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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : zur "Bescheinigung der Eheschliessung"


Juergen
16.04.2008, 21:14
Hallo Forscher,

ich habe nocheinmal, die mir überlieferten wenigen Originaldokumente gesichtet, welche meine Vorfahren betreffen.
Nun habe ich eine Frage zu einer "Bescheinigung der Eheschliessung", ausgestellt in Berlin 1893.
Die enthaltenen Informationen, zu den Brautleuten sind recht dürftig. Es fehlen, die genaue Wohnanschrift, die Geburtsdaten der Brautleute, Religionszugehörigkeit, Trauzeugen und Angaben zu den Eltern.

Enhielt die sogenannte "Bescheinigung der Eheschliessung" in dieser Zeit immer so wenig Informationen?
Wurden damals schon Familienbücher ausgehändigt?

Ich habe trotz der mir Vorliegenden "Bescheinigung der Eheschliessung" nun erst, eine Anfrage an das heute zuständige Standesamt gestellt. Das Standesamt, muss doch zumindest die genauen Personendaten des Brautpaars registriert haben, wisst Ihr dazu Näheres?

Vielleicht, ist noch jemand so freundlich und kann mir das Wort nach Sonderversorgung vervollständigen, "ausgehändigt" kann das sein?

Gruss Juergen!

P.S.
Vielleicht ist das Thema schon behandelt worden, hab es aber nach kurzem Suchen, nicht gefunden.

mesmerode
16.04.2008, 22:42
hallo Jürgen,
du hast es richtig gelesen, es heisst:
ausgehändigt
Uschi

Joachim v. Roy
16.04.2008, 22:49
Ergänzend darf angemerkt werden, daß hier nicht "Sonderversorgung", sondern "Sonderzuteilung" zu lesen ist (was im Prinzip wohl dasselbe gewesen sein dürfte).

Seltsam, daß das Ernährungsamt die Ausgabe der "Sonderzuteilung" auf einer Heiratsurkunde vermerkte.


MfG

Nachtrag: Derartige - einfache - Heiratsurkunden waren keinesfalls unüblich. - Familienbücher gab es meines Wissens gegen Ende des 19. Jahrhunderts noch nicht, jedenfalls nicht in Preußen.

Juergen
16.04.2008, 23:24
Hallo Uschi, hallo Herr v. Roy,

Dank Euch, für die Korrektur und die Kommentierung des Dokuments. Die Personendaten, des Brautpaars sind mir aus anderen Quellen bekannt. Nur noch bestätigende Angaben, zu den Eltern der Beiden erhoffe ich mir noch zusätzlich. Auch interessiert mich die Wohnanschrift des Brautpaars zum Zeitpunkt der Heirat in Berlin. In den alten Berliner Adressbüchern, taucht das Paar bzw. der Ehemann erst ab 1898 im Standesamtsbezirk 7a auf.

In einem Familienbuch, welches ich nicht besitze, könnten auch weitere vielleicht früh verstorbene Kinder erwähnt sein. Daher bin ich gespannt, ob das heutige Standesamt, mir zusätzliche Infos liefert. Bisher dachte ich diese Anfrage bringt nichts neues.

Gruss Juergen!

Michael1965
16.04.2008, 23:28
Hallo Juergen,

hast Du gesehen das das Datum unten aus dem Jahre 1943 ist?

Vielleicht hat es etwas damit zu tun. Könnte doch sein das Deine Vorfahren schon Verluste an Papieren erlitten hatten (durch Luftangriffe) und nur noch dieses Dokument hatten.

Nur so ein Gedanke.

Warum aber das Original-Dokument nur so wenig Einträge hat? Keine Ahnung. Eigentlich unüblich.



Gruß aus dem Norden

Michael

Juergen
16.04.2008, 23:58
Guten Abend Michael,

Dass, die Familie "ausgebombt" war, ist mir bisher nicht bekannt.
Die Familie wohnte viele Jahre in der Schillingstrasse, nahe der heutigen Schillingbrücke. Diese Gegend wurde durch Bombenangriffe schon enorm verwüstet. Ob dies schon 1943 der Fall war, kann ich aus den Hut, nicht sagen. Ausserdem weiss ich nicht, wann die Fam. dann in den Prenzlauer Berg zog, dort wohnte Sie dann bis zu Letzt in der Lettestrasse. Der Stempel, ist ja schon aus dem Bezirksamt Prenzlauer Berg.

Kann ich aber nocheinmal in den Adressbüchern nachschauen.
Was es mit der Sonderzuteilung auf sich hat, ist mir auch nicht bekannt.

Gruss Juergen!

P.S.
Von dem Haus in der Schillingstrasse habe ich sogar ein Foto. Diese Familie liess sich gern mit Blick aus dem Fenster der Wohnung, fotografieren.

Michael1965
17.04.2008, 00:28
Hallo Juergen,

noch so ein Gedanke.

Vielleicht ist diese Urkunde ja nur zum Zwecke der kirchlichen Heirat ausgestellt worden. Damit die Eheleute dem zuständigen Pastor beweisen konnten das sie bereits StA geheiratet haben. :? Kenne ich mich aber nicht gut genugt damit aus ob es sowas gab.

Bin mir nicht ganz sicher ob Deine Vorfahren in Berlin ausgebombt waren und das das Stück Papier nach Verlust der Zuteilungsmarken, wenn es 1943 schon welche gab, als Ersatz herhalten mußte. Vielleicht war es aber so :? :!

