirche, Öffentlichkeit,
      das ein Paar die Ehe eingehen möchte. Es war auch nicht
      selten, dass in dieser Zeit z.B. Verträge zwischen den
      Familien ausgehandelt worden, insbesondere wenn z.B.
      Grundbesitz und Vermögen vorhanden war. Letztlich
      diente diese Phase auch zur Beschaffung von Unterlagen.

      Wurden die Paare zur Ehe gezwungen…???
      Man hat natürlich versucht, das Paar zur einer Legetimierung
      ihrer Beziehung zu bewegen. So waren u.a. die Hebammen
      dazu angehalten, den Namen des Vaters zu erwirken. Somit
      wollte man auch vermeiden, das Mutter und Kind ggf.
      aus der Armenkasse finanziert werden mussten.
      Natürlich konnte es auch passieren, dass die Familien einen
      erheblichen Druck auf das Paar ausübten, die ein uneheliches
      Kind innerhalb der Familie als große Schande ansahen.

      Nochmals Grüsse von der Kieler-Förde
      Roland
      Die besten Grüsse von der Kieler-Förde
      Roland...


      Kommentar

      • davecapps
        Erfahrener Benutzer
        • 13.10.2015
        • 1857

        #4
        Hallo Roland

        vielen Dank für deine Hilfe.
        Ich habe mich schon immer gewundert das recht oft Kinder etwa ein halbes Jahr nach der Trauung geboren wurden. Das würde bedeuten, dass diese Kinder gleich nach der Verlobung gezeugt wurden.

        Gruß
        Dave

        Kommentar

        • rigrü
          Erfahrener Benutzer
          • 02.01.2010
          • 2559

          #5
          Wie so oft in der Ahnenforschung muss der Antwort vorangehen: Es kommt drauf an. - In deinem Fall auf den Ort. Selbst in zwei Gemeinden, die direkt nebeneinander lagen, konnte der Umgang mit "Unzucht" ganz unterschiedlich sein. Ein Beispiel:

          Der erste Eintrag im Traubuch der sächsischen Stadt Geyer:

          "Wolff Bach ein Bergkiung, vndt Dorothea Heinrich Börners hinterlaßene Tochter sindt heimlich zusammen gekrochen, vndt haben fleischliche Vnzucht miteinander getrieben, darob sie gefengklichen eingezogen, undt weiln sich denn beide darzu gutwillig erkennet, vndt gestanden, das sie einander eine Ehe zugesagt, seindt sie drauff gerichtlichen aus der Fronfeste zur Kirchen geführt, vndt ohne Clang vndt gesang, wie breuchlich copuliret worden".

          Einige Dörfer weiter hat der Pfarrer in einem ähnlichen Fall nur eine kurze Bemerkung im Kirchenbuch hinterlassen und die "Übeltäter" blieben bis auf ein Bußgeld und die stille Trauung recht unbehelligt.

          Letztere beiden Strafen, nämlich eine Buße und eine Trauung ohne Klang/Gesang etc. dürften wohl (wenigstens in Sachsen) einheitlich gewesen sein. Hier gab es mit der Eheordnung von 1624 eine Richtschnur. Einfach mal reinschauen: https://books.google.de/books?id=QbJ...page&q&f=false .

          Was die gesellschaftlichen Folgen der "Unzucht" anging, wird es wieder viele Kriterien gegeben haben: Wie hat sich das Paar danach verhalten? Wer waren die Eltern? Welchen Stand hatte der Bräutigam? Beim deinem Pfarrerbeispiel ist es denkbar, dass der "Ausrutscher" zwar zum Dorfgespräch wurde, aber schon durch die Würde des Amtes eine langfristige Ächtung seiner Tochter ausblieb. Vielleicht war es aber ganz anders? Grundsätzlich dürften heutige Denkmuster auch damals vorhanden gewesen sein (Menschen machen Fehler, Wer ohne Sünde ist ...) Ohne den Einzelfall zu kennen, sind allgemeine Aussagen aus meiner Sicht nicht seriös zu treffen. Alles war möglich.
          rigrü

          Kommentar

          • davecapps
            Erfahrener Benutzer
            • 13.10.2015
            • 1857

            #6
            Dankeschön an alle

            Gruß
            Dave

            Kommentar

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