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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : gelöst Heinrichs Tagebuch 1837 und 1838


heidelerche
17.04.2012, 14:13
Tagebuch eines 18 jährigen von 1837/38 aus dem Raum Hof, Bayern

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Ein Namensvetter aus den USA bittet mich, ihm ein altes Tagebuch zu übersetzen. Leider reichen meine Fähigkeiten diese Handschrift zu entziffern nicht aus (sauberes Kurrent könnte ich schon). Ich bitte also um freundliche Mithilfe. Es werden nach und nach weitere Seiten hier eingestellt werden. Vielen Dank im Voraus und noch mehr Dank für die bisher geleisteten Arbeiten.

http://dl.dropbox.com/u/12040489/Henry%E2%80%99s%20journal%201838%20-%20Cover%20Page%20-%20end%201837.jpg
http://dl.dropbox.com/u/12040489/Henry%E2%80%99s%20journal%201838%20-%20page%201.jpg
http://dl.dropbox.com/u/12040489/Henry%E2%80%99s%20journal%201838%20-%20page%202.jpg

Das Titelblatt zu 1838 konnte ich dank sauberer Handschrift sogar teilweise selber entziffern:
Das alt ist abgegangen
das neue Jahr tritt auf,
Jetzt richt ich mit Verlangen
zu Jesu meinen Lauf.
Ihm sag ich Lob und Dank,
daß er mich hat be???

Eine Zusatzfrage noch: die Buchstaben J.N.J. zu Beginn jeden Jahres, haben die eine Bedeutung?

Wolfg. G. Fischer
17.04.2012, 14:24
Hallo Peter,

ich schätze mal, die Buchstaben zu Beginn bedeuten jeweils "Im Namen Jesu".

Mit besten Grüßen
Wolfgang

heidelerche
17.04.2012, 16:24
Danke, klingt vernünftig. Ich war erst in Richtung 'Jahr Nach Jesus' unterwegs, weil beide J gleich aussehen. Aber weiter unten schreibt Heinrich ja auch 'Im" und 'Jahr" mit dem selben Initial.

Baitzer
17.04.2012, 21:14
Ergänzung des Vorwortes:

daß er mich hat bewahret
Sein' Hilfe nicht gesparet
An mir mein Lebenlang

Am Rest arbeiten wir noch.
Gruß Siegfried

Baitzer
18.04.2012, 09:35
zu 1837 (2015) – linke Seite

durch das Bestehen der Dinge,
in diesen Jahr mit der
Fruchtbarkeit des Bades? (evtl. Bodens) ver-
richtete. Nehmlich sehr lang
und streng hielt der Winter
an, so daß zu Pfingsten wel-
che am 14ten Mai für lang noch we-
nig oder gar keine Felder bestellt
waren, ja sogar Donnerstag zu-
vor, fiel noch ein Schuh hoher
Schnee; und erst nach ?? Trini-
tatis konnten die Felder gar
bestellt werden. Trotz diesem
allem, konnte doch zu seiner
Zeit reichlich eingeerndet wer-
den. Da traf? wieder ein, das Spruch-
wort: Wenn der Herr das Feld
nicht bestellet, arbeiten, die
Arbeiter umsonst daran.

So will ich denn das Jahr mit
dir mein Gott beschließen,
ach laß im neuen auch
mich deine Huld geniessen
und sollt das selbige vielleicht
das letzte sein, so führ mich durch
den Tod zur Himmelsfreude ein.

Barmherzig u. gnädig ist der Herr u. wunderbar wie er regieret!

Gruß Siegfried

Baitzer
18.04.2012, 10:00
zu 1837 (2016) – linke Seite

Nachtrag ad 1837.
Den 25ten Juni als am 5ten
Trinitatis wurde
in der Hospital-
kirche, nach dem sie renno-
viert, und mehreren Verän-
derungen als, ??? beim
Eingang rechts wurde die
??? ??gerissen
denn links ein Treppen-
Thürmlein ??? gemacht?
wurde der erste Gottesdienst
wieder gehalten.
Auch der Thurm erhielt eine
andere Gestalt, den ??
war er um die Hälfte
niedriger ??? ???
Thurm gebaut.

