Feitovsky Fajetovskis

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  • Klaus Liwowsky
    Neuer Benutzer
    • 16.11.2007
    • 2

    Feitovsky Fajetovskis

    Ich öffne hier mal ein eigenes Thema - sonst beschwert sich der Herr Woytowski womöglich noch ;-)

    Litauen gehörte lange zum sogenannten Vereinigten Königreich Polen-Litauen. Dabei wurde im 15. Jhd. der Adel des Großerzogtums (manche sagen auch Königreich) Litauen in den des Königreichs Polen bei einem Treffen in Horodlo aufgenommen (Aufnahme in die polnischen Wappen-Clans!). Sucht man im polnischen Adel nach einem Namen, so ist sicher das umfangreiche Werk von Kasprzycki quasi die Obermenge, da es andere wie Uruski, Niesiecki, Boniecki, oder Zernicki einschließt. In dieser Reihe erscheinen die Namen:

    Fajetovskis
    Faietowski
    Feitovsky
    Veitowsky
    Wajetowski
    Wojetowski

    nicht! Dem Buch von Gorzynski (Herby slachty polskiej) wird nachgesagt, es führe die meisten Wappengenossen auf. Zum 'angetragenen' Wappen Lubicz ist keiner der oben genannten Namen in diesem Buch verzeichnet. Herr Marius Kaubrys h. Kot-Morski, er ist Mitglied der LRUN (Lithuanian Royal Union of Nobility) - also ein Fachmann für den dortigen Adel-, teilte mir auf Nachfrage mit, daß er ebenfalls die o.g. Namen in seinen Quellen nicht als Adelsnamen nachweisen kann. Er empfiehlt eine Anfrage (in English) an Frau Sigita Gasparaviciene rytisg20@takas.lt wobei sie ggf. dann auch eine kostenpflichtige Recherche vor Ort durchführen könnte.

    Mit freundlichem Gruß
    Klaus Liwowsky
  • Hina
    Erfahrener Benutzer
    • 03.03.2007
    • 4661

    #2
    RE: Feitovsky Fajetovskis

    Hallo Klaus Liwowsky,

    erstmal noch ein herzliches Willkommen hier im Forum.

    Vielen Dank für die interessanten Ausführungen. Besonders wenn es um polnischen, litauischen, russischen oder anderen osteuropäischen Adel geht, wird es ja immer recht kompliziert.

    Das Problem ist ja auch immer, dass durchaus vielen Ahnenforschern bekannt ist, dass die adeligen Familien einem Wappenclan angehörten. Leider wurden oft in vererbten Stammbäumen diese Wappenclannamen einfach den Familiennamen zugeordnet, ohne Beweis, dass die Familien tatsächlich diesem Wappenclan angehörte. Manchmal "verirrte" sich dann sogar solch eine "Adeligkeit" bis in Veröffentlichungen. Schön, wenn die Mosaiksteine zu Bestätigung oder Verwurf zusammengetragen werden können.

    Viele Grüße
    Hina
    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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    • Klaus Liwowsky

      #3
      Hallo Hina!

      Betref. des Adelsprädikat 'von' für ausländische, hier polnische, Adlige hatte ich mich vor einigen Jahren mit dem Dt. Adelsarchiv zu Marburg ausgetauscht. Dort vertrat man eine ganz eindeutige Position. Der Adel hat zunächst nur seine Gültigkeit zwischen dem Herrscherhaus (dem jeweiligen König/Kaiser/Zar) und einem bestimmten Personenkreis. Fiel das eigene Herrscherhaus vollkommen weg, dann 'hing der andere Teil (der Adel!) quasi zunächst in der Luft'. Für das polnische Gebiet, das von Preußen besetzt worden war, galt nun - so Marburg - die Regelung:

      1. Man mußte auf den neuen Herrscher (König von Preußen) einen Vasalleneid ablegen, dann blieben die Privilegien unangetastet und man führte als äußeres Zeichen das 'von'.
      2. Man beantragte später das 'von' und bekam es nach einer Überprüfung offiziell durch den König von Preußen verliehen.

