1933 Greifswalderstraße - Berlin (Artisten?!)

[Olivia]

Schonmal ein freundliches HALLO (und ein gesundes neues) an alle hilfsbereiten Berliner...

Ich war in meinem Leben bisher erst einmal für 2 Tage in Berlin, das war 1995... gebürtig komme ich aus Thüringen... nun scheint mich der Weg meiner Vorfahren aber nach Berlin zu führen... ich bin etwas aufgeregt, da ich noch nicht so lange aktiv bei der Forschung dabei bin... und dann gleich die Bundeshauptstadt Berlin... da könnte ich nun wirklich Hilfe gebrauchen...

Also es geht um einen meiner Uropas...
Ich hab schon desöfteren hier in Beiträgen erwähnt, daß meine Oma mütterlicherseits bei Pflegeeltern aufgewachsen ist... ihre leibliche Eltern hat sie nie kennengelernt... auf ihrer leiblichen Mutterseite bin ich aber in Thüringen auf den Spuren und auch schon gut vorangekommen (Umkreis Erfurt/Weimar)... nun geht es um ihren leiblichen Vater... in einer Vaterschaftsanerkennung von 1927 (da war Oma 2 Jahre alt) ist als Wohnort des Vaters Mücheln bei Merseburg angegeben... nun hat Oma aber nach längerem Suchen in ihren Unterlagen, die sie irgendwann mit 18 oder so mal bekommen hat eine alte Postzustellungsurkunde von 1933 gefunden... sie ging an ihren leiblichen Vater... den Artisten Siegmund Sdolarski genannt Siegfried Schmidt in Berlin No. 55, Greifswalderstraße 128...

Nun meine Fragen/Bitte...: Kennt sich jemand von euch gut in Berlin aus? Kann mir jemand was erzählen oder weiterhelfen? Wo befindet/befand sich die Straße? Wie sah es damals dort aus? Gibt es die Straße heute noch? Wer lebte da? Wurde dort im 2.Weltkrieg viel zerstört? Wie kann ich mit den Infos nun weiter vorgehen, wie suchen? Ich muß dazu sagen, ich habe kein Geburtsdatum von meinem Uropa, leider... nun die Info, daß er 1927 etwa 25 Jahre alt war... Ich weiß auch nicht, wie, wann, wo... unter welchen Umständen er gestorben ist... ob er Familie hatte (und Oma evt. Halbgeschwister hat, von denen sie noch nix weiß)... an welches Standesamt oder Archiv könnte ich mich in Berlin wenden?

Ich bitte ganz lieb um

GLG; Olli

[Klingerswalde39_44]

Hallo,

dann fang ich mal an. Ja, die Strasse gibt es noch. Sie liegt im Ostteil Berlins.
Ich hab mal in den Berliner Adressbüchern gestöbert und konnte 1933 beide FN leider nicht finden. Im Strassenverzeichnis wird angegeben, dass die Greifswalder Str. 126 bis 131 aus Baustellen "bestand".

Gruss, Gabi

[vec]

Hallo und ein gutes Jahr 2010,

lt. Plan scheint es nur 2 Greifswalder Str. hier in Berlin zu geben, eine in Hellersdorf/Mahlsdorf und eine im Prenzlauer Berg. Letztere hat einen eigenen Wikipedia-Eintrag.

Vielleicht hilft es Dir weiter....

Beste Grüße

Christiane

[Dorothea]

Hallo Olivia,
ich bin Berlinerin und kann dir sagen, ja, die Straße gibt es heute auch noch, s. hier: http://berlin.kauperts.de/search?query=Greifswalder+Str.

Da Du die Angabe des Bezirkes hast, nämlich "NO55", ist hieraus ersichtlich, dass es sich bei Deiner Greifswalder Str. um die im Bezirk Prenzlauer Berg handelt. Standesamtliche Archivunterlagen befinden sich bereits im Landesarchiv Berlin. Der Bezirk Prenzlauer Berg wurde nach erfolgten Bezirkszusammenlegungen in den Bezirk Pankow integriert, so dass Du Dich bei Archivfällen an das Landesarchiv Berlin wenden kannst. (Das sind die Fälle: 110 J. nach Geburt, 80 J. nach Eheschließung, 30 J. nach d. Tode).
Während d. 2. WK wurde insbesondere der Bezirk Friedrichshain extrem zerstört, Prenzlauer Berg ist an diesen angrenzend, inwieweit auch dieser Bezirk gelitten hat, kann ich nicht sagen, es gibt dort auch noch viele alte Häuser, aber genauso viele aus DDR-Zeiten.