Bei den letzten Zeilen konnte ich leider nicht alles erkennen.

Viele Grüße
Siegfried

Wolfg. G. Fischer
18.04.2012, 10:04
Ich denke, der Buchstabe (T) vor Trinitatis ist gestrichen.

Gruß Wolfgang

Wolfg. G. Fischer
18.04.2012, 10:26
Nachtrag ad 1837.

Den 25ten Juni als am 5ten
Trinitatis wurde
in der Hospital-
kirche, nach dem sie renno-
viert, und mehrere Verän-
derungen als, vorn(?) beim
Eingang rechts wurde die
??? weggerissen
denn links ein Treppen-
Thürmlein (etc.?) gemacht?
wurde der erste Gottesdienst
wieder gehalten.
Auch der Thurm erhielt eine
andere Gestalt, den(n) vorher
war er um die Hälfte
niedriger und ??? ???
Thurm gebaut.


Das ist echt schwer!

Baitzer
18.04.2012, 10:43
Hallo Wolfgang,

hier kommen wieder lesbare Zeilen.

zu 1838 (2016) – rechte Seite

Januar
Mit dem Anfang dieses Jahres
wurde das gegenwärtige Institut
für höhere Bildung der Mädchen
eröffnet.

7ten
Heute als an einem Sonntage wan-
derte der Br. Heinrich Müller
aus Neuenziegenrück, nachdem er
½ Jahr in Erfurth arbeitete, wieder
hier in seine alte Werkstatt ein.

März
Die Kälte in diesem Winter
war sehr anhaltend streng, denn in
Januar und Februar war die Käl-
te einige mal bis auf 24° ge-
stiegen, auch gesellte sich viel
Erdbeben dazu, welches in der
Türkei u. Ungarn große Ver-
heerung anrichtete, ja sogar
12? Stunden von hier, in dem Dorf
Schönhaidt, I:im sächsischen Erzge-
birge:I verspürte man voriges?
Monat zwei Erdstösse.


Gruß Siegfried

Baitzer
18.04.2012, 11:51
zu 1838 (2017) – linke Seite

Da auch das Eis zur einer
ungehäuern Stärke ge-
frohr, so vermuthete man eine
große Eisfahrt welches aber jedoch
bei uns nicht statt fand. Hin-
gegen richtete die Donau unge-
meinen Schaden in ihren Gren-
zen an, denn z. B. in der Stadt
Pest in Ungarn, erreichte das
Wasser einen solchen hohen Stand
daß man mit großen Schiffen
in der Stadt herum fahren konnte
welches jedoch das geringste ge-
wesen wäre wenn es nicht 22 ??
Häuser gänz(lich) weggerissen u.
800 ??? u. 127? Men-
schenopfer gefordert hätte, außer
was noch die Landschaft erlitt.
Wohl mag der weiche Sandstein
wovon die Häuser gebaut waren u.
überhaupt der sandige Boden worin
Pest steht viel zu diesem Unglück
beigetragen haben, aber doch ist es
vom Herrn geschehen u. scheint als
wenn die Weissagung in Jerem.? 6.19
an ihr in Erfüllung gieng : Du,