      Zu 1. gab es Listen, meist von den jeweiligen preußischen Landräten angelegt, die man später in Berlin, aber wohl vor allem in Danzig und Königsberg aufbewahrte - einige davon sind auch publiziert (Zernicki, Bär). Der Personenkreis, der durch die 2. Regelung zum 'von' kam, dabei lief die Sache ja immer über Berlin, ist in jedem Fall erfaßt worden. Das ist jedoch graue Theorie und hat mit der Wirklichkeit wenig zu tun, denn tatsächlich setzte in den besetzten Gebieten ein Automatismus ein, den man mit o.g. beiden Regelungen eigentlich verhindern wollte. Die (kath.) Pfarrer haben nämlich tatsächlich das 'von' (das Adelsprädikat vom evangelisch-reformierte preußischen Königshaus!) verliehen, indem sie es einfach vor einen Namen in die Kirchenbücher eintrugen. Beispielsweise wurde im 19. Jhd. ein Pfarrer aus dem Konitzer Gebiet vom preuß. Heroldsamt aufgefordert, Taufscheine einiger in seiner Parochie wohnenden Adeligen einzureichen, was er aber ablehnte. Man müsse ihm erst genügend Schreiber zur Verfügung stellen, denn alleine in seiner Pfarrei führten 400 Familien das Adelsprädikat. Und genau an dieser Stelle griff nun §10, II, des Allg. Landrecht von 1794: "...wer entweder selbst oder dessen Vorfahren 44 Jahre hindurch sich adliger Prädikate und Vorrechte ruhig bedient und also ein ausdrückliches oder stillschweigendes Anerkenntnis des Staates für sich hat, für den streitet die rechtliche Vermutung, daß ihm der Geschlechtsadel wirklich zukomme."
      Wo war aber jetzt das eigentliche Problem? Zunächst muß an dieser Stelle ausdrücklich darauf hinweisen, daß in gar keiner Weise der polnische Edelmann herabgewürdigt werden soll, wie das allg. mit der polnischen Kultur von deutscher Seite aus leider viel zu oft geschehen ist (oder geschieht?). Solange es ein geschlossenes System war, höchstens bis zur dritten Teilung, hat die Sache aus polnischer Sicht auch funktioniert. Wer jedoch den polnischen Adel auf den preußischen -dabei ausdrücklich auch den schlesischen eingeschlossen- überträgt, der muß scheitern. Die oben bereits angesprochene Masse der Adligen war das Problem. Es gab nicht nur 30-40% Adlige in einem Dorf, sondern sogenannte Edelweiler - also 100% - ein ganzes Dorf nur mit Adligen. Sogar ganze Landstriche, in denen nur Edelleute lebten ("Daß ich ein geborener Edelmann bin, ist ganz sicher; denn in meinem Landstriche werden keine Menschen anderen Standes geboren", Jerzierski, 1790). Diese Masse mußte aber bitterarm sein, denn es können keine 400 Schloßbesitzer in einem Pfarrbezirk leben! Als der preußische Beamte bei der Landaufnahme erstmals auf das Phänomen der 'Schlachtschützen' traf, kam er aus dem Staunen nicht hinaus. Der allergrößte Teil des Adels hatte schon lange keinen eigenen Landbesitz mehr, aber auch keinerlei Gesinde, sondern bestellte selbst den Acker. Da kein spannfähiges Tier (Pferd oder Ochse) gehalten werden konnte, zog der Vater alleine den Pflug. Man ging barfuß und lebte in Holzhütten. Doch diese Adligen konnten (theoretisch) in den kleinen Sejm aufgenommen und anschließend in den großen als Landboten entsendet werden, wo sie durchaus als Einzelperson dann ein ganzes Gesetz verhindern konnten. Sie konnten an der Königswahl teilnehmen und eigentlich auch selbst König werden. Oder zumindest durch eine entsprechende Heirat mit einer besser gestellten Adelsfamilie den sozialen Aufsteig erreichen. Auf der anderen Seite gab es Magnaten mit unvorstellbar großem Landbesitz, denen kaum ein deutscher Fürst das Wasser reichen konnte. Nach polnischem Adelsverständnis war dieser Superreiche aber dem armen Teufel aus z.B. Podlachien völlig gleichgestellt, was aus unserer Sicht heute natürlich nicht mehr nachzuvollziehen ist.