Viel Erfolg weiterhin in Deiner Forschung, bei weiteren Fragen wird Dir hier immer jemand helfen.
Grüße Dorothea

[Olivia]

Hallo Gabi, Christiane und Dorothea

... schonmal ein ganz herzliches für eure Antworten

Hab mich grad durch die Anhänge geklickt und auch mal gegoogelt... wow... soviele Infos und Geschichte... da hat sich dort bestimmt jede Menge verändert... in dem Stadtteil... da müssen sich ja in der Nähe (hab ich glaube im 135-140er Nummernbereich gelesen) Ärzte mit Apotheken niedergelassen haben... und von Drogerien, Aldi, Media Markt und co hab ich überflogen gelesen... würde mich schon interessieren, wie die Gegend damals dort in den 30ern ausgesehen hat... das die Nr.128 da 1933 noch eine Baustelle war??? Seltsam... was könnte das bedeuten?
Lebte mein Uropa da in einem Bauwagen?seufz... also ich hab nochmal auf die Postzustellungsurkunde geguckt und hab das genaue Datum gefunden: 15.12.1933 ... vielleicht waren da grad Neubauten dort entstanden? Hm, möglich...
Was ich mich ja auch frage, bislang weiß ich auch noch nicht, inwieweit mein Uropa seinen Beruf als Artist ausübte... ob er als Akrobat/Künstler in einem Variete auftrat (gab es dort in der Nähe Theater o.ä.?) oder mit einem Zirkus umherzog... vielleicht wohnten mehrere Artisten dort in dieser Wohnung/Gebäudekomplex (eine Art WG?) oder es diente als Art Winterquartier? Ich spekuliere mal wild drauf los... ... ich weiß leider so gut wie gar nix... mit Hilfe von AIAvo hatte ich ja (im Oktober glaube) eine alte Postkarte mit Motiv und Namen von meinem Uropa gefunden... zufällig... und total überwältigend... sie war 1935 in Berlin abgestempelt... ansonsten bisher leider noch keine weiteren Anhaltspunkte... seufz... stattdessen noch viele offene Fragen: seit wann und wielange lebte mein Uropa in Berlin (zog er vielleicht mit dem Zirkus irgendwann irgendwohin weiter), hatte er dort in Berlin womöglich Familie (Frau/Kinder ... die Hochzeit könnte dann um 1930 herum gewesen sein; Geburten von Kindern danach/kurz davor... welches Standesamt wäre dann zuständig), hat er den 2.Weltkrieg überlebt, war er womöglich im 2.WK Soldat oder war er in einem KZ, warum hatte er 2 Namen (ich habe schon in Telefonbüchern geguckt... Sdolarski gibt es gar nicht, nur Stolarski/y... und Schmidts jede Menge...)... wann und wo könnte er gestorben sein (vielleicht ist er schon ewig lange tot, vielleicht ist er aber erst kürzlich in einem Alten- oder Pflegeheim o.ä. gestorben, er wäre jetzt um die 107 Jahre alt... lebt er womöglich noch... ziemlich unwahrscheinlich oder)? Warum hat meine Oma nie was von ihm selbst gehört, wollte er keinen Kontakt? Wie verhält man sich nun, wenn sich Halbgeschwister von Oma finden lassen, wissen sie überhaupt von ihr...? Wie könnte man behutsam vorgehen? Meine Oma ist ja auch schon 85...

Vielleicht stolpert ja zufällig nun hier jemand über das Thema, der mir noch weiterhelfen kann... vielleicht auch jemand, der dort in der Nähe gewohnt hat oder wohnt oder jemanden kennt (mit den oben genannten Namen)... vielleicht ja gar jemand, der mit mir verwandt ist und jetzt zufällig davon erfährt... (und hoffentlich nicht aus allen Wolken fällt) ... ich würde mich über jeden noch so kleinen Hinweis freuen... auch wenns länger dauert...

GLG; Olli

[Juergen]

Hallo Olivia,

ich könnte mir auch vorstellen, dass auf dem Brachgelände eventuell auch
entweder irgendwelche Bauwagen standen oder vorübergehend ein Zirkus die
Fläche nutzen konnte.

1935 werden 2 Schausteller unter dieser Adresse geführt.

Berlin 1931
Greifswalder Str.
126 -- 131 Baustellen.

Berlin 1935
126 - 132 E. Land, Th. Frau (Urbanstr. 125)
Dögow. F. Schaustell.
Schledermann, A., Schaustell.
ua.

Berlin 1943
<----- Gemarkung Weißensee ----->
Greifswalder Str.
122 Lagerplatz
123 Lagerplatz
124, 125 Lagerplatz
126 -- 127 existiert nicht.
128 -- 131 Baustellen.
132 E. Arbeitsbaugenossenschaft Paradies zu Bln. e. GmbH (Bohnsdf.)
Mieter....