Es fehlt nur noch der rechte Teil.
Gruß Siegfried

Wolfg. G. Fischer
18.04.2012, 12:04
zu 1838 (2017) – linke Seite

Da auch das Eis zur einer
ungehäuern Stärke ge-
frohr, so vermuthete man eine
große Eisfahrt welches aber jedoch
bei uns nicht statt fand. Hin-
gegen richtete die Donau unge-
meinen Schaden in ihren Gren-
zen an, denn z. B. in der Stadt
Pest in Ungarn, erreichte das
Wasser einen solchen hohen Stand
daß man mit großen Schiffen
in der Stadt herum fahren konnte
welches jedoch das geringste ge-
wesen wäre wenn es nicht 22 ??
Häuser gänz(lich) weggerissen u.
800 ??? u. 127? Men-
schenopfer gefordert hätte, außer
was noch die Landschaft erlitt.
Wohl mag der weiche Sandstein
wovon die Häuser gebaut waren u.
überhaupt der sandige Boden worin
Pest steht viel zu diesem Unglück
beigetragen haben, aber doch ist es
vom Herrn geschehen u. scheint als
wenn die Weissagung in Jerem.? 6.19
an ihr in Erfüllung gieng : ??

Es fehlt nur noch der rechte Teil.
Gruß Siegfried

Ich denke, es wurden 227 Häuser weggerissen und 800 "ruiniert".

Mit besten Grüßen
Wolfgang

Baitzer
18.04.2012, 12:50
... und hier kommt der rechte Teil.
Wieder eine Teillieferung abgehakt.


zu 1838 (2017) – rechte Seite

Erde, höre zu. Siehe ich will ein
Unglück über dein Volk senden
bringen nehm(lich) ihren verdienten
Lohn, daß sie auf meine Worte
nicht achten u. mein Gesetz verwer-
fen. Und Ps. 29.1. Der Herr
sitzet eine Sündfluth anzurichten.
Und der Herr bleibt ein König
in Ewigkeit. Denn es war eine Stadt
den kirchlichen Nachrichten zufolge
voll Ehebruchs ??? u. Veracht-
ung alles Göttlichen u. Heiligen.

April
den 17ten
Heute als ich wegen Geschäften
mit meinem Vater u. Bruder
nach Saalburg u. da nach Hirsch-
berg gieng, kam ich an den? Schiffe-?
bruch? bei Tiefengrün I:den der Weg
geht vorbei:I woselbst ein schauer(liches)
Unglück zu sehen war, welches sich
am 9ten dieses Monats Vormittags
½ 11 Uhr zugetragen hatte. Nehm(lich)
eine ungeheuere Felsmasse
mit Erde u. Bäumen, lößte sich ohne
nur etwas zu bemerken vom Berg.

Viele Grüße
Siegfried

Wolfg. G. Fischer
18.04.2012, 12:57
(Die) Erde höre zu. Siehe, ich will ein
Unglück über dein Volk senden
bringen nehm(lich) ihren verdienten
Lohn, daß sie auf meine Worte
nicht achten u. mein Gesetz verwer-
fen. Und Ps. 29.1. Der Herr
sitzet eine Sündfluth anzurichten.
Und der Herr bleibt ein König
in Ewigkeit. Denn es war eine Stadt
den kirchlichen Nachrichten zufolge
voll Ehebruchs, Hurerei u. Veracht-
ung alles Göttlichen u. Heiligen.

April
den 17ten
Heute als ich wegen Geschäften
mit meinem Vater u. Bruder
nach Saalburg u. da nach Hirsch-
berg gieng, kam ich an den? Schiffe-?
bruch? bei Tiefengrün I:den der Weg
geht vorbei:I woselbst ein schauer(liches)
Unglück zu sehen war, welches sich
am 9ten dieses Monats Vormittags
½ 11 Uhr zugetragen hatte. Nehm(lich)
eine ungeheuere Felsmasse
mit Erde u. Bäumen, lößte sich ohne
nur etwas zu bemerken vom Berg.


Mit besten Grüßen
Wolfgang

heidelerche
18.04.2012, 14:34
... Schieferbruch bei Tiefengrün ...
gibt es in der Gegend reichlich.
Am 13.2.2012 waren es auch 24 Grad minus, habe ich persönlich erlebt, also nichts Neues.
Wunderbar, in alten Zeiten in meiner alten Heimat gedanklich zu wandern!