"herrschaftlicher Pächter"

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  • Jettchen
    Erfahrener Benutzer
    • 16.10.2011
    • 1355

    "herrschaftlicher Pächter"

    Hallo in die Runde!

    Bedeutet "herrschaftlicher Pächter" nichts anderes als Pächter von einem Gut der Herrschaft? Aber das waren einst doch eigentlich alle Lehensbesitzer, wenn das Lehen nicht der Kirche gehört hatte.
    Bewirtschaftete der "herrschaftlicher Pächter" vielleicht ein größeres Gut?

    Wie konnte man ein "herrschaftliches Gut" erhalten? Brauchte man dazu besonders viel Geld oder besondere Fähigkeiten?

    Der Ahn, um den es geht, bewirtschaftete in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts für einige Jahre ein herrschaftliches Gut, zog dann aber in einen benachbarten Ort , der jedoch in einer anderen Herrschaft lag - und pachtete dort gleich zwei hochfreiherrliche Güter.

    Sein Vater war erst in diese thüringische Gegend gezogen.

    Es wäre schön, wenn mir jemand von euch ein paar Tipps geben könnte.

    Vielen Dank fürs Lesen und Mitdenken
    von Jettchen
  • Artsch
    Erfahrener Benutzer
    • 14.07.2013
    • 1933

    #2
    Hallo Jettchen,

    als Laie meine ich, daß es sich um Rittergüter handelt. Oft war noch ein Schloß dabei. Der eigentliche Gutsherr war oft in Sachen Politik unterwegs oder wohnte gleich in der Residenzstadt. Die Gutsherren besaßen mehrere wenn nicht sogar viele Rittergüter. So kenne ich es aus Sachsen. Die Rittergutsherren hatten zum größten Teil die Gerichtsbarkeit über die dazugehörigen Dörfer, wenn die Dörfer nicht gerade amtsässig waren.

    Zur Befähigung eines Pächters, denke ich, war schon einiges Wissen, Wissensdurst und Experimentierfreudigkeit Voraussetzung. Der Besitzer wollte ja ein besseres Gut nach der Pacht zurückbekommen, als er verpachtet hatte. Mancher Gutsherr war im weiteren Ausland unterwegs um sich weiterzubilden. Mit Ideen und Plänen kam er zurück um das Gelernte umzusetzen. Vieles in der landwirtschaftlichen Forschung geht auf diese Praxis zurück. Zum Teil gab es so etwas wie Forschungsstationen auf Rittergütern.

    Es kam auch darauf an, was zum Rittergut gehörte. Manchmal viel Wald oder Obstbaumbestand, Weiden, evtl. ein Fluß, Bach, Mühlen oder Teiche auch Steinbrüche, vielleicht sogar Bergwerke. Danach richtete sich die Anforderungen an den Pächter.

    Es gab wohl auch landwirtschaftliche Schulen mit verschiedenen Fächern, wo Bodenkenntnisse, Viehzucht, Anbau von Obstplantagen, Fischzucht, Forstverwaltung, Weinbau, Bewässerung, Düngungsarten und einiges mehr gelehrt wurde.

    Auch verwandtschaftliche Beziehungen zwischen Pächter und Rittergutsbesitzern kamen vor.

    Beste Grüße
    Artsch
    Zuletzt geändert von Artsch; 06.06.2016, 01:27.

    Kommentar

    • AUK2013
      Erfahrener Benutzer
      • 21.05.2013
      • 901

      #3
      Wie konnte man ein "herrschaftliches Gut" erhalten? Brauchte man dazu besonders viel Geld oder besondere Fähigkeiten?

      Hallo Jettchen,


      ein Vorfahre von mir war Gutsinspektor über drei Güter eines polnischen Grafen.
      Der Vorfahre hatte nicht viel Geld, konnte aber seine Fähigkeiten zur Verwaltung eines oder mehrerer Güter nachweisen.
      (Viel Geld wäre für einen Kauf nötig gewesen.)
      In diesem Fall wollte der Graf seine Güter nicht verpachten, sondern wollte seine Güter in der Hand behalten und durch einen Fachmann beaufsichtigten lassen.
      Bei einer Verpachtung hätte er bestimmt auch die Qualifikation eines Anwärters in die Waagschale gelegt.
      Auch ein reicher Graf verliert nicht gerne Geld durch einen schlechten Pächter.

      Viele Grüße

      Arno
      >>>>>>>>>>>>>>>>>>

      Liebe Grüße

      Arno

      Kommentar

      • Jettchen
        Erfahrener Benutzer
        • 16.10.2011
        • 1355

        #4
        Danke für eure Erklärungen, Artsch und Arno!
        Eure Erklärungen helfen mir, meine Vermutung zu bestätigen und zu verstehen. Ich hatte mit dem Geld nicht den Kauf des Gutes, sondern den Erwerb der Pacht gemeint. Aber durch eure Erläuterungen weiß ich nun, dass geeignete Fähigkeiten wohl ausreichten. Die Vorfahren dieses Ahns standen immer wieder in herrschaftlichen Diensten. Da dürfte er wohl die nötigen Qualifikationen zur Führung eines Guts besessen haben.
        Nochmals ein herzliches Dankeschön
        von Jettchen

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