Endgültig bebaut wurden die Grundstücke wahrscheinlich erst nach 1945.

http://maps.google.de/maps?q=Berlin+Greifswalder+Str+.128&layer=c&sll=52.546930,13.447030&cbp=13,312.43,,0,0.24&cbll=52.546791,13.447202&hl=de&sspn=0.006295,0.006295&ie=UTF8&hq=&hnear=Greifswalder+Stra%C3%9Fe+128,+Berlin+10409+Berlin&ll=52.546935,13.447534&spn=0.004619,0.006448&z=17&panoid=FghapY--oaU5R5u18q1d7w

Die heutigen Bauten unter der Adresse Greifswalder Str. 128 ordne ich der DDR um 1950 zu.

Gruss Juergen

[Olivia]

@Juergen

... jetzt wirds interessant...

... 1935 und 1943 waren dort Schausteller auf dem Gelände??? Wo findet man diese Infos? Gibts da noch genaueres in Erfahrung zu bringen, also evt. wer da alles auftrat? Gibt es womöglich Zeitungsberichte o.ä. (womöglich auch in einem Archiv)?
Ich bin total aufgeregt...

GLG; Olli

[Juergen]

Nee, Nee 1943 wohnten dort laut den Berliner Adressbüchern keine Schausteller.

Nur 1935 Dögow. F. Schaustell. Schledermann, A., Schaustell. neben wenigen anderen Mietern.
Wobei Als Adresse unpräzise Greifswalder Str. 126 - 132 angegben wurde.


Guckst Du hier:

http://adressbuch.zlb.de/searchResultAdressbuch.php?&CatalogName=adre2007&CatalogCategory=adress&CatalogLayer=1&ImgId=327188

1935: SCHLEDERMANN, Arthur Schausteller

http://adressbuch.zlb.de//img-adr//37095262947.796//big//zlb_sk1/00057400/00057439.png

1937
Schledermann, Arthur, Schaustell., NO 55, Greifswalder Str. 126 - 132
Fritz Kaufm. NO 55, Greifswalder Str. 126 - 132

1938: SCHLEDERMANN, Arthur und Fritz Schausteller, Greifswalder Str. 126 - 132

http://adressbuch.zlb.de//img-adr//88777274201.2485//big//zlb_sk1/00037600/00037687.png

Was man unter Schausteller zu verstehen hatte, weiß ich nicht genau.


Juergen

[Klingerswalde39_44]

Hallo,

ich hab Dir mal in einem Stadtplan von 1932 die fragliche Gegend rausgesucht. Sie befindet sich in der Nähe des Güterbahnhofs und sieht wirklich unbebaut aus.

Rote dicke Linie = Greifswalder Strasse
Roter Pfeil = Hausnr. 124

Herzliche Grüße, Gabi

[liseboettcher]

Artisten/ Schausteller

Als Schausteller werden auch die Besitzer/ Betreiber von Karusells oder Schaubuden usw. bezeichnet. Da der Gesuchte ein junger Mann war, wohnte er vielleicht irgendwo dort zur Untermiete und wird wohl nicht im Adreßbuch zu finden sein. Außerdem reisten die Schausteller viel herum. Viel Erfolg!
MfG Lise

[Olivia]

nochmal Jürgen und Gabi! Und auch an Lise!
... ja, ich befürchte auch, daß ich irgendwie nicht so richtig weiterkommen werde... mein Uropa wird wohl nicht wirklich seßhaft gewesen sein... wer weiß wo er alles war... vermutlich ist er im heutigen Polen (in der Nähe von Danzig um 1902 herum geboren)... es gibt Indizien dafür... (mündliche Überlieferung)... ich habe aber leider keinen Ansatz zum forschen... wer weiß ob ich da jemals Ahnen finde in der Linie... seufz...
Ich weiß auch nicht, unter welchen Umständen er nach Deutschland kam, ob weitere Familie mitkam (Eltern, Geschwister?)... ob die Namensumbenennung schriftlich irgendwo bekundet wurde oder ob es sich um Künstlernamen handelte... viele ... vielleicht ist er auch irgendwann in seine alte Heimat zurückgekehrt oder ist weiter ausgewandert... er könnte überall in Europa oder Übersee sein... und in jedem Hafen eine andere Braut gehabt haben... ... wer weiß wieviele Halbgeschwister Oma da haben könnte... nunja... aber interessant ist das hier mal zu lesen... die alten Karten zu sehen... und auch das mit den Schaustellern... deshalb wahrscheinlich die Wohnortnähe zum Güterbahnhof... ich glaube früher wurde ja viel via Bahn transportiert, da wird es kaum LKW-Transporte gegeben haben...