      Indem nun diese landlosen, armen Leute (per Definition waren es aus schlesischer Sicht im Grunde Robotgärtner!) in den preußischen Adel quasi durch den Federstrich eines Pfarrers aufgenommen wurden, sind die Schwierigkeiten entstanden, mit denen wir Familienforschung uns heute beschäftigen müssen.

      Mit freundlichem Gruß
      Klaus Liwowsky

      Kommentar

      • Hina
        Erfahrener Benutzer
        • 03.03.2007
        • 4661

        #4
        Hallo Klaus Liwowsky,

        vielen herzlichen dank, für die sehr informative ausführliche Erklärung. Ich selbst kenne mich nicht so gut mit dem polnischen Adel aus, zumindest, was den späteren bzw. den Kleinadel betrifft, da meine Vorfahren aus westlicher Richtung stammten. Aus dem polnischen Adel habe ich nur einige Vorfahren aus "Urzeiten". Deshalb auch gleich eine Frage. Ich selbst kenne Nachkommen einer aus Polen stammenden Adelsfamilie, die sowohl die offizielle preußische Anerkennung hatte, als auch das "von" im Namen trug, zudem auch zusätzlich den Wappenclannamen.

        Nun frage ich mich immer, warum ist es dann eigentlich so schwer, die Familien einer polnischen adeligen Abstammung zuzuordnen? Wie mir bekannt ist, gehörten alle adeligen Familien einem Wappenclan an und trugen diesen Namen als Namenszusatz, wie in meinem o.a. Beispiel. Dieser wäre doch sowohl in den Geburtseinträgen - sofern noch existent -, als auch, sofern nicht erloschen, heute noch Namensbestandteil? Oder irre ich mich da?

        Sehr interessant ist auch, die "Adelsbestätigung" und die "Verleihung" des Namenszusatzes "von" durch die Eigenmächtigkeiten von Pfarrern. Mag das Grund dafür sein, dass jene Familien mal mit und dann wieder ohne "von" auftauchen?

        Was den oft bettelarmen Kleinadel betrifft, so ist er ja auch schon in der Literatur entsprechend verewigt worden. Es müssen recht schlimme Zustände gewesen sein. Ein Bauer, der nicht mehr leibeigen aber landlos war, konnte in den Städten bürgerlichen Berufen nachgehen oder Handwerker werden, dem Kleinadel war das nicht möglich, es sei denn, er verzichtete auf seinen Adel.

        Viele Grüße
        Hina
        "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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        • animei
          Erfahrener Benutzer
          • 15.11.2007
          • 9237

          #5
          RE: Feitovsky Fajetovskis

          Hallo Klaus Liwowsky,

          zunächst vielen Dank für die bisherigen Erörterungen.

          Aufgrund der umfangreichen Diskussionen und Antworten, die man hier zu einem Thema bekommt, habe ich meine lange Zeit zur Seite gelegten Unterlagen nochmal genauer studiert, und muss nun aus der Liste der möglichen Schreibweisen 'Fajetovski(s)' und 'Feitovski(s)' streichen, da diese möglicherweise nur durch die Übersetzung der polnischen bzw. russischen Einträge zustande gekommen sind.

