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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Begraben in der Kirche?


Friese
23.11.2007, 18:56
Hallöchen,

habe zwei Personen in der Ahnenliste (Vater + 1681 und Tochter + 1720) bei denen wurde im Sterbeeintrag vermerkt: Begraben in der Reepsholter Kirche.

Hat einer ne Ahnung was ich mir hier runter vorzustellen habe?

Vielen Dank für eure Hilfe

Friedhard Pfeiffer
23.11.2007, 22:28
Ich würde bei der Kirchengemeinde nachfragen, ob diese wirklich - wie Adlige - in der Kirche bestattet wurden, oder ob nur der Kirchhof gemeint ist.
Mit freundlichen Grüßen
Friedhard Pfeiffer

Joachim v. Roy
24.11.2007, 09:05
Gaby sei vielmals gedankt für den interessanten Hinweis auf die Beisetzung Verstorbener im Innern der Hamburger Kirchen. Die hier zu findenden Angaben treffen im großen und ganzen auf den gesamten norddeutschen Raum zu (von Emden bis Königsberg).

Es besteht deshalb nicht der geringste Zweifel daran, daß die von Marco genannten Vorfahren im Innern der Kirche zu Reepsholt beigesetzt wurden.

Nicht nur der Adel, sondern alle Leute „von Stand“ hatten im Boden der Kirchen ihre Grabstätten, reiche Patrizier besaßen vielfach eigene Grabkapellen. Auch in Reepsholt findet man noch heute „im Bereich der Kanzel 2 Grabplatten“, die einst auf dem Boden des Gotteshauses gelegen haben dürften, vgl. http://www.genealogie-forum.de/ostfrld/kirchen/reepsholt.htm.

Freundliche Grüße vom Rhein

ubbenkotte
24.11.2007, 10:14
Hallo,

in den Niederlanden war es bis 1829 erlaubt in der Kirche bestattet zu werden. Dies galt natürlich eigentlich nur für die reicheren Leute. Da die Bevölkerung in den Städten wuchs, wurde es immer schwieriger die Toten in der Kirche ordentlich zu begraben. Die Gräber wurden immer untiefer und manchmal lagen die Toten fast direkt unter der Grabplatte. Man kann sich also vorstellen, wie es damals, vor allem im Sommer, in den Kirchen roch. In den Niederlanden gibt es noch immer die Redewendung: "Rijke Stinkerd". Jemand der reich war stank (nach dem Tode).
Hier ein Beispiel für das Begraben in der Kirche in der "Oude Kerk" in Amsterdam: http://www.gravenopinternet.nl/
Erst nach 1829 kam die Verordnung, dass die Friedhöfe außerhalb der Städte verlegt werden mussten. Nur die königliche Familie hat noch das Recht in der Kirche begraben zu werden. In de "Nieuwe Kerk" zu Delft befindet sich die königliche Gruft, die nicht für das Publikum zugänglich ist: http://www.nieuwekerk-delft.nl/dui/kerkgebouw/index.html.

Viele Grüße aus den Niederlanden :faehnchen:

Freddy

Friese
24.11.2007, 11:16
Vielen Dank

für die reichliche Aukunft, besonders für den Hinweis auf die noch bestehenden Grabplatten. Die werde ich mir wohl mal anschauen.
Um einen gehoben Stand scheint es sich jedenfalls gehandelt zu haben, da die Linie bereits über einen festen Familiennamen verfügte, was in Ostfriesland zu jener Zeit eine Seltenheit darstellt.

Schöne Grüße, Marco

Hina
24.11.2007, 11:16
Hallo,

die meisten Vorfahren von mir wurden auch in den Kirchen begraben. Wäre sehr interessant der Sache nachzugehen, ob "stinkreich" auch in der deutschen Sprache daher seinen Ursprung hat :wink:.

Die Grabstellen in der Kirche haben für uns Ahnenforscher einen großen Vorteil, die Gräber sind über die Jahrhunderte erhalten geblieben und können größtenteils besichtigt werden. Das ist schon ein tolles Gefühl. Allein, mir fehlt die Zeit und auch ein wenig das Geld, kreuz und quer durch Europa zu fahren und so viele Kirchen zu besuchen. Aber die Fotos von den Grabplatten wären schon noch die Würze in der AL.

Viele Grüße
Hina

Michael
24.11.2007, 12:02
Unter meinen Vorfahren gibt es Bürgermeister und Ratsherren, die wohlhabend waren, aber in der Kirche nur ein Epitaph hatten.
Die Bestattung war auf dem Kirchhof. Hier wurde der Stand durch einen Grabstein gegenüber einfachen Holzkreuzen hervorgehoben.

http://de.wikipedia.org/wiki/Epitaph_(Grabinschrift)

Joachim v. Roy
24.11.2007, 13:35
Zu der vorstehenden Anmerkung:

Wenn man in norddeutschen Kirchen (auch in Antwerpen und in Amsterdam) Epitaphien vorfindet, dann erfolgte die Beisetzung in aller Regel im Innern der Kirche und nicht auf dem Kirchhof.

MfG

Schlumpf
25.11.2007, 14:33
Hallo

also will ich auch mal so einiges Erklären...

Der Friedhof hat doch eigentlich nix mit Frieden und "letzte Ruhe" zu tun. Es handelt sich wirklich eigentlich nur um einen "umfriedeten Hof", also einen Ort, der mit einer hohen Mauer gesichert war. (vgl. dazu mal den Friedhof von Leuthen, der Ao 1608 aus weisen Gründen noch was besser gesichert wurde). In einem solchen Bezirk fand sich das wichtigste, was die Gemeinde hatte, die Kirche. Da man im Tode gerne sich der Fürsprache der Lebenden empfal, wurde auch schon früh der Friedhof als Begräbnisstätte genutzt.
Das Innere der Pfarrkirche war auch seit je her der Begräbnisplatz der örtlichen Prominenz. Pfarrherren, Bürgermeister, Adelige und besser betuchte Bürger nutzten den Innenraum der Kirche für Erbbegräbnisse. Früher hatte z.B. hiesige Pfarrkirche eine Vielzahl von Grabplatten auf dem Kirchenboden, die alle in den 50er Jahren entfernt wurden. Auch schon vorher wurden diese bis zur Unkenntlichkeit abgeschliffen. Die Leute haben die Grabplaten nicht mit den Knien aus Frömmigkeit abgewetzt, wegen Stolpergefahr wurden die "abgenudelt". "Sepultus (a) est in Eccl(es)ia ad leteram ..." oder ähnlich steht da immer zu lesen. Im Rheinland wurden während der Zeit Napoleons (ca 1804 - 1810) die Friedhöfe alle außerhalb der Ortschaften verlegt und die Kirche daher auch nicht mehr als Begräbnisort genutzt. Das war übrigens ein wahrer Segen. Vor 1810 heist es, dass Kinder oder Hunde manchmal die Gebeine durch den Ort schleppten....

Das Wort "Stinkreich" kommt meines Wissens nach vom Färben mit Waid. Dazu brauchte man u.A. Männerurin.

Herbi
13.07.2008, 18:34
Hallo
ich habe bei Wikipedia unter Waid und deren Verwendung nachgeschaut,da ist kein Hinweis das man dazu Männerurin braucht.
Viele Grüsse
Christian