... ich warte nun immernoch geduldig auf Post von Mücheln... da hatte ich ja vor 3 Wochen hingeschrieben (da wußte ich noch nix von der Berliner Adresse... und in der Vaterschaftsurkunde von 1927 stand Mücheln bei Merseburg als Wohnort drin... aber vermutlich wohnte er da auch nur zur Untermiete... seufz...) ... na mal schauen... ansonsten, hätte jemand eine Idee, an welches Amt ich mich in Berlin sonst wenden könnte? Stichwort: Einwohnermeldelisten/-karten o.ä.?

GLG; Olli

[Olivia]

... und heute kam nun schon Post von Mücheln...

Sehr geehrte Frau...

leider müssen wir Ihnen mitteilen, daß wir mit den wenigen Angaben in unseren Melderegistern bzw. Standesamtbüchern nichts finden konnten. In den Ort oder Orten wo Ihre Oma aufgewachsen ist, sind evt. Hinweise zu finden bzw. beim Jugendamt wo die Adoption vermerkt ist. Eine Anfrage beim Einwohnermeldeamt Berlin zu starten könnte auch Erfolg haben, da auch die vollstreckbare Ausfertigung der Vaterschaftsanerkennung dort abgestempelt wurde.
Viel Erfolg bei der weiteren Suche!

Mit freundl. Grüßen

... sehr nette Post... keine Rechnug dabei... demnach war die Auskunft sogar kostenfrei... aber leider komme ich wieder mal nicht weiter... seufz... mein Ur-Opa macht mir die Suche nicht leicht... er wollte wohl nicht gefunden werden...
Oma weiter zu "löchern" bringt nix, das wühlt nur alte verheilte Wunden auf... sie hat ja ihre leiblichen Eltern nicht kennengelernt... ihre Pflegeeltern kann ich auch nicht mehr fragen... sie sind schon lange vor meiner Geburt gestorben... eine Adoption fand nicht statt... es waren "nur" die Pflegeeltern... in Omas Geburtsurkunde von 1925 ist keinerlei Randvermerk... kein Eintrag zum Vater... da steht nur die leibliche Mutter drin... auch kein Vermerk im nachhinein, obwohl 2 Jahre später die Vaterschaftsanerkennung erfolgte... also hätte ich das Dokument nicht von Oma selbst, hätte ich das niemals erfahren... und in Omas Geburtsurkunde steht auch nix, das sie bei Pflegeeltern aufwuchs... sie weiß auch nicht, wann sie in die Pflegefamilie kam... ob gleich nach der Geburt oder erst später... Hat ihr leiblicher Vater sie jemals gesehen? Ich weiß es nicht... seufz... nunja... mal schauen wies weitergeht... vielleicht könnte ich ja nochn Berliner Amt/Archiv anschreiben?... oder aber ich starte einen allgemeinen thread im Unterforum berufsbezogene Familienforschung... speziell zum Artisten Siegmund/Siegfried Sdolarski/Schmidt... danach geb ich in dieser Linie erstmal auf... schweren Herzens...

GLG; Olli

[Hannibal]

Hallo Olli,

Du kannst es beim Landesarchiv Berlin versuchen, dort findest Du die alte Einwohnermeldekartei von Berlin (siehe unter Bestände -> Einwohnermeldekartei)!

MFG
Hannibal

[Olivia]

Hey Hannibal

(wenn ich Deinen Namen hier lese, muß ich immer ans A-Team spontan denken ),

Herzliches für den link zum Berliner Landesarchiv! Da werd ich mein Glück mal mit der mir bekannten Adresse versuchen und hoffen, daß sie was finden (auch wenn er dort vielleicht nur eine zeitlang als Untermieter wohnte)... leider hab ich ja kein Geburtsdatum meines Ur-Opas (nur ein ungefähres Alter von damals)... und dann etwas verwirrend die 2 unterschiedlichen Namen... seufz... Wie lange dauert so eine Bearbeitung bis man Auskunft erhält? Sind die Kosten 10 Euro, egal ob sie für die Suchrecherche evt. länger brauchen oder käme dann noch Suchgebühr dazu? Müßte ich da die Vaterschaftsanerkennung und eine Vollmacht von Oma beifügen wenn ich die Auskunft anfordere oder reicht eine Kopie meines Personalausweises und die Anfrage mit Hinweis auf Ahnenforschung aus?

GLG; Olli

[Hannibal]

Hallo,

gebe bei Deiner Anfrage alles an, was Du weißt, dass hilft beim suchen! Ich glaube die Gebühr beträgt 10 € pro Person, eine weitere Suchgebühr fällt meines Wissens nicht an. Was die Bearbeitungsdauer angeht, kann ich Dir keine Auskunft geben, aber kannst ja beim entsprechenden Bearbeiter nachfragen. Was Du alles mitschicken musst kannst Du ebenso beim Bearbeiter erfragen.

MFG
Hannibal