          Hier die Schreibweisen , die tatsächlich in den Kirchenbucheinträgen von Silale vorkommen:

          1. 1847 polnisch (?) - Faietowskich

          In diesem Eintrag könnte evtl. durch einen Übersetzungsfehler des litauischen Archivs die Familie 'adelig' geworden sein. Da ich kein Polnisch verstehe, gebe ich hier mal an, was ich vor und hinter den Namen lesen kann:

          Jednodworzow (Namen) ...ubr... Matronkow ...

          2. 1884-1885 deutsch - Veitovsky
          3. 1888-1891 deutsch - Veitowsky
          4. 1893 russisch (mgl. - Fejtovskij, Fejtowskij, Vejtowskij )
          5. 1909 russisch ( wie oben) , hier ist der Name im Eintrag noch
          in lat. angeführt: Veitowsky

          Was die Recherche vor Ort durch Frau Gasparaviciene angeht, so kann ich mir dies sicher ersparen, da ich selbst in den Jahren 1989-1999 fast jedes Jahr ein bis zwei Mal in Litauen war. Ich habe den ganzen Kreis Silale abgeklappert (alte Menschen befragt, Friedhöfe abgesucht, mit Pfarrern geredet).
          Im Rathaus Silale bekam ich dann die Auskunft, dass es den Namen Feitauskas gibt (weder 'f' noch 'ei' sind in Litauen üblich), und natürlich habe ich auch diese Familien aufgesucht und dabei erfahren, dass mal alte Dokumente aufgetaucht waren, in denen der Name anders (?) stand und sie um 1820 von Polen (Sejny oder Punsk) gekommen sein sollen. Von anderer Seite hieß es aber auch, sie sollen Russen gewesen sein.

          Und woher kamen sie nun wirklich?

          Vielleicht haben Sie noch eine Idee, Sie haben ja, wie es scheint, recht gute Quellen .

          Viele Grüße
          animei
          Gruß
          Anita

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          • Hina
            Erfahrener Benutzer
            • 03.03.2007
            • 4661

            #6
            RE: Feitovsky Fajetovskis

            Hallo animei,

            auch wenn ich hier nichts substanzielles zu beitragen kann. Der Suffix -skich bei Faietowskich ist die Genetiv-Plural-Forum und auch die Präpositiv-Plural-Form (6. Fall) im Russischen von -ski.

            Viele Grüße
            Hina
            "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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            • Klaus Liwowsky

              #7
              RE: Feitovsky Fajetovskis

              > Nun frage ich mich immer, warum ist es dann eigentlich so schwer, die Familien einer polnischen adeligen Abstammung zuzuordnen?

              @Hina

              Die Probleme entstehen durch die Masse und deren Zusammensetzung.