Wie gesagt, nur so ein Gedanke.

Gruß aus dem Norden

Michael

Marlies
17.04.2008, 06:55
Original von Juergen
Was es mit der Sonderzuteilung auf sich hat, ist mir auch nicht bekannt.


Hallo Juergen,

ich denke schon, dass etwas besonderes vorliegen mußte, um an Sonderzuteilungen von Lebensmitteln zu kommen.

Das besondere könnte die (wie von Michael schon angedeutet) kirchliche Trauung sein, aber Sonderzuteilungen gab es auch für besonders kräftezehrende, kriegsnotwendige Arbeiten.

Warum diese Sonderzuteilung aber auf der Ehebescheinung vermerkt wurde, keine Ahnung....... (vielleicht doch wegen der kirchlichen Trauung?)

Falls Du weitere Erkenntnisse findest, würde ich mich über eine Aufklärung freuen.

Viel Erfolg bei Deiner weiteren Suche und Grüße

Marlies

Hina
17.04.2008, 08:55
Hallo,

das Datum der Eheschließung ist mit 15. April 1893 angegeben.

Das Datum für die Genehmigung der Sonderzuteilung ist der 8. April 1943.

Daraus ergibt sich, dass es hier um die Sonderzuteilung für die Goldene Hochzeit des Ehepaares geht.

Für derlei Anlässe konnte eine Sonderzuteilung beantragt werden, wenn das Ehepaar nachwies, wann es geheiratet hatte. Das taten sie hier auch mit der Ehebescheinigung. Warum so wenig drauf steht ist insofern zu erklären, dass es sich nicht um eine Urkunde sondern lediglich um eine amtliche Bescheinigung, dass das Paar verehelicht ist, handelt. Diese Bescheinigungen brauchte man für alles mögliche - Steuer, Kirche, Vermieter usw. Es mußte nicht immer die Urkunde vorgelegt werden, da es bei Ämtern und Vermietern unerheblich ist, wer die Eltern und Trauzeugen der Brautleute waren. Auf einer Urkunde hätte auch nicht der Vermerk der Sonderzuteilung gemacht werden dürfen. Damals gab es ja noch keine Kopierer. Heute kopieren sich die Ämter die Urkunden und machen ihre Vermerke auf der Kopie. Früher legte man eben standesamtliche Bescheinigungen vor.

Viele Grüße
Hina

Michael1965
17.04.2008, 12:47
Hallo Hina,

daran habe ich garnicht gedacht. Du hast Recht, 50 Jahre zwischen den Daten :)

:sensationell:

Habe mich auch wegen der Bombenangriffe schlau gemacht. Die begannen erst im Nov. 1943. Kann also nicht sein mit ausgebombt.

Danke für Deine Aufklärung.

Gruß aus dem Süden (Norden) :wink:

Michael

liseboettcher
17.04.2008, 17:15
Liebe Ahnenforscher, Ihr seid sicherlich alle jünger als 65 Jahre und könnt Euch vermutlich nicht vorstellen, weshalb man eine "Sonderzuteilung" beantragt hat? Wißt Ihr, wieviel bzw. wie wenig Lebensmittel man auf die Lebensmittelkarte bekam? Ich bin 71, meine Großeltern hatten eine Fleischerei, mußte nie Hunger leiden. Aber ich kann mir vorstellen, dass man für eine Goldene Hochzeit ein paar zusätzliche Lebensmittel kaufen durfte, um wenigstens eine kleine Feier auszurichten. Man mußte natürlich dafür eine Bescheinigung haben, sonst ....könnte ja jeder kommen.....
Gehört hatte ich es auch noch nicht, meine Großeltern haben 1903 geheiratet, zur Goldenen Hochzeit lebte Großvater nicht mehr. Mfg Lise :roll:

Juergen
17.04.2008, 17:27
Hallo Hina,

das mit der goldenen Hochzeit und die daher beantragte Sonderzuteilung, wäre mir nie aufgefallen. Dabei habe ich immerhin das Datum danach überprüft, ob es mit dem Erreichen des Rentenalters zusammenpasst, was nicht der Fall war. Danke also für die Aufklärung.

Deine Erläuterung, zu dieser Bescheinigung, ist auch recht einleuchtend.
Heisst das, den Eheleuten wurde damals wahrscheinlich noch eine andere Heiratsurkunde oder Ähnliches (Stammbuch der Famile) ausgehändigt?

Na mal schauen, ob das Standesamt, mir meine gewünschten Kopien zusendet. Ich bekam nämlich auch schon eine nur Abschrift, einer Urkunde, obwohl ich um Kopien bat. Es werden auch Formulare bereitgestellt, die nur Abschriften vorsehen (verwende ich nicht mehr).

Gruss Juergen!

P.S.
Ein Dokument über die kirchliche Hochzeit, besitze ich auch nicht.

Hina
17.04.2008, 18:18
Hallo Jürgen,

ja, manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht, geht mir auch öfter so :wink:. In dem Fall hatte ich es auf den ersten Blick gesehen.

Es müßte natürlich beim Standesamt noch ein vollständiger Eintrag da sein, in dem auch alle anderen Daten zu finden sind. Die Eheleute dürften eigentlich auch ein Familienstammbuch bekommen haben, denn das wurde mit den Standesämtern eingeführt. Ob es jedoch extra beantragt werden mußte oder automatisch mitgegeben wurde, weiß ich leider nicht.

Viele Grüße
Hina