              Es gab eben überdurchschnittlich viele Adlige im Vereinigten Königreich Polen-Litauen. Gegen dessen Ende gehörten etwa 8% aller Einwohner dem adeligen Stand an. Dies waren immerhin 1 000 000(!). Auf dem europäischen Festland, zwischen Frankreich und Rußland, schwankte die Zahl im 18. Jahrhundert zwischen 0,3% und 1%. Und hinsichtlich der Zusammensetzung fanden sich im polnischen Adel kaum Nobilitierte. Diese wenigen sind jedoch recht gut dokumentiert (die neueste Veröffentlichung zu den Standeserhebungen in Polen ist: Trelinska, Barbara, Album armorum nobilium Regni Poloniae XV-XVIII saec, Lublin 2001 - empfehlenswert!). Schließlich gab es keine titulierten Geschlechter (ausgenommen einige Fürstenfamilien aus Litauen, die man bei der Vereinigung mit dem polnischen Adel anerkennen mußte) und auch keine Wappenverbesserungen. Mit welchen Folgen? Nun, kein polnischer König konnte einem Adligen sagen: "Du bist ein treuer Vasall. Schick meiner Kanzlei Deinen Stammbaum, dann bestätige ich Deinen Adel und lege noch ein schmuckvolleres Wappen oben drauf oder Du erhältst für Deine Verdienste sogar den Freiherrenstand usw." Diese dokumentierten Adelsnachweise fehlen somit. Bleibt die Wappenaufschwörung, Nachweis über Landbesitz, Teilnahme an einer Königswahl oder die entsprechende Eintragung im Kirchenbuch, wobei es da diesen unendlichen Streit gibt, welche Bezeichnung (nobilis, generosus, illustrissimus usw.) dort enthalten sein muß, damit die betreffende Person auch wirklich zum Adel gehörte. Die Wappen sind in der Tat auch ein Problem, denn die polnischen Adligen haben nicht nur ihre Name geändert (nach den Besitzungen), sondern auch ihre Wappen. Dahinter steckt vor allem der Wunsch, einem mächtigen oder ehrbaren Clan anzugehören. Beispielsweise gingen aus dem Nalecz-Clan (das Wappen mit der Binde) viele Wojewoden oder sogar Generalstarosten hervor und übte somit eine Anziehungskraft auf andere Adlige aus (da wollte man dazu gehören!). Der Jastrzebiec-Clan (das Wappen mit dem Falken sowie Hufeisen und Kreuz in verschiedenen Ausführungen) hatte mehr als 1000 Mitglieder - 1000 Familien, die angaben, ein und dasselbe Wappen zu führen! Letztlich ging das Wissen über das eigene Wappen innerhalb vieler Familien (arme Gärtner, die weder lesen noch schreiben konnte, die auch kein Siegel mehr benutzen) verloren. Im Archiv zu St. Petersburg finden sich die Anträge auf Adelsbestätigung für einige östlichen Teile des besetzten Polens. Da muß man unter Umständen lange suchen, bis man überhaupt eine Wappenbeschreibung findet. Für den Fall, daß die russischen Beamten den Adel anerkannten, was nicht gerade häufig vorkam, ein Wappen aber nicht feststellbar war, erfolgte übrigens das System 'Wappen von der nächsten Seite'. Die Russen nutzen damals praktisch nur den Niesiecki (eine polnisches Adelslexikon in mehreren Bänden). War darin der angegebene Name nicht vorhanden, so erteilte der Beamte dem Antragsteller das Wappen zu, daß der nach dem Alphabet nächsten Familie -eben von der nächsten Seite- gehörte (der poln. Genealoge Adam Pszczólkowski hat über diesen 'Unsinn' einen Aufsatz veröffentlicht). So erhielt die Familie ein Wappen, mit dem sie niemals in irgendeinem Zusammenhang stand. Um die Sache hier abzuschließen noch ein Zitat aus der Zeitschrift 'Herold' von 1879: "Traurige Verhältnisse herrschen in Bezug auf Familiensinn unter den poln. Geschlechtern des Großherzogs Posen. Von 100 poln. Edelleuten ist kaum einer in der Lage über Vater und vielleicht noch Großvater nachzuweisen, wo sich möglicherweise archivarische Nachrichten zu seiner Familie befinden."

              > Vielleicht haben Sie noch eine Idee, Sie haben ja, wie es scheint, recht gute Quellen.

              @animei
              Nein, tut mir leid. Ich habe keine Ahnung über Familienforschung in Litauen, weshalb ich bereits bei Herrn Kaubrys nachfragen mußte. Ich selbst hatte auch noch nie mit Frau Gasparaviciene zu tun, kann daher nichts über deren Kenntnisse aussagen. Es gibt aber bestimmt entsprechende Foren oder Mailinglisten im Netz, die sich speziell mit den dortigen Problemen beschäftigen.

              Viel Erfolg!

              Mit freundlichem Gruß
              Klaus Liwowsky

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              • Hina
                Erfahrener Benutzer
                • 03.03.2007
                • 4661

                #8
                RE: Feitovsky Fajetovskis

                Hallo Klaus Liwowsky,

                vielen Dank für die sehr anschauliche Erklärung.

                Über das Ausmaß der Adelsrepublik hatte ich zwar schon gelesen aber dass es so dermaßen "chaotische" Zustände beim Adel waren, zumindest in der Art und Weise, wie es bei den Wappenclans und "Wappenzuweisungen" zuging, hätte ich nicht gedacht. Im Grunde bestätigt sich damit aber auch, dass der polnische Adel eigentlich in keiner Weise vergleichbar mit dem eher "geordneten" resteuropäischen Adel war. In Polen war es zwar dem Papier nach ein anderer Stand, weil nicht leibeigen, aber die Privilegien die der Adel besaß, hatten für die meisten gar keinen Wert. In bitterer Armut läßt sich aus Freiheit auch wenig Kapital schlagen.

                In Österreich gab es ja zeitweilig auch eine regelrechte "Adelsschwemme" aber in keinster Weise in solchem Ausmaß und mit dem polnischen Adel zu vergleichen.

                Viele Grüße
                Hina
                "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

                Kommentar

                • Klaus Liwowsky

                  #9
                  RE: Feitovsky Fajetovskis

                  Hallo Hina,

                  ich möchte das Thema nicht beenden, ohne an dieser Stelle nochmals um Verständnis für den polnischen Adel zu werben.

                  Selbstverständlich war (und sind) die polnischen Edelleute stolz auf ihren Adel, auch wenn damit nur in den wenigsten Fällen Reichtum und Macht verbunden war. Obwohl das Königreich Polen bereits im 18. Jhd. unterging, gibt es heute bei unserem Nachbar wieder Adelsvereinigungen und vor allem Wappenverbände. Auch sieht man immer mehr Polen, die (natürlich) mit Stolz ihren Wappenring tragen.

                  Wenn man als Familienforscher im Hinterkopf behält, daß der polnische Adel eben nicht mit dem aus anderen Ländern zu vergleichen ist, er aber deshalb nicht zwangsläufig minderwertig war, ist allen geholfen.

                  Mit freundlichem Gruß
                  Klaus Liwowsky

                  Kommentar

                  • Hina
                    Erfahrener Benutzer
                    • 03.03.2007
                    • 4661

                    #10
                    RE: Feitovsky Fajetovskis

                    Hallo Klaus Liwowsky,

                    im Sinne von minderwertig wollte ich auch eigentlich nicht verstanden werden, eher im Sinne von teilweise "ungeordnet" oder schwer nachvollziehbar.

                    Wie gehen eigentlich die Adelsvereinigungen damit um? Werden nur Mitglieder aufgenommen, denen es gelingt, eine sauber nachvollziehbare Genealogie aufzuweisen mit eindeutiger Wappenclanzuordnung oder auch Mitglieder, die zwar aus verschiedenen Gründen einigermaßen gut nachweisen können, dass sie zum polnischen Adel gehörten, wo jedoch Dinge wie Zuordnung zu einem bestimmten Wappenclan oder KB-Einträge etwas auf "wackeligen Füßen" stehen?

                    Noch eine andere Überlegung. Wie schon erwähnt, war in der polnischen Adelsrepublik ein außerordentlich hoher Prozentsatz der Bevölkerung adelig. Da sich deren Nachfahren wiederum mit der restlichen Bevölkerung vermischten, wäre doch die Wahrscheinlichkeit, dass annähernd jeder Pole adelige Vorfahren hat, sehr hoch?

                    Viele Grüße
                    Hina
                    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

                    Kommentar

                    • Klaus Liwowsky

                      #11
                      RE: Feitovsky Fajetovskis

                      Hallo Hina!

                      > schwer nachvollziehbar
                      Genau das meinte ich!

                      Ich kenne ein paar Mitglieder vom Verband Polnischer Adliger (Zwiazek Szlachty Polskiej =ZSzP), da müßte ich nachfragen, um deren Aufnahmebedingungen zu erfahren. Eine dem Gotha vergleichbare Adelsmatrikel -die dann ja auch jeder nachlesen und ggf. überprüfen könnte- gibt es meines Wissens nicht.

                      Ja, vollkommen richtig. Man kann von einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit ausgehen, daß heute praktisch jeder Pole adlige Vorfahren haben müßte. Vielleicht sind hier noch ein paar Zahlen von Interesse. Jeweils die Jahresangabe und der Prozentsatz der adligen Bevölkerung:

                      Frankreich, 1780, 0,3%
                      Rußland, 1744, 0,5% und 1795 (mit baltischen und polnischen Gebieten), 0,68%
                      Königreich der Stephanskrone, 1785, 4.7%
                      GB (England, Wales, Schottland u. Nordirland) 1811, 1,4%
                      Polen 1582, 8% und um 1770, 8,7%
                      1795 zählten die Russen auf ihrem Teilungsgebiet alleine noch immer 540 000 Kleinadlige.

                      In Schlesien gab es 1796 etwa 8000 Adlige = 0,42%.

                      Mit freundlichem Gruß
                      Klaus Liwowsky

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                      • Hina
                        Erfahrener Benutzer
                        • 03.03.2007
                        • 4661

                        #12
                        RE: Feitovsky Fajetovskis

                        Hallo,

                        ja, das sind schon erstaunliche Zahlen. Vielen Dank.

                        Vielleicht noch als kleine Ergänzung de Prozentsatz der adeligen Bevölkerung im Kaisertum Österreich um 1835, ca. 7 %

                        Viele Grüße
                        Hina
                        "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

                        Kommentar

                        • Klaus Liwowsky

                          #13
                          RE: Feitovsky Fajetovskis

                          Hallo Hina!

                          In den 7% sind dann aber wieder die polnischen Adligen aus Galizien enthalten. Dort lebten im 1. Teilungsgebiet von 1774 bis 1807 gleichmäßig etwa 140 000 Edelleute. Das sieht man auch im Standardwerk von Frank ("Standeserhebungen und Gnadenakte für das Deutsche Reich und die Österreichischen Erblande bis 1806..."): Seitenweise Auszüge der Adelsmatrikel von Galizien. In der von mir genannten Angabe zu Schlesien hingegen gehört das damalige Neuschlesien nicht hinzu.

                          Mit freundlichem Gruß
                          Klaus Liwowsky

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                          • Hina
                            Erfahrener Benutzer
                            • 03.03.2007
                            • 4661

                            #14
                            RE: Feitovsky Fajetovskis

                            Oh ja, natürlich. Die geschätzten 250.000 Adeligen bezogen sich ja auf das gesamte Kaiserreich. Aber zumindest bleibt auch in Österreich dennoch eine recht erhebliche Zahl Edelleute übrig im Vergleich zu anderen Ländern.

                            Viele Grüße
                            Hina
                            "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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                            • animei
                              Erfahrener Benutzer
                              • 15.11.2007
                              • 9237

                              #15
                              RE: Feitovsky Fajetovskis

                              Hallo Klaus Liwowsky,

                              habe gerade in meinen älteren Unterlagen einen Hinweis gefunden, dass in einem 2-bändigen Werk (?) von E. v. Zernicki-Szeliga erwähnt sein soll, die Veitovsky (Fajtowski etc.) seien ein Zweig der 'Lapinski ' und hätten sich nach dem Besitz von Wojt(k)owice (südwestlich v. Bialystok) benannt.

                              Leider liegen mir die o. g. Bücher nicht vor, so dass ich den Wahrheitsgehalt des Hinweises nicht überprüfen kann.

                              Da Sie in Ihrem Beitrag vom 19.11.07 auch einen Zernicki erwähnen und ich annehme, dass es sich um den selben handelt, könnten Sie mir vielleicht weiterhelfen?

                              Vielen Dank im Voraus,
                              animei
                              Gruß
                              Anita

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